Wie die atemberaubende Zirkusnummer des DAX weitergeht

Und warum Airbus noch einmal kräftig Aufwind bekommt.

An den Weltbörsen tut sich derzeit durchaus Erfreuliches, aber die wirkliche Musik spielt in Frankfurt: Was der deutsche Leitindex DAX gerade vorführt, ist eine langsam schwindelerregend werdende Zirkusnummer. Donnerstagfrüh beispielsweise hatten Analysten das Kursziel 11.300 ausgegeben – und am Abend war es schon geknackt.

Wohin kann das führen? Nach technischen Indikatoren sieht der deutsche Markt – im Gegensatz etwa zur Wall Street oder zum österreichischen ATX – schon ziemlich überkauft aus, was kurzfristige Rückschlagsgefahr impliziert. Beim Einstiegen würde ich jetzt also zumindest in Frankfurt schon sehr genau hinsehen und kurzfristige Rückschläge einkalkulieren, auch wenn klassische Indikatoren wie das KGV noch keinen Grund zu übertriebener Sorge bieten.

Und wie hoch geht es noch? Kursprognosen sind immer Kaffeesudleserei. Chartisten würden derzeit im DAX wohl in der Gegend von 11.500 Punkten eine Grenze einziehen. Aber Kurse haben die Eigenschaft, sich nicht immer an in Charts gezeichnete Linien zu halten. Schon gar nicht, wenn der bevorstehende Start der EZB-Anleihenkäufe die Fantasie der Börsianer stark anregt.

Die Devise lautet jetzt einfach, die Gewinne laufen zu lassen und etwas genauer als sonst auf Umkehrformationen zu achten. Damit man die Ernte rechtzeitig in die Scheune fahren kann, bevor sie auf dem Feld wieder verfault. Im März sollte es angesichts der EZB-Geldschwemme noch gut laufen. Aber wie beim Autofahren kann es nicht schaden, aus Sicherheitsgründen den Fuß in Bremsbereitschaft zu halten.

Die Frage nach dem Ende der Fahnenstange stellt sich langsam auch bei unserer schon mehrfach besprochenen Paradeaktie Apple(ISIN US0378331005), bei der nach einer Kursverdoppelung seit 2013 und einer Beschleunigung der Aufwärtsbewegung in den vergangenen Wochen jetzt irgendwann eine heftigere Konsolidierung anstehen sollte. Auch hier gilt: genauer schauen und rechtzeitig die Bremse ziehen.

Allerdings nicht zu hektisch. Die letzte größere Konsolidierung hat den Kurs um rund zwölf Dollar nach unten gedrückt. Das waren damals rund 14 Prozent. So viel kann es auch diesmal sein, ohne dass der Aufwärtstrendkanal verletzt würde. Längerfristig orientierte Anleger werden da also wohl wenig Handlungsbedarf sehen.

Im Gegenteil: Eine zwischenzeitige Schwäche wäre wohl eine schöne Gelegenheit zum Aufstocken. Denn der iPhone-Gigant, mit rund 770 Mrd. Dollar Börsenkapitalisierung schon jetzt das bei Weitem wertvollste Unternehmen der Welt, ist nach Ansicht vieler Analysten unaufhaltsam auf dem Weg zur ersten Billion Dollar Company der Wirtschaftsgeschichte. Das wird aber noch ein wenig dauern, die Analysten haben das bei knapp 130 Dollar notierende Papier mit Kurszielen von 145 bis 165 Dollar in ihren Kauflisten.

Gute Nachrichten gibt es auch von einem Wert, der uns im abgelaufenen Monat viel Freude gemacht hat: Die Anfang Februar hier besprochene Aktie des Flugzeugherstellers Airbus(ISIN NL0000235190) hat seither schon rund 17 Prozent zugelegt, was für vier Wochen nicht ganz schlecht ist. Durch die Vorlage guter Geschäftszahlen am Freitag hat der Titel neuen Aufwind bekommen. Analysten gehen jetzt von Kurszielen um die 66-Euro-Marke aus, was ein kurzfristiges Potenzial von weiteren knapp 20 Prozent erwarten lässt. Und das Beste: Die Dividende wird auch um mehr als 50 Prozent angehoben, die Dividendenrendite nähert sich damit immerhin der Zwei-Prozent-Marke. Sieht nicht so schlecht aus.

Nicht ganz so toll hat sich die Mitte Jänner besprochene Aktie der Bayer AG(ISIN DE000BAY0017) entwickelt, die seither um fünfeinhalb Prozent und damit langsamer als der Gesamtmarkt gestiegen ist. Jetzt hat das Papier des Pharma- und Chemiekonzerns von S&P Capital IQ eine Kaufempfehlung bekommen. Das Kursziel wurde auf 147 Euro angehoben, was vom derzeitigen Kurs aus rund zehn Prozent Potenzial ergibt. Könnte sein, dass sich hier Dabeibleiben auszahlt.

Die einzige Aktie, die wir heute neu auf den Radarschirm nehmen, ist das Papier des Rückversicherungskonzerns Munich Re(ISIN DE0008430026). Dessen Kurs hat gerade den Deckel einer Zwischenkonsolidierung gesprengt und hätte jetzt freie Fahrt in die Gegend von zumindest 210 Euro. Das wären an die 15 Prozent. Ein gutes Potenzial für ein solides Papier.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2015)

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