Börsenumfeld bleibt schwierig

Signage is displayed outside of Tesla Motors before the Tesla Energy Powerwall Home Battery event in Hawthorne, California
Signage is displayed outside of Tesla Motors before the Tesla Energy Powerwall Home Battery event in Hawthorne, CaliforniaREUTERS
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Warum das Börsenumfeld besonders in Europa schwierig bleibt, und wie Tesla den Markt für Stromspeicher aufmischt.

Allzu viel hat sich im Börsenumfeld in der vergangenen Woche nicht geändert: Nach wie vor stecken die wichtigen Indizes in Seitwärtsbändern fest. In Frankfurt zeigt der Kurzfristtrend sogar weiterhin leicht nach unten, woran auch die netten Kursanstiege in der zweiten Wochenhälfte nichts geändert haben. Lediglich der Wiener Leitindex ATX zeigt einen moderaten Aufwärtstrend. Der ist allerdings im internationalen Börsenrennen ein Nachzügler und hat entsprechend Aufwärtspotenzial.

Was sich ebenfalls bestätigt, ist die stark gestiegene Volatilität. Dass es jetzt an den wichtigen Börsen an einem Tag um zweieinhalb Prozent hinauf- und am nächsten wieder um zweieinhalb Prozent hinuntergeht, ist ein Bild, an das wir uns in nächster Zeit offenbar gewöhnen müssen.

Das Umfeld ist für Neueinstiege, vor allem wenn sie eher kurz- bis mittelfristig angelegt sind, also weiterhin sehr schwierig. Besser ist es jetzt wohl abzuwarten, in welche Richtung die Kurse ausbrechen werden.

Da scheint sich das Bild zumindest in den USA aufzuhellen. Dort liegen die Indizes durch die Bank an der Oberkante ihrer Seitwärtskanäle, der wichtige S&P 500 hat zuletzt sogar einen neuen Rekordstand markiert. Hier könnte die Post demnächst abgehen. Dass das Kursniveau hier schon recht hoch ist und Insider wie etwa Ex-Fed-Chef Alan Greenspan meinen, es sei bald Zeit, sein Geld in Sicherheit zu bringen, zählt zumindest kurzfristig nicht: Die Kurse werden derzeit von den Notenbanken „gemacht“, nicht von den Unternehmens-Fundamentals. Viel wird da vom Dollarkurs abhängen: Wenn der wiedererschlaffte „Greenback“ und die neuerdings schwächelnde Konjunktur die Zinswende hinauszögern, gibt es auf dem Aktienmarkt noch Luft.

Nicht ganz so gut sieht die Situation in Deutschland aus. Da zeigt der kurzfristige DAX-Trend nach unten, und solang das Frankfurter Börsenbarometer die 11.700 Punkte nicht nachhaltig hinter sich lässt, ändert sich daran auch nichts. Der nächste schwere „Deckel“ liegt dann bei 12.000. Erst wenn der gefallen ist, wird der Weg nach oben wieder wirklich freigeräumt. Solang der Abwärtstrend nicht gestoppt ist, sollte man in Deutschland jedenfalls nur sehr selektiv zugreifen.

Außer natürlich, es bieten sich unterbewertete Schnäppchen im Stil des alten Value-Börsenfuchses Warren Buffett an. Ein solches wollen Analysten jetzt in Gestalt des Stahlhandelskonzerns Kloeckner (ISIN DE000KC01000) ausgemacht haben. Aber Vorsicht: Der Konzern ist in einem schwierigen Umfeld tätig, der Stahlhandel ist derzeit nicht gerade eine Boombranche. Entsprechend mäßig ist auch das jüngste Quartalsergebnis ausgefallen.

Allerdings: Die Aktie ist in den vergangenen Monaten extrem heruntergeprügelt worden. Und dabei haben die Börsianer ganz offenbar krass übertrieben. Denn der Buchwert liegt bei 14,5 Euro je Aktie, der aktuelle Kurs selbst nach dem viereinhalbprozentigen Kurssprung am Freitag nur in der Gegend von 8,8. Das sieht doch nach krasser, korrekturbedürftiger Unterbewertung aus.

Sehr entspannt sehen Analysten auch die Entwicklung des deutschen Windkraft-Anlagenbauers Nordex (ISIN DE000A0D6554). Der hat ein erwartet gutes Quartalsergebnis abgeliefert, die Prognose passt, und allgemein wird erwartet, dass Nordex heuer erstmals die Ausschüttung einer Dividende beschließt. Mehrere Analysten haben nach dem Quartalsergebnis ihre Kursziele angepasst. Die reichen jetzt bis 26 Euro, was bei einem aktuellen Kurs von 22,30 ein Potenzial ergäbe.

Eine große Nummer im Geschäft mit erneuerbarer Energie ist auch der US-Elektroautohersteller Tesla (ISIN US88160R1014). Der stürzt sich jetzt auf einen völlig neuen Geschäftszweig: leistbare Stromspeicher für Privathaushalte. Die Reaktion auf die Ankündigung seiner Powerwall, eines Stromspeichers zum An-die-Wand-Hängen, dessen Preis bei nur einem Drittel konventioneller Akkus liegt, hat jedenfalls selbst Tesla-Chef Elon Musk überrascht: Der war perplex, dass er binnen Stunden 40.000 Vorbestellungen in der Tasche hatte. Innerhalb von drei Jahren will Tesla mit seinen Powerwalls mehr als vier Mrd. Dollar umsetzen, das Vierfache des derzeitigen Umsatzes mit E-Autos. Der Aktie tut das gut: Fast alle Analysten haben die Kursziele erhöht. Die reichen jetzt für die bei rund 244 Dollar notierende Aktie bis über 400 Dollar.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2015)

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