Die Börsenampel steht auf rot

USA, New York, Wallstreet, Boerse
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Warum die Börsenampel zur Zeit eindeutig auf Rot steht und Kleinanleger sich in den nächsten Wochen von Aktien eher fernhalten sollten.

Die heutige Empfehlung könnte eigentlich ziemlich kurz ausfallen: Beherzigen Sie den Tipp des amerikanischen Börsenbrief-Gurus Dennis Gartman (siehe unten stehende Geschichte) und halten Sie sich in den nächsten Wochen von Aktien fern. Wer nicht gerade hart gesottener Swing-Trader mit Daueraufenthalt vor dem Handels-Bildschirm ist, kann sich jetzt nur die Finger verbrennen. Zu viele Negativ-Faktoren – vom eskalierenden Ukraine-Konflikt über die drohende Zinserhöhung in den USA bis zu den offenbar viel zu weit gelaufenen Notierungen von Tech- und Biotechaktien – verunsichern derzeit den Markt.

Ein eindeutiges Alarmzeichen ist auch die Orientierungslosigkeit der Marktteilnehmer. Die Kursschwankungen selbst innerhalb einer Session waren in der vergangenen Woche jedenfalls ziemlich abenteuerlich.

Was man jedenfalls sieht: Die Profis sacken gerade in größerem Stil ihre vor allem im Tech-Bereich aufgelaufenen Gewinne ein. Sie werden sich was dabei denken – und ihre Aktivitäten sind marktbestimmend.

Man sollte es ihnen nachmachen. „Buy-and-hold“-Strategien, das berühmte „aussitzen“, sind ja eindeutig von gestern. Natürlich kann man, um einen alten Kalauer zu beleben, mit dem „Paternoster“-Aufzug gefahrlos durch den Keller fahren. Sinnvoller (und in vielen Fällen besser für die finanzielle Gesundheit) ist es aber, im Erdgeschoss auszusteigen und zu warten, bis die Kabine wieder vorbei kommt.

Wer (wie hier immer wieder empfohlen) mit sinnvollen Stopps arbeitet, ist aus den Highflyer-Titeln (etwa der hier mehrmals empfohlenen) Jinko Solar ohnehin schon draußen – und hat dabei schöne Gewinne realisiert. Die scharfe Korrektur vor allem bei Tech- und Biotech-Titeln (letztere haben schon an die 20 Prozent verloren) ist so gesehen keine Katastrophe, sondern eine gesunde „Berichtigung“ eines zu steil gewordenen Kursverlaufs. Das wird bald wieder zumindest bei jenen Unternehmen, deren Wachstumschancen intakt sind, recht schöne Einstiegsgelegenheiten bieten. Aber noch ist es nicht so weit. Die Empfehlung lautet deshalb, wie eingangs erwähnt, abwarten. Man muss nicht immer investiert sein.

Wem das nicht gefällt, für den haben wir heute ein paar „Fremdtipps“ parat. Die Fundamentalanalyse der Banken lässt sich von kurzfristigen Marktkapriolen ja weniger beeindrucken und liefert auch in schwierigen Zeiten Kaufempfehlungen. Eine Auswahl aus den letzten Tagen: Die Citibank hat das Kursziel der deutschen Salzgitter AG (ISIN DE0006202005) von 31 auf 36 Euro angehoben und die Bewertung von „Hold“ auf „Buy“ verbessert. Der Grund: Die Restrukturierungsbemühungen beim deutschen Konzern würden Erfolge zeigen. Die Aktie war am für deutsche Werte sehr schwierig verlaufenen Freitag demgemäß einer der wenigen MDax-Werte mit Kursgewinn.

Goldman Sachs findet neuerdings den französischen Autohersteller Peugeot (ISIN FR0000121501) interessant. Die Investmentbank hat ihr Peugeot-Kursziel um 2,30 Euro auf 17,40 Euro angehoben. Ein recht ordentliches Kurspotenzial, denn der Wert notiert derzeit bei 13,75. Grund für die Anhebung ist die Präsentation der neuen Unternehmensstrategie durch den von Renault geholten Unternehmenschef Carlos Tavares. Der hat eine stärkere Fokussierung auf den chinesischen Markt, eine Erneuerung der Produktpalette und weitere Kostensenkungen angekündigt.

Eine rosige Zukunft prophezeien die Analysten von Exane BNP Paribas dem im TecDax notierten deutschen Zahlungsabwickler Wirecard (ISIN DE0007472060): Dessen Kursziel wurde von 34 auf 40 Euro gesteigert. Die Aktie steckt derzeit freilich noch in einer relativ scharfen Korrektur, die den Kurs von 34 auf 29 Euro zurückgeführt hat. Das hat zwar das Potenzial grundsätzlich vergrößert – die Korrektur ist aber noch nicht vorbei. Wirecard gehört also auf die Beobachtungsliste.

Aufpassen muss man kurzfristig jetzt bei der hier in jüngster Zeit empfohlenen Aktie der Lufthansa (ISIN DE0008232125). Deren beeindruckender Höhenflug ist diese Woche durch eine Art Strömungsabriss vorerst beendet worden. Am Freitag hat die Luftfahrt-Aktie drei Bewertungen mit Kurzfrist-Kurszielen zwischen 18,60 und 20 Euro bekommen. Und das ist die „Flughöhe“, die die Aktie mit einem aktuellen Kurs von knapp über 19 schon jetzt erreicht hat.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2014)

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