Börsenfüchse kopieren Warren Buffett

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Warum sich Anleger jetzt auf große Börsenschlachtschiffe konzentrieren und Warren Buffett kopieren sollten.

Am vergangenen Sonntag war an dieser Stelle zu lesen, dass nach den dramatischen Abverkäufen an den Märkten „geradezu zwingend“ eine Gegenbewegung ansteht, die sich „durchaus zur kräftigen Bärenmarkt-Rallye auswachsen“ könnte. Für eine echte Trendwende sei es aber zu früh.

Diese Gegenbewegung ist punktgenau eingetreten – und sie war recht beeindruckend, auch wenn die wichtigen Indizes am Freitag schon wieder Ermüdungserscheinungen zeigten. An der Gesamteinschätzung hat sich aber, ebenso wie am fundamentalen Umfeld der Märkte, nichts geändert: Kurzfristig kann es durchaus noch nach oben gehen, auf lange Sicht ist aber bei Weitem noch nicht geklärt, ob wir den Tiefpunkt schon gesehen haben, oder ob es noch einmal kräftig nach unten geht.

Da stecken Anleger jetzt natürlich in einem Dilemma. Alte Börsenfüchse wissen, dass große Vermögen an den Börsen entstehen, indem man nicht dann kauft, wenn alle kaufen, sondern dann, wenn die „Kanonen donnern“. Da steht man jetzt klarerweise vor einer entscheidenden Risikoabwägung: Steigt man jetzt ein, mit dem recht hohen Risiko, dass man gleich zu Beginn noch einmal kräftig nach unten fährt und damit jedenfalls zu teuer gekauft hat? Oder wartet man eine echte Bodenbildung ab, mit dem Risiko, dass man die verschläft und dann erst wieder viel zu teuer kauft und damit sein Gewinnpotenzial unnötig begrenzt?

Wer sich für Ersteres entscheidet, sollte (so er kein Trader ist, sondern Anlageentscheidungen eher mittel- bis langfristig sieht) sein Risiko wenigstens dadurch begrenzen, dass er sich auf jene großen „Schlachtschiffe“ beschränkt, die vergleichsweise langsam und relativ unbeirrt durch die Börsenstürme fahren und auch bei der jüngsten Attacke nur wenig gerupft wurden.

Da fällt einem spontan die hier schon einmal empfohlene Berkshire-Hathaway-Aktie des alten Börsenfuchses Warren Buffett ein. Natürlich die Berkshire Hathaway B mit der ISIN US0846707026, denn die A-Aktie ist mit einem Preis von unterdessen schon knapp 210.000 Dollar pro Stück doch ein wenig zu schwer für die meisten Depots.

Berkshire Hathaway hat auch korrigiert, aber nur ein bisschen. Und der Chart ist eine eindrucksvolle „Luro“- Kurve (was für „von links unten nach rechts oben“ steht). Das passt! Erstaunlich, dass eine der größten Investment-erfolgsstorys vom Mittachtziger Buffett gemeinsam mit seinem neunzigjährigem Compagnon so eindrucksvoll fortgeschrieben werden kann, während rundum Börsianer mit 30 schon ausgebrannt sind. Solange Buffett noch seine Finger im Spiel hat, ist das jedenfalls eine „Ankeraktie“ für jedes Depot. Eine mit nicht schlechten Aussichten: Analysten sehen mittelfristig bis zu 50 Prozent Kurspotenzial.

Ganz ausgezeichnet gehalten hat sich zuletzt auch die Aktie des amerikanischen Mischkonzerns Procter & Gamble (ISIN US7427181091). Die hat in den vergangenen eineinhalb Jahren insgesamt zwar eher seitwärts tendiert (wenn man das Pech hatte, an den Spitzen zuzukaufen), aber Kurspotenzial ist vorhanden– und rund drei Prozent Dividendenrendite in diesem Jahr sind etwas, was man mit Anleihen oder gar Sparprodukten erst einmal zusammenbringen muss. Derzeit ist die Aktie trotz der jüngsten Börseturbulenzen nicht weit von ihrem Allzeithoch entfernt. Knackt sie dieses, dann könnte durchaus der nächste Kursschub anstehen.

Kein wirkliches „Schlachtschiff“ ist die im deutschen TecDAX notierte, aber (wegen des Konzernsitzes) mit britischer ISIN versehene Dialog Semiconductor (ISIN GB0059822006). Aber sie segelt als Großzulieferer sicher im Kielwasser des Technologieriesen Apple – und profitiert jetzt gerade von dessen Produktoffensive. Da ist kurzfristig sicher einiges drinnen. Vor allem dann, wenn das Papier über das bisherige Hoch bei knapp 26 Euro springt, von dem es derzeit noch rund zwei Euro entfernt ist.

Ein größeres Kaliber ist da schon die Aktie der israelischen Teva Pharmaceutical (ISIN US8816242098), deren Kurs-Chart der letzten zwölf Monate Chartisten durchaus zum Schwärmen bringen könnte. Teva ist der weltgrößte Hersteller von Generika, und das ist angesichts der an Grenzen stoßenden Gesundheitsausgaben einer der ganz großen Wachstumsmärkte. Merrill Lynch hat Teva erst in der abgelaufenen Woche eine Kaufempfehlung verpasst und das Kursziel auf 62 Dollar angehoben. Das wäre ein Potenzial von immerhin rund 20 Prozent.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.10.2014)

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