Börsen-Schnäppchen

A worker turns a valve at an underground gas storage facility near Striy
A worker turns a valve at an underground gas storage facility near StriyREUTERS
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Warum die Ukraine-Krise auch aus österreichischen Unternehmen wie etwa C.A.T.Oil Börsen-Schnäppchen macht.

Eine recht gute Börsenwoche ist zu Ende gegangen. Ihre hartnäckigen Seitwärtstrends haben die wichtigen Indizes aber nicht verlassen. Das wird auch schwer werden. Zwar treten jetzt wieder vermehrt Analysten auf, die besonders dem für Österreich nicht ganz unwichtigen deutschen Leitindex Dax vor dem Ausbruch nach oben sehen. Aber die all zu euphorischen Prognosen sollte man lieber gleich wieder vergessen.

Derzeit sind an den Märkten nämlich durchaus auch Signale zu sehen, die Anlegern zu denken geben oder zumindest zu erhöhter Vorsicht mahnen sollten. So sieht es etwa danach aus, als ob die ganz Großen beginnen würden, schrittweise vom Aktien- in den Anleihemarkt umzuschichten – obwohl halbwegs sichere Anleihen kaum Renditen bringen. Das tritt normalerweise ein, wenn ein Bullenmarkt in ein sehr reifes Stadium gekommen ist.

Kurzfristig wird man aber wohl noch ein bisschen mitnaschen können. Anfang Juni wird ja die EZB ihre ganz schweren Geschütze (Leitzins auf Null, Einlagenzinsen negativ, forcierte Staatsanleihenkäufe) zumindest teilweise auspacken. Das wird auf kurze Sicht natürlich zusätzliches Futter für die Finanzmärkte liefern. Wo soll das Geld in der derzeitigen Situation denn sonst hin? Man wird also nicht weit daneben liegen, wenn man für den Frühsommer ein stabiles bis steigendes Aktienkursniveau annimmt.

Allzu nachhaltig wird das aber nicht sein, denn der Aktienmarkt ist mit ultrabilligem Zentralbankgeld ja schon jetzt ungesund aufgeblasen. Aktienkäufe sollten jetzt also eher nach kurz- bis mittelfristigen Kriterien (Anlagehorizont ein paar Monate) getätigt werden.

In solchen Fällen lohnt es sich, besonders unterbewertete Aktien anzuschauen. Etwa solche, die durch politische Krisen zu tief hinuntergeprügelt wurden. Der „Presse am Sonntag“-Tipp, Gazprom (ISIN US3682872078) und Sberbank (ISIN US80585Y3080) anzuschauen, hat in den vergangenen Wochen ja schon schöne Zinsen getragen. Die Wellen, die die Krim-Annexion durch Russland geschlagen hat, haben aber nicht nur russische Unternehmen zu tief unter Wasser gedrückt. Auch österreichische sind dabei.

Beispielsweise der in Frankfurt börsenotierte und im Sdax enthaltene Gas- und Ölfeldausrüster C.A.T. Oil (ISIN AT0000A00Y78). Der ist ziemlich stark von russischen Energieunternemen abhängig – und hat das im Zuge der Ukraine-Krise auch kräftig zu spüren bekommen. Zu stark, wie viele Analysten meinen. Denn ein Kursabsturz um fast 40 Prozent, wie ihn die Austro-Aktie in den vergangenen Monaten erlebt hatte, lasse sich fundamental nicht begründen.

Offenbar haben das viele Anleger schon eingesehen, denn die Aktie hat eindrucksvoll gedreht und schon wieder ein Stück des verlorenen Bodens gutgemacht. Es bleibt aber noch genug Platz – und jetzt kommt auch noch Zusatzschub ins Spiel: An der Börse wird hartnäckig das Gerücht verbreitet, Gazprom sei an einer Übernahme des österreichischen Unternehmens interessiert. Sollte das zutreffen, dann gibt es ziemlich viel Kursspielraum nach oben. Aber auch vom 400 Mrd. Dollar-Gasdeal zwischen Russland und China dürfte C.A.T. Oil ordentlich profitieren. Allerdings: Das politische Risiko, das die Aktie gedrückt hat, bleibt vorerst im Hintergrund natürlich bestehen.

Eine eindrucksvolle Umkehrkurve liefert derzeit eine „alte Bekannte“ unter den „Presse am Sonntag“-Empfehlungen: 3D Systems (ISIN (US88554D2053) ist wie die gesamte 3D-Druckerbranche in den vergangenen Monaten fürchterlich nach unten gerissen worden. Doch jetzt hat der Trend gedreht. Die Aktie hat ein Kaufsignal generiert. Die Analysten-Kursziele liegen knapp unter 100 Dollar. Bei einem aktuellen Kurs von 55 Dollar sieht das nicht unattraktiv aus. Aufpassen und mit Stopps arbeiten muss man halt, denn die Branche agiert an der Börse noch ein bisschen sehr volatil.

Ein deutliches Kaufsignal hat diese Woche der Chart des Halbleiterherstellers Dialog Semiconductor (ISIN GB0059822006) geliefert. Gleichzeitig kam eine Kaufempfehlung von Jefferies mit dem Kursziel 25. Das ergäbe vom jetzigen Kurs aus rund 15 Prozent Potenzial. Der deutsche Apple-Zulieferer, der im Tecdax notiert, wegen des Holdingsitzes London aber eine britische ISIN trägt, hat ein gutes Ergebnis für das erste Quartal abgeliefert und hat sich damit für den Rest des Jahres, in dem ein Geschäftsaufschwung erwartet wird, hervorragend positioniert.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2014)

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