Flaute im Börsensommer

Flugzeuge der Lufthansa stehen auf dem Rollfeld und am Gate des Frankfurter Flughafens Leitwerke von
Flugzeuge der Lufthansa stehen auf dem Rollfeld und am Gate des Frankfurter Flughafens Leitwerke vonimago/Manngold
  • Drucken

Warum der kommende Börsensommer von einer größeren Flaute geprägt sein könnte, und wie die Aktie von Fraport abhebt.

Seitwärts: An der Richtung der wichtigsten Börsen hat sich auch durch die kleine Rallye nichts geändert, die die Ankündigung der EZB, die Anleihekäufe vor dem Sommer noch auszudehnen, ausgelöst hat. DAX, Dow-Jones, Nasdaq und Co. bewegen sich derzeit zwar ziemlich nahe an der Obergrenze ihrer Seitwärtskanäle, Anstalten, richtig auszubrechen, machen sie aber auch nicht. Zumindest bisher. Kaum kommen die Indizes in die Nähe ihrer Deckel, setzen sofort Gewinnmitnahmen ein.

Die Situation ist relativ labil. Und die abgelaufene Woche hat wieder einmal gezeigt, wer die Kurse wirklich macht: Unmittelbar nach Bekanntwerden der vorgezogenen EZB-Anleihekäufe sind die europäischen Indizes, allen voran DAX und Euro Stoxx, heftig nach oben gehüpft. Aber nicht so stark, dass sie Kaufsignale generiert hätten.

Das Faktum, dass die Kurse in Europa wesentlich von der EZB-Liquiditätsschwemme beeinflusst werden, sollte jene zur Vorsicht mahnen, die jetzt an einen Einstieg denken. Selbst wenn es den Indizes gelingen sollte, in Kaufterritorium vorzustoßen (beim DAX wäre das der Fall, wenn er sich stabil über 11.850/11.900 Punkte etabliert), könnte es mittelfristig Flaute voraus heißen. Wenn die Euro-Notenbank im Sommer nämlich ihre Anleihekäufe wie angekündigt zurückfährt, dann wird dem Markt zumindest für zwei Monate ein bisschen Treibstoff fehlen. Könnte sein, dass es dann gescheiter sein könnte, entspannt Sommerurlaub zu machen und erst im Herbst wieder auf den Markt zurückzukehren.

An der „Presse am Sonntag“-Empfehlung der vergangenen Wochen hat sich damit nichts geändert. Die lautet unverändert: Investierte Anleger sichern sich nach unten ab. Einsteiger warten ab, bis der Markt wieder eine klare Richtung findet. Volatile Seitwärtsmärkte bringen in der Regel nichts als Frust.

Wer es trotzdem probieren will, stürzt sich am besten auf Nachrichten, die als starker Kursturbo wirken können. Eine solche ist am Freitag über den im deutschen TecDAX notierenden IT-Dienstleister QSC (ISIN DE0005137004) in Umlauf gesetzt worden: Die Meldung, dass sich die ebenfalls börsenotierte deutsche United Internet für eine Übernahme von QSC interessiert, hat der Aktie einen Tagesgewinn von sechs Prozent beschert. Bewahrheitet sich die Meldung, dann könnte der Titel richtig abgehen.

Aber Vorsicht: Die Pläne sind von den Unternehmen nicht bestätigt. Und ohne Übernahmefantasie hat sich das Papier zuletzt eher als ziemlich lahme Ente produziert. Die Sache ist also hochspekulativ und nur für Leute mit Risikoappetit geeignet.

Recht spekulativ ist auch die Aktie des französischen Elektronik- und Drohnenherstellers Parrot (ISIN FR0004038263). Das relativ kleine Unternehmen (zuletzt 71 Mio. Euro Quartalsumsatz) hat gerade bei einem deutschen Autokonzern einen Großauftrag zur Lieferung von Rücksitz-Unterhaltungssystemen eingesackt und für seine neue Fotoflugdrohne die Zulassung in Frankreich bekommen. Die Zulassung in den USA steht unmittelbar bevor. Für Wachstum ist also gesorgt. Allerdings: Das Unternehmen macht derzeit noch Verlust, und zwar nicht so wenig: fünf Mio. Euro im ersten Quartal dieses Jahres. Der Kurs ist in letzter Zeit stark gestiegen. Das deutsche Anlegermagazin „Der Aktionär“ traut der Franzosenaktie noch rund 30 Prozent Potenzial zu. Aber, wie gesagt: Das Risiko ist auch nicht zu knapp.

Sehr hohes Potenzial hat die Aktie der deutschen MS Industrie AG (ISIN DE0005855183). Nach dem erfreulichen Abschluss des Geschäftsjahres haben die Analysten von GBC die Aktie der kleinen deutschen Industrieholding mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von sieben Euro versehen. Derzeit notiert das Papier bei 4,30, da gibt es also noch viel Platz.

Größer, weniger spekulativ, aber nicht weniger potenzialreich ist das Papier des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport (ISIN DE0005773303), der auch auf dem Wiener Flughafen tätig ist. Die Frankfurter haben ihren Umsatz im ersten Quartal um mehr als zehn Prozent erhöht und damit selbst die Analysten überrascht. Einige von ihnen haben nun ihre Kursziele deutlich angepasst: Die reichen jetzt von 75 bis 90 Euro, was beim aktuellen Kurs von 61 ein Potenzial von bis zu 50 Prozent ergäbe. Es gibt aber auch Pessimisten: Kepler Cheuvreux hat sein Kursziel zwar angehoben, aber nur auf 60 Euro. Und das ist weniger als der aktuelle Kurs.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.