Let's make money: Daimler nimmt Fahrt auf

(c) EPA (Rungroj Yongrit)
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Wie das Allzeithoch im deutschen DAX Märkte beflügelt, und warum Daimler jetzt erneut kräftig Fahrt aufnehmen kann.

Was für eine Woche! Dass es an den Märkten heuer volatil zugehen wird, war ja schon länger abzusehen. Aber eine Hochschaubahnfahrt wie in dieser Woche bekommt man nicht oft geboten. Am Ende stand dann ziemliches Chaos an der Schweizer Börse – und eine neues Allzeithoch im für österreichische Anleger nicht ganz irrelevanten deutschen Leitindex DAX.

Wirklich schlimm erwischt hat es den Schweizer Markt, der in zwei Tagen fast 15 Prozent verlor. Allerdings nur für Schweizer Anleger. Für Euro-Anleger mit Schweizer Aktien machte der gleichzeitige Euro-Absturz gegenüber dem Franken alle Verluste mehr als wett. Da tun sich (siehe unten stehende Geschichte) interessante Konstellationen auf.

Wirklich gut sieht jedenfalls der Rekordstand im DAX aus. Charttechnisch könnte es jetzt locker um bis zu 600 Punkte nach oben gehen. In bewegten Zeiten wie jetzt sagt Charttechnik allein freilich nicht so viel: Voraussetzung ist natürlich, dass in der kommenden Woche EZB-Chef Draghi die allgemein erwartete (und wohl auch schon eingepreiste) geldpolitische Lockerung „liefert“ und dass drei Tage später die Wahlen in Griechenland keine allzu böse Überraschung bieten.

Sehr beruhigend klingt es ja nicht, was da aus dem südostöstlichen Zipfel der Eurozone herüberdringt: Die Kapitalflucht im Vorfeld der Wahlen hat schon zwei Banken in Kapitalnot gebracht. Wenn das eskaliert, dann könnte es mit der vergleichsweise guten Stimmung schnell wieder vorbei sein.

Wenn aber Draghi „liefert“ und die Lage an der Euro-Peripherie unter Kontrolle bleibt, dann können wir uns durchaus auf ein paar gute Wochen einstellen. Die unerlässlichen Stopps zur Absicherung sollten jetzt allerdings ein bisschen großzügiger gesetzt werden. Sonst passiert so etwas wie bei der im Herbst empfohlenen Biotech-Aktie Tekmira Pharamceuticals, die nach der Empfehlung auf einer schiefen Ebene nach unten gerollt – und dann an einem einzigen Tag um fast 60 Prozent hochgeschnellt ist und jetzt schwer im Plus liegt. Wovon Anleger, die vernünftige Stopps gesetzt hatten, freilich nichts mehr haben.

Tekmira ist allerdings ein extrem volatiler, spekulativer und relativ kleiner Wert. Den Kern des Portfolios sollten in Zeiten wie diesen eher die schweren Schlachtschiffe bilden, die auch bei schwerer See nicht so schnell in Kentergefahr geraten.

Angesichts der DAX-Stärke bietet sich hier beispielsweise die Aktie des Mercedes-Herstellers Daimler (ISIN DE0007100000) an. Die hat ihren monatelang bei 70 Euro gelegenen charttechnischen „Deckel“, an dem sie mehrmals gescheitert war, durchstoßen – und kann jetzt wieder Fahrt aufnehmen. Daimler ist derzeit so stark unterwegs, dass auch schlechte Nachrichten nicht bremsen können. So hat sie am Freitag trotz einer Rückrufaktion für Mercedes-Automobile deutlich zugelegt. Analysten trauen dem Wert derzeit ein kürzerfristiges Potenzial bis in die Gegend von 78 bis 80 Euro zu.

Charttechnisch ähnlich unterwegs ist die Aktie des deutschen Pharma- und Chemiekonzerns Bayer (ISIN DE000BAY0017), die einen etwas oberhalb von 120 liegenden charttechnischen Widerstand jetzt zwar noch nicht nachhaltig durchbrochen, aber immerhin schon angeritzt hat. Das hat in den vergangenen Tagen mehrere Hochstufungen und Kurszielanhebungen (unter anderem durch JP Morgan) ausgelöst. Kurzfristig lautet das Ziel 135 Euro. Angesichts der recht hohen Dividendenrendite, die das Papier auch für den Fall von zwischenzeitigen Rückschlägen noch interessant erscheinen lässt, keine schlechte Aussicht. Börsemäßig stimmt die Chemie derzeit übrigens auch beim Pharma-Konkurrenten Merck (ISIN DE0006599905).

Als ausgesprochenes Schnäppchen stufen Analysten derzeit den russischen Energieriesen Gazprom (ISIN US3682872078) ein. Tatsächlich notiert die Gasaktie mit einem KGV von etwas mehr als drei und einem „fairen Wert“, der selbst auf jetziger Basis um gut 80 Prozent über dem aktuellen Kurs liegt, jenseits jeglichen vernünftigen Kursniveaus. Aber auch wenn immer mehr Analysten meinen, das sei die Gelegenheit des Jahrzehnts: Gazprom ist derzeit wegen des starken politischen Einflusses auf den Kurs zwar ein dankbares Objekt für Kurzfrist-Trader, aber nicht für Langfristanleger. Allerdings gehört die Aktie unbedingt auf den Radarschirm: Wenn sich die politische Lage wieder beruhigt, wird der Kurs wohl explodieren.

josef.urschitz@diepresse.com
diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2015)

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