Die Börsenkurse wachsen nicht in den Himmel

Federal Reserve Chair Janet Yellen speaks at the Radcliffe Institute for Advanced Studies at Harvard University in Cambridge
Federal Reserve Chair Janet Yellen speaks at the Radcliffe Institute for Advanced Studies at Harvard University in Cambridge(c) REUTERS (BRIAN SNYDER)
  • Drucken

Warum die Börsenkurse weiter nicht in den Himmel wachsen und welche Nebenwerte jetzt attraktiv sein könnten.

Den alten Börsenkalauer „sell in may“ hat der vergangene Monat auf den Märkten zwar nicht bestätigt, aber die Wege in den Kurshimmel sind doch etwas steiniger als gedacht. Die wichtigsten Börsenindizes haben im Wonnemonat zwar zugelegt, aber auf allen großen Börsenindizes liegt derzeit ein bleierner Deckel, an dem Aufschwungversuche immer wieder scheitern. Der Dow Jones gerät regelmäßig außer Atem, wenn er in die Gegend von 18.000 Punkten kommt, für den deutschen DAX gibt es jenseits von 10.300 auch kein rechtes Weiterkommen.

Da ist es ein schwacher Trost, dass die Indizes auch nach unten relativ gut abgepolstert sind. Auf mittelfristige Sicht geht es seitwärts dahin. Derzeit sogar mit einem leichten Drall nach unten, denn die überraschend schlecht ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag – im Mai wurden nicht, wie erwartet, 160.000, sondern nur 38.000 neue Jobs geschaffen – haben die Börsen doch recht ordentlich durchgebeutelt.

Für Aktionäre ergibt sich damit ein neues Bild: Erstens beschädigen die schwachen US-Daten den Dollar. Und ein zum Euro tieferer Dollar-Kurs knabbert aus der Sicht europäischer Halter von US-Aktien eben an den Erträgen. Und zweitens ist die (auf den Märkten längst in die Kurse eingepreiste) Zinserhöhungsrunde, die die US-Notenbank Fed mehr oder weniger für den Juni avisiert hat, jetzt wohl vom Tisch.

Auch das dürfte für Verunsicherung sorgen. Börsen mögen zwar keine Zinserhöhungen. Aber verfehlte Konjunkturerwartungen, die möglicherweise auf künftige Unternehmensgewinne drücken, wohl noch weniger.

Da hilft jetzt gar nichts. Kurzfristig werden die Bäume zumindest auf dem breiten Markt wohl nicht in den Himmel wachsen. Auch wenn immer mehr Analysten auftreten, die für den Sommer eine Rallye prophezeien. Die werden wir höchstens, allerdings nur in Maßen, bei Goldwerten sehen. Das zuletzt etwas schwächelnde Edelmetall hat nach den US-Arbeitsmarktdaten jedenfalls einen Freudensprung gemacht.

Einen wirklich guten Lauf hat zuletzt die österreichische Stahlaktie Voestalpine (ISIN AT0000937503) hingelegt. Seit 10. Mai ist der Kurs immerhin um mehr als zehn Prozent gestiegen, in der abgelaufenen Woche hat es nach der Ankündigung einer (wahrscheinlich in Österreich zu tätigenden) Investition sogar einen ausgesprochenen Kurssprung gegeben. Der österreichische Stahlkonzern hat mittelfristig sicher Potenzial, kurzfristig sollte man ihm nach den heftigen Anstiegen der jüngsten Zeit allerdings eine Verschnaufpause gönnen. Das kurzfristige Kurspotenzial dürfte jetzt ausgeschöpft sein. Die Kursziele der Analysten liegen im Schnitt rund um den derzeitigen Kurs von rund 31 Euro, die Baader Bank sieht das Ziel freilich bei 35 Euro. Im Auge behalten sollte man den Wert jedenfalls.

Zum Spielen lädt die bevorstehende Fußballeuropameisterschaft in Frankreich ein. Da kann man auf den Ausgang einzelner Spiele wetten – oder, was wahrscheinlich einträglicher ist, an den Wetten der Fußballfans selbst verdienen. Beispielsweise mit dem Internet-Wettanbieter Bet-at-home (ISIN DE000A0DNAY5), dessen Kurs seit Jahren wie mit dem Lineal gezogen nach oben geht. Derzeit gehört Bet-at-home mit rund 50 Prozent Kursgewinn seit Jahresbeginn zu den attraktivsten Wettaktien. Und das Ende der Fahnenstange dürfte noch nicht erreicht sein. Die Kursziele der Analysten liegen im Schnitt um rund 20 Prozent über dem derzeitigen Niveau.

Geld verdienen lässt sich derzeit eben eher mit Nebenwerten als mit den großen Schlachtschiffen. In diesem Segment hat sich in jüngster Zeit die deutsche Online-Anzeigenplattform Scout24 (ISIN DE000A12DM80) in den Vordergrund gespielt. Zuletzt sind die Analysten der Commerzbank auf den Wert aufmerksam geworden – und haben ihn mit einer Kaufempfehlung und dem Kursziel 42 Euro in ihre Empfehlungsliste aufgenommen. Auch das wären ziemlich genau 20 Prozent Potenzial vom derzeitigen Kurs.

Ein Analystenkommentar hat in der vergangenen Woche der zuletzt eher flau gelaufenen Aktie des deutschen Mobilfunkanbieters Freenet (ISIN DE000A0Z2ZZ5) neues Leben eingehaucht. MM Warburg gibt dem Papier ein Kursziel von 35 Euro und stuft Freenet auf „Buy“ hoch. Derzeit notiert das Papier mit knapp 26 Euro recht deutlich niedriger.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.