Samsung ist eine gute Wahl

A Facebook staff uses a Gear VR virtual reality headset by Oculus and Samsung Electronics at the new Facebook Innovation Hub during a preview media tour in Berlin
A Facebook staff uses a Gear VR virtual reality headset by Oculus and Samsung Electronics at the new Facebook Innovation Hub during a preview media tour in BerlinREUTERS
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Warum an den Börsen bald der nächste Tauchgang ansteht, der koreanische Handyhersteller Samsung aber eine gute Wahl ist.

Die Experten von Goldman Sachs beschreiben es nobel: Investoren scheinen sich derzeit zwar in trügerischer Sicherheit zu wiegen, schrieb der US-Aktienstratege der Bank, David Kostin, in der vorigen Woche. Aber ein weit fortgeschrittener ökonomischer Zyklus mit hohen Bewertungen werde im Verein mit politischer Unsicherheit für „potenzielle Marktschwäche“ im zweiten Halbjahr sorgen. Kurz und gut: US-Aktien seien nach den Goldman-Modellen um gut 13Prozent überbewertet, ein Kursrutsch um fünf bis zehn Prozent sei in den US-Indizes für die nächsten drei Monate zu erwarten.

Nach unten zeigen die übergeordneten Indikatoren auch auf den europäischen Märkten. An diesem fundamentalen Bild ändern auch starke Gegenbewegungen nach oben wie am vergangenen Freitag wenig. Zumal diese ja nur vorangegangene Abschwünge kompensieren. Sowohl DAX als auch ATX waren zum Wochenende ja lediglich ungefähr dort, wo sie schon eine Woche vorher waren.

Für Europa fürchten Analysten in den nächsten drei Monaten noch stärkere Einbrüche als in den USA. Der für österreichische Anleger nicht unwichtige deutsche Leitindex DAX etwa, der zuletzt etwas über 9600 Punkte stand, könnte durchaus die Gegend von 8000 sehen, bevor es wieder aufwärtsgeht, hieß es in der vorigen Woche. Der übergeordnete Trend zeige jedenfalls ganz eindeutig nach unten, ein Ausbruch in die Gegenrichtung sei extrem unwahrscheinlich.

Wir haben es im aktuellen wirtschaftlichen und politischen Umfeld also wenig überraschend mit einem stark schwankenden Markt zu tun, dessen Tendenz kurzfristig nach unten zeigt. Das ist ein nettes Spielfeld für kurzfristig orientierte Trader, aber ein zu vermeidendes Minenfeld für Langfristanleger. Sie können mit Neuengagements durchaus zuwarten, bis sich die Nebel gelichtet und die Märkte ihren Boden gefunden haben.

Das gilt natürlich nur für den breiten Markt, mit durch spezielle Ereignisse getriebenen Einzeltiteln lässt sich trotzdem Geld machen.

Eines der kurstreibenden Ereignisse der vergangenen Woche war die Ankündigung des europäischen Nahrungsmittelriesen Danone, den US-Bionahrungsmittelhersteller White Wave um 12,5 Mrd. Dollar zu kaufen. Wer White Wave im Depot hatte, war glücklich über einen fast 20-prozentigen Kurssprung am Tag der Ankündigung. Damit ist die Sache White Wave abgehakt, denn der Kurs liegt jetzt, wenig überraschend, in der Gegend des von Danone angebotenen Preises. Interessant wird aber Danone (ISIN FR0000120644) selbst: Die Franzosen erschließen sich, wenn der Einstieg klappt, den riesigen amerikanischen Markt für Bioerzeugnisse. Das wird der Unternehmensentwicklung wohl nicht schaden. Danone hatte schon vor der Ankündigung des Deals Kursziele in der Gegend von 76 bei einem aktuellen Kurs von rund 65. Das Potenzial war also schon vorher nicht schlecht und hat sich jetzt deutlich verbessert.

Stark auf dem Weg nach oben ist derzeit der koreanische Apple-Konkurrent Samsung (ISIN US7960502018). Dessen neues Handyflaggschiff Galaxy S7 hat dem Konzern einen Schub verpasst, in der abgelaufenen Woche hat Samsung noch dazu eine kräftige Gewinnsteigerung angekündigt. Die Aktie des südkoreanischen Elektronikriesen ist in den vergangenen Monaten nicht spektakulär, aber stetig nach oben gezogen. Da kann man wohl nicht viel falsch machen.

Eine wilde Spekulation ist dagegen eine in der Vorwoche abgegebene Kaufempfehlung von Goldman Sachs für die italienische Bank Austria Mutter UniCredit (ISIN IT0004781412). Die Aktie ist in den vergangenen zwölf Monaten um fast 70Prozent gefallen, bildet derzeit aber gerade einen Boden aus. Die US-Analysten sind der Meinung, dass die italienische Bankenkrise den Kurs viel zu tief gedrückt hat, und sie erwarten eine Gegenbewegung bis zu 3,5 Euro. Das wäre eine satte Verdoppelung des aktuellen Kurses.

Wer diese Spekulation wagen will, sollte allerdings bedenken, dass die italienischen Banken derzeit um Staatshilfe anstehen (übrigens, wenn sie es bekommen, ein klarer Bruch der gerade erst vereinbarten europäischen Bail-in-Regeln) und deshalb keine sichere Bank sind. Ein Goldman-Tipp für risikoaffine Hasardeure also. Vorsichtige sollten sich vielleicht doch lieber an die Regel halten, derzeit die Finger von Bankaktien zu lassen.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2016)

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