Die großen Gewinner von Industrie 4.0

Founder and CEO of Tesla Motors Elon Musk speaks during a media tour of the Tesla Gigafactory, which will produce batteries for the electric carmaker, in Sparks, Nevada, U.S. July 26, 2016.  REUTERS/James Glover II
Founder and CEO of Tesla Motors Elon Musk speaks during a media tour of the Tesla Gigafactory, which will produce batteries for the electric carmaker, in Sparks, Nevada, U.S. July 26, 2016. REUTERS/James Glover IIREUTERS
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Warum die Tesla-Aktie zur Zitterpartie werden könnte und wer die großen Gewinner von Industrie 4.0 sein werden.

Viel hat sich zuletzt an den Märkten nicht mehr getan. Die wichtigsten Indizes stehen ungefähr dort, wo sie schon vor einer Woche waren. Das hatte ein bisschen mit Zurückhaltung vor der Notenbanktagung in Jackson Hole zu tun, bei der Fed-Chefin Janet Yellen schließlich kurzfristige Zinsentwarnung gab. Und sehr viel damit, dass die von Zentralbankgeld getriebenen Aktienmärkte schon in recht luftigem Territorium unterwegs sind. Zumindest die nahe ihrer Höchststände herumgrundelnden US-Indizes gelten unterdessen als ziemlich aufgeblasen, die dazu gehörenden Aktien als überbewertet.

Das hat kurzfristig nicht allzu viel zu sagen, denn so lange es aufwärts geht, schert sich niemand um die klassische Aktienbewertung. Man kann also ruhig weiter mittanzen, so lange die Musik spielt. Aber man sollte ein feines Gehör für mögliche Schlussakkorde entwickeln.

Ein sehr schönes Beispiel dafür liefert gerade der Elektroautohersteller Tesla (ISIN US88160R1014): Da raten Analysten im Wochentakt zum „shorten“, also zur Spekulation auf Kursverfall. Aber die Aktie will sich einfach nicht daran halten. Die läuft seit drei Monaten im Prinzip seitwärts mit einem leichten Abwärtstrend zuletzt, hat aber ihren Zwischenabsturz von Ende Juni sehr schnell praktisch zur Gänze wieder kompensiert.

Dabei wäre der Hersteller hipper Elektroautos nach klassischen Kriterien ein klarer Verkauf: Das Unternehmen hat noch nie Gewinn gemacht, hat zuletzt seine eigenen Ziele klar verfehlt, und die klassische Konkurrenz, die den E-Trend bisher eher verschlafen hatte, wacht langsam auf. Der Kurs der Aktie lebt praktisch ausschließlich vom Glauben an die Vision des Unternehmensgründers Elon Musk. Wird diese Realität, dann werden wir eine Kursexplosion erleben. Läuft es im derzeitigen Stil weiter, dann ist der aktuelle Tesla-Kurs eine der größten Blasen im Markt. Wer dort längerfristig positioniert ist, sollte also mit sehr konsequenten Stopps arbeiten. Shorten würde ich aber derzeit als zu großes Risiko ansehen. Schließlich deckt das Marketinggenie des Herrn Musk im Moment alle Probleme zu.

Bei Apple (ISIN US0378331005), einem früheren Börsenhighflyer mit jetzt doch schon monatelanger Kursflaute, scheint der Marketinghype langsam abzubröckeln, aber immer noch weitgehend intakt zu sein. Den jüngsten Rückschlag, eine riesige Sicherheitslücke beim meistverkauften Konzernprodukt, dem iPhone, hat die Aktie jedenfalls erstaunlich gut weggesteckt. Dieses Papier kann man also weiterhin auf dem Radarschirm behalten, wenngleich das ganz große Potenzial schon länger weg ist.

Dieses gibt es aber offenbar ausreichend in der Old Economy. Die deutsche Immobilienbranche beispielsweise macht an der Börse derzeit ausgezeichnete Figur. Hierzulande werden Immobilienaktien seit den Skandalen um Meinl European Land und Immofinanz ja nur noch mit der Beißzange angefasst. Aber das könnte durchaus ein Fehler sein. In Deutschland beispielsweise hat die Deutsche Wohnen (ISIN DE000A0HN5C6) zuletzt eine Kaufempfehlung ausgefasst. Wer auf den Chart schaut, weiß auch warum. Das Kursziel liegt rund zehn Prozent über dem derzeitigen Niveau. Die Aktie hat in den vergangenen drei Monaten rund zwanzig Prozent, auf Jahresbasis mehr als vierzig Prozent zugelegt. So, wie das Unternehmen fundamental aufgestellt ist, ist ein Ende des Aufwärtstrends noch lange nicht abzusehen.

Mehrere Kaufempfehlungen hat zuletzt die Aktie des Zahlungsabwicklers Wirecard (ISIN DE0007472060) abbekommen. die Kursziele liegen zwischen 57 Euro (Baader Bank) und 63 Euro (Hauck & Aufhäuser). Bei einem aktuellen Kurs um die 43 Euro ergäbe das ein recht nettes Potenzial.

Wer sich vor Industrie 4.0 nicht fürchtet, sondern daran verdienen will, der kann einmal bei Vontobel vorbeischauen: Dort wurde im Frühjahr ein aus 20 Werten gebildeter entsprechender Index (Solactive Industry 4.0 Performance Index, ISIN DE000SLA13K6) kreiert, auf den es auch ein Trackerzertifikat gibt. Wer mehr zu Einzelinvestments neigt: Enthalten sind unter anderem Alphabet, Fanuc, Kuka, Autodesk, Infineon und SAP, aber auch mittelständische Unternehmen wie Duerr und Krones. Gut zu wissen, wer nach Ansicht der Experten von der beginnenden Umgestaltung der Wirtschaftswelt profitieren wird.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2016)

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