Günstige Einstiegschancen: Biotech

(c) Bloomberg (Martin Leissl)
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Warum sich die Börsen trotz gehäufter schlechter Nachrichten erstaunlich gut halten und Biotech günstige Einstiegschancen bietet.

Eigentlich läuft es derzeit an den Märkten nicht so schlecht. Seit dem Tiefpunkt der Neujahrsbaisse am 11. Februar haben die wichtigen Indizes immerhin zwischen acht (DAX) und 13 Prozent (Dow-Jones) zugelegt. Und die Wiener Börse stolpert diesmal nicht hinterher, sondern hat sich mit rund zwölf Prozent plus knapp hinter dem Dow-Jones in der Spitzengruppe eingereiht.

Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass das Umfeld ja nicht so besonders ist. Die Konjunkturaussichten sind weiterhin nicht berauschend. Und das schlägt sich langsam auch in den Unternehmensgewinnen nieder. Die US-Berichtssaison ist jedenfalls voller enttäuschter Anlegererwartungen. Zuletzt haben etwa Google/Alphabet und Microsoft für vergleichsweise lange Anlegergesichter gesorgt. Aber selbst eine Fülle von Enttäuschungen führt in der derzeitigen Situation nicht zu einem breiten Rückgang der Kurse, sondern trifft immer nur die betroffenen Einzelwerte. Eigentlich kein schlechtes Zeichen.

Vergangene Woche hat man freilich ebenso gesehen, worauf man sich auf dem Aktienmarkt auch gefasst machen muss: Die deutsche Stroer-Aktie ist in der Spitze um bis zu 30 Prozent abgestürzt, nachdem sie in einer Analyse von Muddy Waters Capital offensichtlich grundlos „hinuntergeschrieben“ worden war. Angeblich hat es im Umfeld der Analysten Engagements in Short-Positionen von Stroer gegeben. Das wird wohl ein Fall für den Staatsanwalt. Aber blöd, wenn man als Aktionär in solche Machenschaften gerät und viel Geld verliert.

Reichlich dubios geht es derzeit offenbar auch in der Autobranche zu, wo die VW-Schummelaffäre immer stärker auch auf andere große Hersteller übergreift. Mitsubishi beispielsweise hat in der Vorwoche ein Viertel seines Aktienwertes verloren, nachdem dem Autobauer Schummeleien bei den Abgaswerten nachgewiesen worden waren. Und seit die US-Behörden den Mercedes-Hersteller Daimler aufs Korn genommen haben, müssen auch die deutschen Nobelhersteller Börsenfedern lassen. Am Freitag hielten Daimler und BMW gemeinsam mit VW jedenfalls souverän die letzten drei Plätze in der DAX-Statistik. Diese Branche ist derzeit wohl nur etwas für hartgesottene Trader, da lässt man jetzt am besten die Finger davon, bis sich die Abgaswolken verzogen haben.

An die Spitze des DAX hat sich am Freitag übrigens ganz souverän die Pharma-Aktie Merck (ISIN DE0006599905) gesetzt. Grund war eine Kaufempfehlung von Merrill Lynch mit Kursziel 98 Euro (das Papier notiert derzeit bei rund 81). Die Analysten sehen für das Papier wegen neuer Medikamente beträchtliches Potenzial. Aber auch charttechnisch sieht die Sache zurzeit hervorragend aus. Beim Überschreiten der 84-Euro-Linie würde die Aktie ein Kaufsignal generieren, das man durchaus beachten könnte.

Relativ gut läuft es derzeit auch bei den Biotech-Titeln, die heuer allerdings besonders stark unter die Räder gekommen sind. Zum Beispiel die Schweizer Beteiligungsgesellschaft BB Biotech (ISIN CH0038389992), mit der man ein ganzes Biotech-Portfolio erwirbt, also ein wenig Risiko in diesem doch sehr volatilen Bereich streut. BB Biotech hat naturgemäß ein inferiores erstes Quartal hinter sich, gilt jetzt aber als deutlich unterbewertet und hat viel Potenzial. In den vergangenen Tagen hat der Wert deutlich angezogen.

Ebenfalls aus der Schweiz kommt das Biotech-Unternehmen ActelionPharmaceuticals (ISIN CH0010532478).Dessen Kurs zieht seit Jahren verlässlich nach oben, der Aufwärtstrend ist ungebrochen. Actelion verdient momentan mit einem neuen Lungenmedikament sehr gut, die Prognose wurde in der Vorwoche angehoben. Möglich, dass hier auch noch die Dividende verbessert wird.

Weniger bekannt dürfte hierzulande das schwedische Unternehmen Vitrolife AB (ISIN SE0000816043) sein, das Geräte und Substanzen für die künstliche Befruchtung herstellt. Trotzdem gehört die Aktie langfristig zu den Besten der Besten. Sie liefert konstant Steigerungen ab – in den letzten zehn Jahren sagenhafte 1340 Prozent, allein im letzten Monat 27 Prozent. Und das Wachstum ist noch lange nicht zu Ende, zumal sich Vitrolife auf dem riesigen chinesischen Markt festsetzen konnte. Eine Dividendenrendite von vier Prozent gibt es auch noch. Die Aktie ist allerdings ein „Small Cap“, also etwas riskanter als eines der großen Schlachtschiffe von der Blue-Chip-Fraktion.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2016)

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