Bullen und Bären kämpfen um die Vorherrschaft

Boerse Frankfurt am Main, Bulle und Baer
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Wie Bullen und Bären jetzt um die Vorherrschaft in Frankfurt kämpfen und warum Nike neuerdings einen flotten Börsensprint hinlegt.

Die prophezeite Konsolidierung ist zu Beginn der Vorwoche auch im DAX eingetreten (an den US-Börsen war sie ja schon eine Woche vorher zu beobachten), aber sehr massiv ist sie nicht ausgefallen: Der Rückschlag um knapp 400 Punkte war zum Wochenschluss schon zur Hälfte wieder aufgeholt. Am freitägigen „Hexensabbat“ (dem Optionen-Verfallstermin in Frankfurt, an dem die Kurse traditionsgemäß besonders stark schwanken) konnte sogar die verlorene 12.000-Punkte-Marke wieder zurückerobert werden. Auch die Amerikaner haben ihre Mini-Kurseinbrüche beinahe schon wieder kompensiert.

Es geht also weiter recht ertragreich zu an den Börsen. Wien ist allerdings wieder einmal eine Ausnahme, da entwickelt sich das Geschäft vergleichsweise flau.

Die übergroße Hitze der vergangenen steilen Kursanstiege ist also etwas entwichen. Aber ob der Kurzzeitrücksetzer schon alles war, ist noch nicht ausgemachte Sache. Im für heimische Anleger derzeit wichtigsten, weil ertragreichsten Index, dem deutschen DAX, hat sich rund um die 12.000-Punkte-Marke jedenfalls eine Art Richtungskampf entwickelt. Steigt die Markierung darüber, setzen sofort Gewinnmitnahmen ein. Was nach der langen Gewinnstrecke der vergangenen Wochen verständlich ist. Sackt der Index aber unter diese Marke, finden sich schnell wieder Käufer. Wird spannend, wie dieses Match ausgeht. Denn wirklich billig sind deutsche Aktien nicht mehr.

Da empfiehlt es sich, auf Kurstreiber zu achten, die mehr Schub als der Markt selbst versprechen. Ein solcher treibt derzeit die deutsche Biotechaktie Evotec (ISIN DE0005664809) raketenhaft an. Die Aktie ist hier vor längerer Zeit einmal besprochen worden, hat sich zuerst auch prächtig entwickelt, war im vergangenen Jahr dann aber doch recht deutlich zurückgekommen und in den vergangenen Wochen sehr volatil seitwärts gelaufen. Jetzt hat Evotec eine schon im Dezember angekündigte Kooperation mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi bestätigt. Und das hat die Aktie am Freitag um fast acht Prozent hochgepusht. Den ersten Schub hat man also schon versäumt. Analysten sehen aber gute Chancen, dass das Papier von derzeit vier auf 4,6 bis 4,80 Euro hochzieht.

Evotec wird mit Sanofi auf dem Gebiet der Krebsmedikamente zusammenarbeiten und den Sanofi-Forschungsstandort Toulouse übernehmen. Kooperationen hat das auf Medikamentenforschung spezialisierte Unternehmen bereits mit Roche, Boehringer Ingelheim und Bayer laufen.

Einen starken Lauf hat derzeit auch die Aktie des deutschen Karrierenetzwerks Xing (ISIN DE000XNG8888). Die hat nach einer Kursverdoppelung auf 147 Euro seit Oktober in den vergangenen beiden Wochen ein wenig pausiert und Hitze abgelassen. Ein bisschen hat das jetzt nach vorübergehendem Ende der Fahnenstange ausgehen, denn der Kurs hat die meisten geltenden Kursziele bereits überholt.

Doch jetzt beginnen neuerliche Hochstufungen. Die neuen Kursziele liegen nun zwischen 170 und 200 Euro. Und bis dahin gibt es vom aktuellen Kurs aus doch wieder ganz schön Luft. Nach Ansicht der Analysten sollte sich Xing besser entwickeln als seine Vergleichsgruppe, weil der Wert trotz der jüngsten starken Anstiege noch unterbewertet ist.

Apropos Lauf: Den hat der für seine Laufschuhe bekannte US-Sportartikelhersteller Nike (ISIN US6541061031) ganz besonders drauf. Die Amerikaner haben ein beeindruckendes Quartalsergebnis abgeliefert. Das hat den Kurs, der seit Oktober in einem leichten Abwärtskanal gefangen war, ins Sprinten gebracht. Der Ausbruch nach oben war zuletzt beeindruckend, das dürfte noch weitergehen.

Wer es sehr spekulativ liebt: Der deutsche Rußpartikelfilterhersteller Twintec (ISIN DE000A0LSAT7), der sich zu sehr auf die deutsche Partikelfilterförderung verlassen hatte und nach deren Auslaufen an der Börse schwer abgestürzt war, hat sich offenbar mit neuem Management und einer neu entwickelten Stickoxid-Reinigungstechnologie wieder gefangen. Und scheint nun krass unterbewertet zu sein. Einen Hinweis darauf liefert das Analysehaus SMC-Research, das am Donnerstag eine Kaufempfehlung mit Kursziel 2,20 Euro ausgesprochen hat. Bei einem aktuellen Kurs von knapp über eins ist das ein recht ordentliches Potenzial. Aber wie gesagt: hoch spekulativ und nichts für risikoaverse Value-Investoren.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2015)

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