Thyssen Krupp schafft die Trendwende

Stahlstandort Duisburg Hamborn ThyssenKrupp Steel Hochoefen Schwelgern 1 Schwarzer Riese und 2 li
Stahlstandort Duisburg Hamborn ThyssenKrupp Steel Hochoefen Schwelgern 1 Schwarzer Riese und 2 liimago/Jochen Tack
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Warum Zurückhaltung weiter ein guter Tipp für Aktienanleger ist und Thyssen Krupp die Trendwende schafft.

Die US-Technologiebörse Nasdaq hat in der Vorwoche einen Meilenstein gesetzt: Sie hat ihr zum Höhepunkt der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende erreichtes bisheriges Allzeithoch überwunden. Es kommen in letzter Zeit also nicht nur schlechte Nachrichten von den Börsen. In Amerika geht es durchaus noch aufwärts, wenn auch nicht mehr so schnell wie im ersten Quartal. Allerdings schlägt sich für heimische Anleger hier der zuletzt doch deutlich gestiegene Euro negativ zu Buche.

In Europa schlägt aber die Griechenland-Krise weiter zu. In Frankfurt und Wien beispielsweise gibt es seit Mitte Mai einen lupenreinen Abwärtstrend, der weiter ungebrochen ist. Wobei es unter wirklich abenteuerlichen Ausschlägen nach unten geht. Der DAX hat in der Vorwoche beispielsweise an einem einzigen Tag eine Schwankungsbreite von 500 Punkten hingelegt. Das sieht man nicht alle Tage. Und das finden wohl nur noch ziemlich hartgesottene Trader lustig.

Der einzige Lichtblick, so man in dieser Situation von einem solchen sprechen kann: Die Kurse fallen wenigstens nicht wie ein Stein, sondern werden von den jeweiligen Trend-Unterkanten regelmäßig wieder hochgekauft. Das könnte sich aber ändern, wenn der Grexit, also das Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone, zu einem realen Szenario wird. Der Sommer wird also recht unlustig, zumindest bis Herbst werden an den europäischen Börsen keine großen Blumentöpfe mehr zu gewinnen sein.

Unser Rat lautet demgemäß zumindest für die europäischen Börsen unverändert: Man muss nicht immer im Markt sein. Der Sommer lässt sich diesmal eindeutig entspannter genießen, wenn man keine großen Aktieninvestments laufen hat.

An den amerikanischen Börsen sieht die Lage wie gesagt eine Spur besser aus. Aber dort muss man die Notenbank Fed immer im Auge haben: Sobald sie an der Zinsschraube dreht, was nach derzeitigem Stand im Herbst passieren könnte, wird es auch dort ungemütlicher. Denn fundamental sind auch die amerikanischen Aktien schon recht luftig unterwegs.

Dass wir zu Vorsicht und Zurückhaltung raten, bis der Trend dreht, heißt natürlich nicht, dass da draußen nichts los ist. Die Analysten der Banken sehen weiterhin Kaufgelegenheiten. Die Citigroup beispielsweise hat die deutsche Industrieaktie Thyssen Krupp (ISIN DE0007500001) von „Neutral“ auf „Kaufen“ hochgestuft und das Kursziel auf 28 Euro erhöht. Die Aktie machte daraufhin in Frankfurt am Freitag einen Freudensprung um gut drei Prozent. Bis zum Kursziel von 28 Euro fehlen damit aber immer noch mehr als 15 Prozent. Der seit Mai intakte Abwärtstrend ist damit jedenfalls gebrochen worden. Möglich, dass das weitere Kaufimpulse gibt.

Eine Trendwende könnte sich beim im deutschen TecDAX notierenden Zahlungsabwickler Wirecard (ISIN DE0007472060) abzeichnen. Er hat von Warburg Research eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 51 Euro erhalten. Derzeit notiert das Papier knapp unter 37. Kein Schaden für den Kurs ist sicherlich auch, dass der Boss von Wirecard, Markus Braun, kürzlich ein Millioneninvestment in Aktien der eigenen Firma getätigt hat. Wenn Insider beim eigenen Unternehmen zuschlagen, kann man meist davon ausgehen, dass in nächster Zeit jedenfalls keine allzu schlechten Nachrichten drohen.

Warburg hält auch den britischen Glücksspielanbieter Zeal Network (ISIN GB00BHD66J44) für einen guten Kauf. Eigentlich ist Zeal ja ein deutsches Unternehmen, das früher unter Tipp 24 an der Börse zu haben war. Der Firmensitz wurde aber im Zuge der Verschärfung der deutschen Glücksspielgesetze von Hamburg nach London verlegt.

Warburg hat für Zeal jedenfalls eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 72 Euro ausgesprochen. Was bei einem aktuellen Kurs von 42 ein recht stattliches Potenzial ergibt. Der Lotterieanbieter habe blendende Zukunftsaussichten, begründet Warburg die Einstufung. Der Chart sieht derzeit aber noch nicht nach großer Trendwende aus. Allerdings wirft die Aktie eine satte Dividendenrendite ab.

Die Schweizer Großbank UBS findet den in London notierenden Schweizer Rohstoffhändler Glencore (ISIN JE00B4T3BW64) spannend. Die Kaufempfehlung wurde mit einem Kursziel von 330 Pence versehen. Derzeit ist die Aktie an der Börse um rund 276 Pence zu haben.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2015)

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