Goldminen sind weiterhin eine gute Aktienwahl

Farage, the leader of the UKIP, attends a plenary session at the European Parliament on the outcome of the 'Brexit' in Brussels
Farage, the leader of the UKIP, attends a plenary session at the European Parliament on the outcome of the 'Brexit' in BrusselsREUTERS
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Warum der Brexit noch länger für volatile Phasen sorgen wird und Goldminen weiterhin eine gute Aktienwahl sind.

Anfangs hatte es dramatisch ausgesehen, in der Zwischenzeit hat sich die Lage aber beruhigt: Der Volksentscheid über den Ausstieg Großbritanniens aus der EU hat zwar für Unruhe auf den Märkten gesorgt, aber keineswegs den von einigen befürchteten Crash ausgelöst.

Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Einige davon sind in der unten stehender Geschichte ausgeführt. Die Finanzwirtschaft hat jedenfalls erhebliche Zweifel daran, dass die Briten tatsächlich austreten. Als wahrscheinlichste Variante gilt derzeit, dass am Ende von sehr in die Länge gezogenen Verhandlungen ein Kompromiss in Form einer Art vertraglich abgesicherter inoffizieller Mitgliedschaft light übrig bleibt. Wie das die Politik den Leave-Wählern verklickern will, ist eine andere Frage. Aber dieser Block erodiert angesichts des angerichteten innenpolitischen Chaos ohnehin: Eine Petition für eine (freilich unrealistische) Wiederholung des EU-Referendums hat es in den ersten drei Tagen schon auf sagenhafte vier Millionen Unterschriften gebracht.

Wie auch immer: Das innenpolitische Chaos wird den Briten jetzt länger erhalten bleiben und angesichts der unversöhnlichen Lager lässt sich schwer abschätzen, was am Ende dann als Brexit-Ergebnis herausschauen wird.

Anleger gehen damit unsicheren Monaten entgegen. Sie sollten sich jedenfalls von der raschen Gegenreaktion der Märkte auf den Kursverfall der ersten Post-Brexit-Tage nicht täuschen oder gar in Sicherheit wiegen lassen. Die Volatilität wird in nächster Zeit sehr hoch bleiben.

In den vergangenen Tagen hat sich schon gezeigt, wohin die Anlegerreise geht: Zwar sind die Aktienkurse wieder gestiegen, was ein Zeichen für anziehende Nachfrage ist, aber die eigentliche Musik spielte bei Gold und sicheren Staatsanleihen (etwa solchen aus Deutschland, den USA oder der Schweiz).

Letztere sind für Privatanleger freilich nicht mehr attraktiv: Die Kurse sind wegen der Nachfrage in solche Höhen geschossen, dass die meisten sicheren Staatsanleihen schon negativ rentieren.

Aus Renditegesichtspunkten sind die Bonds also ein klares No-go – und Kapitalschutz kann Gold auch. Derzeit sogar mit Gewinn, denn der Preis des Edelmetalls steigt seit Monaten beständig. Zuletzt waren schon 1340 Dollar pro Feinunze drin.

Hier dürfte die Rallye noch einige Zeit weitergehen. Zwar sind Kursziele von 2400, 2500 Dollar, wie sie zuletzt aufgetaucht sind, auch mittelfristig reine Traumbücher-Werte (außer bei größeren Finanzmarktkatastrophen wie etwa einem Platzen der Anleihenblase). Aber ein bisschen Luft ist schon noch drin. Die 1400er-Marke könnte jedenfalls bald fallen.

Gold handelt man am besten mittels Goldminenaktien wie etwa der an dieser Stelle schon einige Male besprochenen Barrick Gold (ISIN CA0679011084). Deren Kurs hat sich seit Jahresbeginn zwar schon verdreifacht. Aber von einem sehr tiefen Niveau aus. Da ist noch einiges drin – sofern sich der Goldpreis an die Prognosen hält und weitersteigt.

Und wie sieht es bei den übrigen Aktien aus? Da muss zuerst eine Warnung her: Finger weg von Bankaktien! Europäische Banken waren die großen Verlierer der Brexit-Abstimmung. Und der ganze Sektor ist noch reichlich wackelig. Wenn die Deutsche Bank von den US-Regulierungsbehörden jetzt als Systemrisiko gesehen wird, dann sagt das schon alles. In diesem Umfeld sind niedrige Kurse kein zum Einstieg reizendes Schnäppchen, sondern Ausdruck größerer Branchenprobleme.

Auch sonst sollte man derzeit eher Vorsicht walten lassen. Analysten finden aber doch ein paar Papiere interessant: Infineon (ISIN DE0006231004) beispielsweise. Der Chart des Chipkonzerns hat zuletzt zwar eher wie ein Sägeblatt ausgesehen, das Unternehmen gilt aber als Übernahmekandidat, was den Kurs beflügeln würde. Aber auch ohne Käufer geben Analysten dem Wert mittelfristig gut 15 Prozent Potenzial.

Attraktiv erscheint auch das Papier des Internethändlers Amazon (ISIN US0231351067), dessen Chart nach den schönen Kurssteigerungen der jüngsten Zeit einen weiteren Ausbruch nach oben andeutet.

30 bis 50 Prozent Potenzial geben Analysten der VW-Vorzugsaktie (ISIN DE0007664039), nachdem die Dieselgate-Strafzahlungen in den USA halbwegs geklärt sind.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2016)

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