Gazprom

File photo of the company logo of Russian natural gas producer Gazprom
File photo of the company logo of Russian natural gas producer Gazprom(c) REUTERS (ALEXANDER DEMIANCHUK)
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Warum die Aktie des Gaskonzerns Gazprom viel zu tief geprügelt wurde und Warren Buffett seinem Ruf wieder alle Ehre macht.

Ganz so schlecht wie erwartet ist die Woche nicht gelaufen: Alle wichtigen Börsen liegen – trotz des „Yellen-Schocks“ zur Wochenmitte– über dem Wert vom vergangenen Montag, wobei die US-Indizes nach wie vor besser aussehen als die europäischen. Das hängt wohl wesentlich mit der leichten Entspannung im Krim-Konflikt zusammen. Es sieht so aus, als würden EU/USA und Putins Russland einander ein bisschen per Sanktionsdrohungen ärgern wollen. Dass sich die Kontrahenten gegenseitig in einen großen militärischen Konflikt ziehen lassen, wird aber immer unwahrscheinlicher.

Das hat bedeutende Auswirkungen auf die nahe dem Krisengebiet liegenden Märkte, die naturgemäß am stärksten von der Eskalation betroffen waren. Da könnte sich, vorausgesetzt, die Lage eskaliert nicht wieder, das eine oder andere Superschnäppchen ergeben. Besonders kräftig Federn lassen musste die Börse in Moskau, was aber auch kein Wunder ist: Die russische Wirtschaft ist extrem von Rohstoffexporten (überwiegend Gas und Öl nach Westeuropa) abhängig. Mit befürchteten Sanktionen der Art „Gas abdrehen“ schneiden sich die Russen also ziemlich stark ins eigene Fleisch.

Das scheinen Anleger in der ersten Panik nach der Krim-Annexion übersehen zu haben: Manche russische Papiere wurden zu stark abgestraft. Die Börse in Moskau ist für Anleger insgesamt zwar weiterhin viel zu riskant, es gibt aber Ausnahmen.

Eine davon ist der Energiekonzern Gazprom (ISIN US3682872078), der als wichtigster Gasexporteur nach Westeuropa zugleich auch der wichtigste Devisenbringer des russischen Staates ist. Die Gasaktie ist seit Beginn der Krim-Krise brutal abgestürzt, nach traditionellen Bewertungskriterien ist der Kurs von knapp unter fünf Euro nur noch ein Witz: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt gerade noch bei drei, während jene vergleichbarer Energiekonzerne im niedrigen zweistelligen Bereich liegen. Die Dividendenrendite liegt beim derzeitigen Kursniveau bei sechs Prozent. Analysten gehen unterdessen von einem relativ kurzfristigen Kursziel von zumindest acht Euro aus, was vom gegenwärtigen Stand aus einem Plus von rund 60 Prozent entspräche.

Das Ganze ist freilich eine Wette auf politische Entspannung und damit höchst riskant. Auf den Chart braucht man derzeit gar nicht zu schauen: Der von Putin-Freunden dirigierte Staatskonzern hängt rein an der politischen Entwicklung. Und: Sollten die Wirtschaftssanktionen gegen Russland zu wirken beginnen und weiter Kapital von der Börse Moskau abgezogen werden, geht die Rechnung natürlich nicht auf.

Was steht sonst noch an? Die Aktie der deutschen Commerzbank (ISIN DE000CBK1001), der nach einem Durchmarsch von 5,5 auf 13,9 Euro in den vergangenen Wochen ein wenig die Luft ausgegangen ist, hat am Freitag einen neuen Schub bekommen. Nicht zuletzt durch Kaufempfehlungen von Morgan Stanley und SocGen. Das Kursziel liegt jetzt in der Gegend von 16 Euro und damit um 15 Prozent über dem aktuellen Wert. Grund für die Euphorie der Analysten: Der Restrukturierungsprozess der früheren Krisenbank sei relativ weit fortgeschritten.

Sehr stark angesprungen ist – nach mehrmonatiger Durststrecke – zuletzt die Aktie, die den alten Börsenfuchs Warren Buffett berühmt und reich gemacht hat: Berkshire Hathaway (ISIN US0846707026) hat in der Vorwoche den bei 120 Dollar gelegenen, in den vergangenen Monaten sehr festsitzenden Kursdeckel weggesprengt und ist jetzt in Richtung 160 Dollar unterwegs. Sieht gut aus. Der Wert bezieht sich übrigens auf die für kleine Leute gedachte B-Aktie. Wer einmal eine richtige „Protz-Aktie“, wie das ein deutsches Börsenmagazin genannt hat, im Portfolio haben will, kann natürlich auch zur „Class A“-Aktie von Berkshire (ISIN US0846701086) greifen. Da wären dann 186.540 Dollar abgezählt bereitzuhalten. Pro Stück. Das schafft Übersicht im Portfolio.

Eine neuerliche Kaufempfehlung hat übrigens unser Dauerbrenner Jinko Solar (ISIN US47759T1007) erhalten. Die Credit Suisse traut dem derzeit besten Solarkonzern ein Kursziel von 58 Dollar zu. Derzeit notiert die chinesische Aktie bei 33 Dollar. Ganz schön viel Luft nach oben. Freilich: Kenner der seit der ersten „Presse am Sonntag“-Empfehlung schon sehr ertragreichen Aktie wissen, dass das Papier ziemlich volatil ist und ausgesprochen gute Anlegernerven erfordert.

josef.urschitz@diepresse.com 

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2014)

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