Warum die Kurse an den Börsen zurzeit wild ausschlagen

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Und die österreichische S&T-Aktie kräftig anspringt.

Draghi hat es gegeben – Draghi hat es genommen: Mit solchen Worten könnte man beschreiben, was sich in der abgelaufenen Woche auf den Märkten abgespielt hat. Das trifft extrem auf den für österreichische Anleger nicht ganz unwichtigen deutschen Markt zu: Dort hat die EZB am Donnerstag ein richtiges Kursgewitter ausgelöst. Zuerst stieg der Leitindex DAX in die Gegend von 10.030 Punkten – um dann, unmittelbar nach der EZB-Ratssitzung, um satte 250 Punkte abzustürzen.
Dabei war gar nichts wirklich Aufregendes geschehen. Der EZB-Chef hatte im Wesentlichen nur verkündet, dass die Geldschleusen via forcierter Anleihekäufe nicht mehr heuer, sondern erst im Jänner geöffnet werden. Eine kleine Enttäuschung vielleicht, aber kein Grund, in Panik alles auf den Markt zu werfen.
Am Freitag dann das gegenläufige Bild: Der DAX ging wieder kräftig nach oben und durchbrach die 10.000er-Schwelle scheinbar mühelos. Auch dafür gab es keinen wirklichen Grund. So toll waren die „unerwartet günstigen“ Konjunkturdaten, die Börsianer als Grund für den Bocksprung angaben, auch wieder nicht. In Wien war das Bild nicht ganz so krass, aber die Kurskurve ähnelte doch recht stark der von Frankfurt.
Wir lernen daraus.: Die Börse ist um ein ordentliches Stück volatiler geworden. Das lässt auf stark gestiegene Nervosität der Anleger schließen. In Deutschland, munkeln Börsianer, würden auch automatische Handelsprogramme eine immer größere Rolle spielen. Die erhöhen die Volatilität in unsicheren Zeiten erheblich, weil sie ohne viel Federlesens sehr schnell handeln, wenn die von ihnen analysierten Daten und Nachrichten das nahelegen.
Privatanleger sind in einer solchen Situation nicht ganz schlecht beraten, wenn sie erst einmal von der Seitenlinie aus zusehen, bis sich die Aufregung auf den Märkten wieder gelegt hat. Bei solchen Tagesschwankungen ist die Gefahr zu groß, dass man in der falschen Minute zugreift und gleich einmal mit einem satten Minus startet.
In der Zeit könnte man die Deutsche Telekom (ISIN DE0005557508) etwas genauer beobachten. Telekom-Aktien waren in den vergangenen Jahren zwar nicht der Traum renditeorientierter Anleger, aber beim deutschen Telekomkonzern hat sich zuletzt offenbar einiges deutlich zum Besseren gewandt. Das hat sich neulich in einer Hochstufung durch Goldman Sachs niedergeschlagen: Die Einstufung wurde zwar nur von „Sell“ auf „neutral“ gehoben, das Kursziel aber recht deutlich von 13,30 auf 15,50 Euro aufgestockt. Vom jetzigen Kurs aus entspricht das einem kurzfristigen Potenzial von rund 16 Prozent. Dazu kommt eine Dividendenrendite von annähernd vier Prozent, was den Wert im aktuellen Börsenumfeld, das für 2015 ja eher nicht den großen Boom erwarten lässt, doch einigermaßen attraktiv macht. Allerdings wäre für einen Einstieg eine Wachstumsverschnaufpause praktisch. Nach dem Anstieg um fast ein Drittel seit Anfang Oktober scheint die Aktie kurzfristig ein bisschen heißgelaufen zu sein.
Sehr solide sieht auch das Papier des deutschen Reisekonzerns TUI (ISIN DE000TUAG000) aus. Der Kurs treibt sich nach einem kräftigen Anstieg jetzt zwar schon in der Nähe der Analystenkursziele herum. Aber das Unternehmen hat zuletzt für das Ende September abgeschlossene Geschäftsjahr ein gutes Ergebnis abgeliefert und und wird – unter anderem durch den bevorstehenden Zusammenschluss mit TUI Travel zu einem wirklich großen Reisekonzern samt der damit verbundenen Notierung an der Londoner Börse – noch für einige Kursimpulse sorgen. Eine Kursrakete wird man sich damit auf diesem Niveau nicht mehr einhandeln, aber ein solider Basiswert ist das allemal.
In der vergangenen Woche hat eine österreichische Aktie den Kursturbo gezündet, die sonst nicht so im Rampenlicht steht: S&T (ISIN AT0000A0E9W5) ist nach einer Präsentation in Frankfurt ins Licht der Anleger gerückt. Die Österreicher sind zuletzt groß ins stark wachsende Geschäft mit Smart Energy (z. B. intelligente Haussteuerungen) eingestiegen und erwarten für das kommende Jahr ein Wachstum um ein Viertel. Im Vergleich zu direkten deutschen Bewerbern (etwa Bechtle oder Cancom) gilt das Papier als stark unterbewertet. Das deutsche Anlegermagazin „Der Aktionär“ hat dem Papier ein Kursziel von fünf Euro verpasst – bei aktuell rund 3,30.

josef.urschitz@diepresse.com

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