Warum die Biotech-Aktie Evotec gesund für das Depot ist

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Und man TUI ruhig mit auf die Börsenreise nehmen kann.

Wenn ein Großauftrag verloren geht und eine immerhin im TecDAX notierte Aktie wie Aixtron auf der Stelle um 43(!) Prozent einbricht – wie nennt man denn das? Und wenn am selben Tag ebenfalls in Frankfurt das Papier eines etablierten Baumarktunternehmens wie Hornbach im ersten Schreck um mehr als 20 Prozent in die Knie geht und sich später bei immerhin noch mehr als 18 Prozent minus stabilisiert, nur weil der Konzern die Gewinnprognose (!) zurücknimmt – was ist denn da los?

Kurzum: Was sich am Donnerstag in Frankfurt abgespielt hat, wirft kein gutes Licht auf die derzeitige Börsenverfassung. Wenn Aktien so auf Nachrichten reagieren, dann ist sehr viel Nervosität und Unsicherheit im Markt. In solchen Situationen können schon relativ banale Nachrichten Mini-Crashs auslösen.

Tatsächlich ist die Nervosität im Vorfeld der nächstwöchigen Fed-Entscheidung groß. Schließlich ist ja seit Längerem eine ausschließlich von Zentralbankgeld getriebene Liquiditätsrallye in Gang. Eine, die EZB-Chef Mario Draghi zuletzt doch empfindlich gestört hat, indem er zwar lieferte, aber nicht ganz das, was der Markt erwartet hat. Wenn jetzt Fed-Chefin Yellen auch nicht ganz das macht, was von ihr erwartet wird, dann dürften wir in nächster Zeit wohl eine Phase größerer Volatilität erleben.

Leitet die Fed freilich die Zinswende ein, dann können wir uns auf den mitteleuropäischen Börsen noch einmal auf ein kleines Jahresendspektakel freuen. Denn das würde den in der Zwischenzeit etwas erstarkten Euro wieder schwächen. Und ein starker Euro ist genau das, was die großen, exportorientierten Konzerne (und damit das Gros der börsenotierten Unternehmen) jetzt nicht brauchen können.

Wie auch immer: Wer jetzt investiert, sollte nicht gleich die Nerven wegwerfen, wenn es zwischenzeitig seitwärts oder gar abwärts geht. Und seine potenziellen Investments sehr genau anschauen. Denn das Kursniveau ist nun einmal schon in luftigen Höhen – und das führt bei negativen Meldungen eben leicht zu übertriebenen Abstürzen wie einleitend beschrieben.

Ausgesprochen positive Nachrichten kommen derzeit von einem alten Bekannten, der an dieser Stelle schon mehrfach besprochenen Biotech-Aktie Evotec(ISIN DE0005664809). Das von einem Österreicher geführte Hamburger Unternehmen hat zuletzt ein gutes Quartalsergebnis abgeliefert, ein paar Forschungskooperationen abgeschlossen und bei Forschungsprojekten (unter anderem in Kooperation mit Bayer) von Fortschritten berichtet. Das tut dem Kurs ausgesprochen gut: Die Aktie läuft und läuft. Und wird das auch weiterhin tun. Analysten sehen unterdessen schon kurzfristige Kursziele um die 4,70 Euro. Das sieht ausgesprochen gut aus.

Weil wir gerade im Biotechbereich sind: Das (noch) relativ kleine deutsche Unternehmen MagForce(ISIN DE000A0HGQF5) macht gerade mit einem Mittel gegen eine besonders aggressive Gehirntumorform (Glioblastom) von sich reden. So sehr, dass die Analysten von GBC ihre Kaufempfehlung erneuert und ein Kursziel von 14,30 Euro gesetzt haben. Das wäre annähernd das Zweieinhalbfache des aktuellen Wertes. Das ist allerdings wirklich Wagnisfinanzierung. Denn Biotechfirmen in diesem Stadium hängen oft am Erfolg eines einzigen Medikaments. Bleibt dieser aus, dann wendet sich das hohe Gewinnpotenzial sehr schnell ins Gegenteil.

Eine etwas sicherere Bank ist da schon der Reisekonzern TUI(ISIN DE000TUAG000). Dessen Aktie hat nach starken Anstiegen im Vorjahr heuer sehr hartnäckig (und mit sehr großer Schwankungsbreite) seitwärts tendiert. Aber jetzt ist der Bann offenbar gebrochen. Trotz der Terroranschläge gegen touristische Einrichtungen in den vergangenen Monaten brummt das Reisegeschäft. TUI hat in der abgelaufenen Woche einen Gewinnsprung berichtet. Das hat der Aktie ordentlich Schub verliehen. Und dieser Schub könnte ausreichen, um das Papier aus dem Seitwärtskanal hinauszukatapultieren. Die Chancen dafür stehen jedenfalls nicht schlecht. Sieht ganz nach Einstieg aus.

Recht gut läuft in jüngster Zeit auch die Aktie des Internethändlers Zalando(ISIN DE000ZAL1111). Ihr wird mittelfristig eine Kurssteigerung von gut 20 Prozent zugetraut. Zu denken geben sollte allerdings, dass die Zalando-Gründer, die das Werkel an die Börse gebracht haben, beim aktuellen Kurs gerade Kasse machen.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2015)

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