RWE elektrisiert neuerdings Analysten

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Warum die Jahresendrallye heuer mickrig ausfallen wird und wie der Versorger RWE neuerdings Analysten elektrisiert.

In den vergangenen beiden Wochen haben sich die Börsen nicht so schlecht entwickelt. Der deutsche Leitindex DAX beispielsweise hat trotz der unschönen Kursstürze bei VW und K+S um gut 600 Punkte zugelegt und notiert jetzt wieder über der 10.000er-Barriere. Kurzfristanleger haben da ihren schönen Schnitt gemacht. Wer aber längerfristig denkt, sollte sich keinen Illusionen hingeben: Der Index ist jetzt im oberen Bereich seines sehr breiten, nach oben und unten relativ gut abgesicherten Seitwärtsbands. Aber nicht mehr.

Charttechnisch wird es erst über 10.300 interessant, vorher ist die Gefahr zu groß, dass nervöse Anleger ihre schönen Kurzfristgewinne zu Geld machen und den Index damit wieder nach Süden schicken. Den übrigen wichtigen Börsen geht es nicht viel anders, es ist also immer noch höchste Vorsicht geboten. Für sicherheitsbetonte Anleger gilt also weiter die Empfehlung, dem Markttreiben von der Seitenlinie aus zuzusehen.

Zumal ja die Weltwirtschaft, ausgehend von China wieder einmal recht kräftig ins Stottern gekommen ist. So sehr, dass schon die als fix angesehene Dezember-Leitzinserhöhung in den USA wieder ins Wackeln kommt.

Die Analysten selbst sind für heuer ebenfalls nicht mehr übertrieben optimistisch. Die Ziele zum Jahresende, die für den DAX ausgegeben werden, bewegen sich gerade einmal bei 10.500 Punkten. Das wären vom aktuellen Stand aus gerade einmal noch vier Prozent Zuwachs. Jahresendrallyes sehen irgendwie anders aus.

Allerdings gibt es auch in diesem Umfeld zum Teil heftige Kursbewegungen nach oben. Eine solche hat in der zweiten Wochenhälfte beispielsweise den in Großbritannien notierten deutschen Chiphersteller Dialog Semiconductor (ISIN GB0059822006) erfasst: mehr als sechs Prozent Kursgewinn am Donnerstag. Der Chipkonzern, der Apple zu seinen Großkunden zählt, hat auch gleich eine Kaufempfehlung von Kepler Chevreux ausgefasst beziehungsweise bestätigt bekommen. Das Kursziel sehen die Analysten bei 58Euro. Derzeit kostet das Papier (nach einem starken Rückgang in den vergangenen Wochen) um die 39 Euro. Wenn die Kepler-Analysten recht behalten, dann gibt das ein recht schönes Kurspotenzial von 45 Prozent.

Ein hohes Kurspotenzial trauen die Analysten von Independent Research auch der vergleichsweise kleinen deutschen Beteiligungsgesellschaft Indus Holding (ISIN DE0006200108) zu. Das Kursziel von 60 Euro ergäbe ein Potenzial von mehr als 50 Prozent. Allerdings steckt der S-DAX-Wert immer noch in einer hartnäckigen Konsolidierungsphase, die den Kurs von über 50 auf unter 39 zurückgeführt hat. Da wird man wohl noch warten müssen. Zum einen auf ein charttechnisches Einstiegssignal. Zum anderen darauf, ob das Unternehmen seine Gewinn- und Umsatzprognose übertrifft, was der Aktie Schub verleihen würde. Ein Papier für den Merkzettel also.

Sehr schön entwickeln sich in letzter Zeit die Solarwerte. Nicht nur die immer noch unterbewertete, an dieser Stelle schon mehrmals besprochene Jinko Solar (ISIN US47759T1007), sondern auch die deutsche SMA Solar Technology (ISIN DE000A0DJ6J9), deren Kurs sich heuer schon vervierfacht hat. Der Wert ist aber noch lang nicht am Ende, zumal sich jetzt abzeichnet, dass das Jahresendergebnis nicht den erwarteten Verlust, sondern vielleicht sogar einen kleinen Gewinn ausweisen wird. Die Aktie ist allerdings seit dem Sommer relativ volatil und eher nicht für Value-Anleger geeignet, die Aufregungen vermeiden wollen.

Nach einem Totalabsturz hat die Aktie des deutschen Energieversorgers RWE (ISIN DE0007037129) in den vergangenen Wochen mit einem Anstieg um fast 30 Prozent von sich reden gemacht. Ist das jetzt bloß eine technische Gegenreaktion eines von panischen Verkäufern zu tief geprügelten Wertes, wie einige Analysten meinen?

Nein, sagt die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs. Die US-Analysten haben die Einstufung in ihrer jüngsten Veröffentlichung auf „Buy“ belassen. Die jüngsten Stellungnahmen der deutschen Regierung zu Energiefragen seien für RWE und die anderen Versorger positiv zu sehen, heißt es in der Analyse. Für die Aktie gebe es „erhebliches Erholungspotenzial“ bis zu einem Kursziel von 21 Euro. Derzeit notiert das Papier im Bereich von 12,50. Allerdings, fügen wir hinzu, lauert in der Höhe von 13,50 ein größeres charttechnisches Hindernis, das man abwarten sollte.

josef.urschitz@diepresse.com

www.diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2015)

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