Was Freeport McMoRan beflügelt

File photos of trucks parked at the open-pit mine of PT Freeport's Grasberg copper and gold mine complex near Timika
File photos of trucks parked at the open-pit mine of PT Freeport's Grasberg copper and gold mine complex near TimikaREUTERS
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Warum Rohstoffproduzenten plötzlich zu Lieblingen der Börsianer mutieren und was Freeport McMoRan so extrem beflügelt.

Vergangene Woche war ein ausgesprochenes Labsal für Aktionäre: Erstmals seit Langem zeigte die kurzfristige Tendenz ziemlich konstant nach oben, erstmals seit Längerem blieben unterwöchige heftige Kurzzeit-Abstürze aus. Also ein paar Tage der Nervenschonung für Aktionäre.

Besonders gut lief es interessanterweise in Wien: Sechs aufeinanderfolgende Tage mit Kurssteigerungen hat man hier schon länger nicht mehr gesehen. Vom Tief sind wir jetzt schon wieder ein schönes Stückchen weg, wenngleich der Aufschwung am Freitag erst einmal gestoppt wurde.

Das grundlegende Bild hat sich jetzt deutlich aufgehellt, aber nicht gedreht. Ein Ausbruch aus dem Abwärtstrend war das, was wir in den vergangenen Tagen gesehen haben, noch nicht. Im Gegenteil: Analysten gehen davon aus, dass wir uns schon wieder in der Nähe der Obergrenze des derzeit Möglichen befinden und die Kurse durchaus bald wieder um ein paar Prozent nachgeben könnten (ohne allerdings zu stark nach unten auszubrechen).

In dieser Woche steht zwar eine weitere geldpolitische Lockerung bei der Europäischen Zentralbank (EZB) an, die Aktien nach oben treiben könnte. Der Großteil dieses Draghi-Effekts dürfte an der Börse aber schon gegessen sein. Dinge, die so oft im Vorfeld angedeutet werden, sollten in den Kursen längst enthalten sein.

Auch wenn die Kurse noch ein bisschen nach oben gehen sollten: Marktbeobachter weisen darauf hin, dass die jüngsten Börsenaufschwünge nicht vom breiten Markt getragen wurden, also sozusagen von der Flut, die alle Boote hebt. Sondern von relativ wenig Sektoren verantwortet wurden.

Die sollte man näher ansehen, denn sie lassen sich durchaus zum Abstauben in einem sich generell noch immer nach unten neigenden Markt nutzen. Man kann dies etwa am US-Frackinggasproduzenten Cheniere sehen, der in der Vorwoche an dieser Stelle besprochen wurde – und seither immerhin schon mehr als zehn Prozent Kursplus aufs Depot gebucht hat.

Grundsätzlich laufen Rohstoffwerte derzeit völlig konträr zum Gesamtmarkt. Die Preise der wichtigsten Rohstoffe haben vor ein paar Wochen gedreht (siehe unten stehende Geschichte). Und mit ihnen auch die Aktienkurse der Rohstoffproduzenten. Wobei die Rohstoffpreise in den Aktienkursen sozusagen gehebelt werden: Gold- und Rohstoffaktien sind seit Jahresbeginn annähernd dreimal so schnell gestiegen wie die zugrunde liegenden Rohstoffnotierungen. Bei Gold- und Kupferproduzenten etwa waren Kurssteigerungen zwischen 60 und 80 Prozent (mitten in einem insgesamt sinkenden Markt) keine Seltenheit.

Die Kurse steigen allerdings von einem extrem tiefen Niveau aus, nachdem sie zuvor um 90 und mehr Prozent gefallen waren. Auf den Langfristcharts sind sie deshalb nur als kleine Häkchen sichtbar, die noch lang nicht auf wirklich langfristige Trendwenden hindeuten. Macht aber nichts: Wenn man den Markt genau im Blick hat und bereit ist, bei Verkaufssignalen schnell zu reagieren, kann man auf dieser Welle, die noch lang nicht ihren Scheitelpunkt erreicht hat, durchaus mitsurfen.

Als Investments bieten sich da Goldproduzenten wie die an dieser Stelle schon besprochene Barrick Gold (ISIN CA0679011084) oder die zuletzt sehr stark gestiegene Mceven Mining (US58039P1075) an. Aber auch traditionelle Schwergewichte im Rohstoffgeschäft wie etwa die Minenbetreiber Rio Tinto (ISIN GB0007188757), BHP Billiton (ISIN AU000000BHP4) oder Glencore (ISIN JE00B4T3BW64) sind im Moment flott nach oben unterwegs, wenngleich nicht in dem Tempo wie kleinere Unternehmen.

Der absolute Renner unter den Rohstoffproduzenten ist zurzeit aber der Gold- und Kupferkonzern Freeport McMoRan (ISIN US35671D8570), dessen Kurs vom Kupferpreis innerhalb eines Monats um rund 90 Prozent nach oben gepusht wurde – der aber noch lang nicht am Ende der Fahnenstange angelangt ist. Auch bei Freeport gilt freilich, dass der Kursexplosion ein Vollabsturz vorangegangen war, den Kupferpreis sollte man als Aktionär also genau im Auge behalten.

Wer es eher sportlich liebt: Porsche (ISIN DE000PAH0038) hat an der Börse den Turbo gezündet und vom Kurstief schon fast 20 Prozent gutgemacht. Das Papier war zuletzt eindeutig unter seinem Wert geschlagen, der jetzige Antritt könnte durchaus noch ein Zeit lang anhalten.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2016)

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