Daimler fährt der Konkurrenz davon

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US-GERMANY-AUTO-DAIMLER-BENZ-ZETSCHEAPA/AFP/MANDEL NGAN
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Warum die laufende Konsolidierung nicht beunruhigend ist und wie Daimler an der Börse der Konkurrenz davonfährt.

Was zuletzt schon ganz nach vorverlegter Jahresendrallye ausgesehen hatte – der Oktober war einer der besten Börsenmonate seit Langem – fühlt sich nun wieder reichlich zäh an: Die Börsen sind in den vergangenen Tagen in einen ausgeprägten Konsolidierungsmodus übergegangen. Begründungen gibt es viele. Die Naheliegendste: Die Kurse sind in den vergangenen Wochen ein bisschen zu flott gestiegen.

Das ist noch kein Beinbruch, sondern normalerweise ein Gelegenheit, Neupositionierungen zu überlegen. Zumal (siehe unten stehenden Artikel) die Aussichten zumindest für die erste Hälfte des kommenden Jahres nicht so schlecht sind. Allerdings überwiegend deshalb, weil die meisten Notenbanken ihre Geldhähne konzertiert noch ein Stück aufdrehen. Das wird eventuell schon vorhandene Blasenbildungen noch verstärken. Man sollte Exit-Strategien also stets in Griffweite haben. Aber solang die Musik spielt, kann man ruhig tanzen.

Die spielt derzeit, wie gesagt, ein wenig leiser. Sofern das aber nur nach gesunder Konsolidierung aussieht, ist das kein Problem. Es empfiehlt sich, da ein bisschen den in Europa durchaus taktangebenden deutschen Leitindex DAX im Auge zu behalten. Der stößt sich derzeit regelmäßig an seinem in der Gegend von 11.000 Punkten liegenden Deckel wund. Rückfälle wie diese Woche sind aber noch unbedenklich. Unangenehm wird es erst, wenn die 10.500-Punkte-Grenze wirklich nachhaltig durchschlagen wird.

Attraktiv erscheinen in diesem Umfeld Papiere, die einen überdurchschnittlichen Kursrutsch schon hinter sich haben und sich gerade auf den Weg nach oben machen. Ein solcher Wert wäre der des immer noch schwach kriselnden Spezialmaschinenbauers Aixtron (ISIN DE000A0WMPJ6). Er hat seinen jahrelangen Sinkflug jetzt gestoppt und einige Analysten auf seine Seite gebracht. So hat Kepler Chevreux die Einstufung soeben von „Hold“ auf „Buy“ geändert und das Kursziel der bei 6,7 Euro notierenden Aktie von 5,5 auf neun Euro hochgeschnalzt. Etwas weniger optimistisch ist Berenberg mit einer „Halten“-Empfehlung und acht Euro Kursziel. Das mag damit zusammenhängen, dass noch nicht alle Beobachter von einer fundamentalen Trendwende überzeugt sind. Helfen könnten in den vergangenen Tagen aufgetauchte Gerüchte, wonach ein chinesischer Konkurrent Appetit auf eine Aixtron-Übernahme bekommen habe. Bestätigt ist da aber noch nichts.

Flott unterwegs sind derzeit trotz des Dieselskandals einige Autobauer. Man sollte derzeit nicht unbedingt zu VW greifen, aber die Aktie des Mercedes-Herstellers Daimler (ISIN DE0007100000) macht eine recht gute Figur. Sie konnte sich in den vergangenen Tagen der DAX-Konsolidierung zwar auch nicht entziehen, der Rückgang hat den Einstieg aber eher attraktiver gemacht. Goldman Sachs hat seine Kaufempfehlung in der vergangenen Woche jedenfalls bestätigt. Und zwar im Rahmen einer Branchenstudie, in der die Mercedes-Aktie als beste der Autobranche hervorgehoben wurde. Besonders gut schätzen die Analysten die Lage der Sternmarke auf dem chinesischen Markt ein, wo der Konzern seinen Absatz zuletzt verdoppelt hat.

Viel halten die Analysten derzeit vom im deutschen Mittelstandsindex MDAX notierenden Immobilienfinanzierer Aareal Bank (ISIN DE0005408116). Der hat nach einem etwas unverdienten Kursrutsch wieder ordentlich Luft nach oben. Nach einer positiven Überraschung im dritten Quartal wurde die Aktie jetzt von der NordLB auf „Kaufen“ hochgestuft. Dieselbe Einstufung halten auch Kepler Chevreux und DZ Bank. Die Kursziele variieren stark, nämlich von 40 bis 45 Euro. In jedem Fall ergibt sich aber schönes Potenzial, denn aktuell notiert das Papier etwas über 32 Euro. Interessant ist die Aktie vor allem durch den verbesserten Ausblick. Das Ergebnis des dritten Quartals, das besser als erwartet war, dürfte keine Eintagsfliege sein.

Die USA liegen derzeit im Star-Wars-Fieber. Statt in Karten für den Kinostart der siebenten Staffel des Weltraumepos könnte man allerdings auch in Aktien des Star-Wars-Produzenten Walt Disney (ISIN US2546871060) investieren. Die ist gerade dabei, ihr Allzeithoch vom Sommer (120 Dollar) wieder in Angriff zu nehmen. Weit ist das Papier davon nicht mehr entfernt. Derzeit steht man bei 115 Dollar, die Kursziele liegen zwischen 130 und 136 Dollar.

josef.urschitz@diepresse.com

www.diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2015)

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