In der Apple-Aktie steckt der Wurm

An Apple retail store is shown amid construction in San Francisco
An Apple retail store is shown amid construction in San FranciscoREUTERS
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Warum die US-Börsen langsam abzubröckeln beginnen und in der Aktie von Apple zumindest vorübergehend der Wurm steckt.

An der heuer besonders intensiven Sommerhitze wird es wohl nicht liegen, dass sich die für heimische Anleger besonders relevanten Indizes – nämlich der ATX und der DAX – nicht allzu viel bewegen. Selbst wenn es, wie beim deutschen Leitindex in der vorigen Woche, ein paar Tage hintereinander zu erfreulichen Anstiegen kommt: Aus ihren hartnäckigen Seitwärtskanälen finden die Kurse nicht hinaus. Zum Glück auch nach unten nicht. Sommerflaute eben. Wer nicht gerade Kurzzeit-Trader ist, der kann den Sommerurlaub heuer unbeschwert genießen. Große Chancen wird er dabei nicht versäumen. Die Empfehlung lautet also unverändert: Man muss derzeit, zumindest was Neuengagements betrifft, nicht unbedingt dabei sein.

Etwas anders sieht die Situation auf den US-Märkten aus. Da mehren sich die Alarmsignale, die Märkte beginnen wegzubröckeln. Besonders schön ist das am Dow-Jones-Chart abzulesen, der immer mehr zu kippen beginnt. Da könnte sich eine mittlere Korrektur anbahnen. Wer US-Aktien im Depot hat, muss in nächster Zeit also wohl etwas genauer hinsehen.

Einen wichtigen Schlüssel für die Marktentwicklung hält hier Fed-Chefin Janet Yellen in der Hand. Leitet sie eine deutlich sichtbare Zinswende schon im September ein (wonach es, siehe unten stehende Geschichte, derzeit freilich nicht ganz aussieht), dann wird die Korrektur wohl deftig ausfallen. Aber auch andere Probleme, etwa die nicht ganz so rund laufende US-Konjunktur, vor allem aber die explosive Marktsituation in China, drücken zurzeit unangenehm auf die Wall-Street-Stimmung. Da könnte es durchaus überlegenswert sein, aufgelaufene Buchgewinne zu echten zu machen und einmal zu pausieren. Denn die Luft an den amerikanischen Börsen ist schon ziemlich dünn geworden.

Das trifft ganz besonders auf eine unserer Star-Aktien zu, die sich seit der Erstempfehlung an dieser Stelle vervielfacht hat: jene des Computerkonzerns Apple (ISIN US0378331005). Diese ist in den vergangenen Wochen heftig ins Schleudern geraten.

Apple ist von der Börsenkapitalisierung her zwar immer noch der weltgrößte Konzern. Mit der ersten „Billion Dollar Company“ der Welt, die man beim bisherigen Höchstwert von rund 700 Mrd. Dollar Börsenkapitalisierung angepeilt hatte, wird es vorerst aber nichts. Der Kurs ist nämlich auf dem Weg zurück, von der Spitze hat er schon gut zwölf Prozent verloren. Das macht in Börsenkapitalisierung ausgedrückt immerhin ein Minus von rund 85 Mrd. Dollar

Die Analysten macht das jetzt reihenweise nervös, denn der Kurs fällt, obwohl Apple noch immer Milliardengewinne ausweist. Allerdings: Das Geschäft läuft nur noch bei den iPhones richtig rund – und ausgerechnet da ist Apple auf dem extrem wichtigen chinesischen Markt von Platz eins auf Platz drei hinter zwei lokale Konkurrenten zurückgefallen. Das iPad-Geschäft schwächelt ein bisschen, und die Apple-Watch hält bei Weitem nicht, was sich die Apfeljünger davon versprochen haben.

Kurzum: Die Aktie ist – auch charttechnisch – ziemlich angeschlagen und könnte durchaus unter die 100-Dollar-Marke rutschen. Wer da Gewinne in den Büchern stehen hat, sichert sie besser ab. Man kann bei einer positiven Trendwende ja wieder einsteigen.

In der aktuellen Marktsituation geht es also eher darum, bereits entstandene Gewinne abzusichern beziehungsweise zu realisieren. Die Analysten der diversen Finanzhäuser finden aber natürlich auch in dieser Situation Werte, die ihrer Meinung nach genügend Potenzial aufweisen. So haben etwa die DZ-Bank und die Commerzbank am Freitag nach starken Quartalszahlen den Versicherungsriesen Allianz (ISIN DE0008404005) zum Kauf empfohlen. Die Commerzbank setzt das Kursziel bei 176 Euro an, derzeit notiert die Aktie bei 153.

Für das Finanzhaus Jefferies ist Pfizer (ISIN US7170811035) der momentan beste Aktienpick im Pharmabereich– und deshalb ein Kauf. Das Kursziel liegt bei 47 Dollar, derzeit notiert das Papier in der Gegend von 31. Das ergäbe ein doch recht beträchtliches Potenzial.

Einen Pharmatitel hält auch die deutsche NordLB für empfehlenswert. Die dortigen Analysten schwören auf den deutschen Pharma- und Spezialchemikalienhersteller Merck (ISIN DE0006599905). Das Kursziel beträgt 115 Euro, vom derzeitigen Kurs von 90 Euro aus wären das immerhin fast 28 Prozent Potenzial.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2015)

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