Warum Vodafone wieder interessant wird

The headquarters of Vodafone Germany are pictured in Duesseldorf
The headquarters of Vodafone Germany are pictured in DuesseldorfREUTERS
  • Drucken

Wie die amerikanischen Börsen den europäischen heuer davongezogen sind, und warum Vodafone wieder interessant wird.

Die abgelaufene Woche hat Aktionären wieder ein ordentliches Wechselbad beschert: Zuerst ein scharfer Rückgang, dann, nach der Fed-Sitzung am Mittwoch, ein ebenso scharfer Gegenanstieg. Und ein Freitag, an dem der „Hexensabbat“ (Optionenverfallstag) in Frankfurt für kräftige Kursschwankungen gesorgt hat.

Wir haben in den vergangenen Tagen jedenfalls wieder einmal gesehen, wie sehr die US-Notenbank Kurse macht. Das Verschieben der Zinswende beziehungsweise die Aussicht auf Liquidität bis zum Abwinken haben für die heftigsten Tagesgewinne dieses Jahres an den amerikanischen Börsen gesorgt. Was das Börsenjahr zumindest in den USA noch zu einem recht erfolgreichen macht.

Der Rückblick zeigt: Dieses Jahr hat, wenn man auf den richtigen Märkten investiert war, deutlich mehr gehalten, als es versprochen hat. Die US-Indizes liegen zwischen sieben und 27 Prozent im Plus. Und das ist wirklich nicht schlecht, wenn man sich die geopolitischen Turbulenzen der vergangenen Monate und die mehr als mäßige Wirtschaftsentwicklung besonders in Europa ansieht.

Hier, auf dem alten Kontinent, sieht es deshalb auch deutlich weniger lustig aus. Der deutsche Leitindex DAX konnte sich bis Freitag annähernd an der Nulllinie festklammern, auch andere große europäische Indizes wie etwa der europäische Blue Chip Index Eurostoxx oder der britische FTSE 100 konnten sich bisher wenigstens ganz leicht über Wasser halten.

In Wien sieht es düsterer aus, der hiesige ATX liegt doch recht deutlich im Minus. Was aber auch kein Wunder ist: Wenn es in Teilen Osteuropas rundgeht, dann leiden darunter eben Unternehmen mit starker Präsenz in der Region. Wenn dann auch noch Ölpreise fallen, dann werden auch Energieunternehmen wie die OMV in Mitleidenschaft gezogen. Und wenn in einem Index wie dem ATX die OMV und die Großbanken Schwergewichtige darstellen, dann sieht der Verlauf eben entsprechend aus.

Dass man mit der richtigen Aktienwahl auch in schwierigeren Jahren recht schöne Gewinne erzielen kann, lässt sich an unten stehender Grafik mit den Tops und Flops des Jahres schön ablesen. Eine krasse Spreizung weist da der Technologieindex Nasdaq 100 auf, in dem die beste Aktie (Avago Technologies) mehr als 92Prozent Kursplus aufweist, während die schlechteste Aktie (Vimpelcom) seit Jahresbeginn mehr als zwei Drittel verloren hat. Moderater geht es im deutschen DAX zu, bei dem die beste Aktie gerade einmal so viel Kursgewinn wie der Durchschnitt der Nasdaq-100-Papiere gebracht hat.

Heuer wird sich an dem Bild wohl nicht mehr viel ändern, so viele Handelstage gibt es ja nicht mehr. Zeit, es den Profis nachzumachen und die Bücher für dieses Jahr langsam zu schließen. Auch Börsianer haben eine Weihnachtspause verdient, wenngleich man die Papiere, in denen man noch investiert ist, natürlich auch in dieser Zeit nicht aus den Augen verlieren sollte.

Wir stören den Weihnachtsfrieden jetzt nicht mit eigenen Empfehlungen. Für alle, die zu ungeduldig sind, um auf das neue Jahr zu warten, ein paar „externe“ Analystenempfehlungen: Die Citigroup findet den deutschen Mobilfunkanbieter Drillisch (ISIN DE0005545503) recht interessant. Nach Ansicht der Amerikaner ist kein anderes europäisches Mobilfunkunternehmen ohne eigenes Netz so gut aufgestellt. Drillisch bekommt deshalb eine Kaufempfehlung mit Kursziel 42 Euro. Wenn die Citigroup da nicht danebenliegt, hat die Aktie vom derzeitigen Kurs aus also mehr als 40 Prozent Potenzial.

Äußerst spekulativ scheint die Empfehlung der Analysten von GBC für den Optikproduzenten LensWista (ISIN DE000A0LR803) zu sein. Das Unternehmen steht vor dem Vermarktungsstart einer neuen Vollsilikonkontaktlinse, was das Geschäft deutlich beleben könnte. Das Kursziel von 2,5 Euro würde einem Potenzial von rund 150 Prozent entsprechen. Aber, wie gesagt: Es ist ein kleines Unternehmen, ein exotischer Wert, und es ist riskant. Also nichts für Value-Investoren.

Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat das Kursziel für Vodafone (ISIN GB00BH4HKS39) von 235 auf 250 Pence angehoben und die Einstufung auf „Overweight“ belassen. Der Wert ist 2014 nicht sonderlich gelaufen, hat aber schon vor Wochen gedreht, was wohl mit der deutlich verbesserten Kostenstruktur zusammenhängt.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.