Indexcharts und Apple

Anstellen fürs neue iPhone7 in Singapur: Apple agiert nicht nur beim Handy- marketing, sondern auch beim Pushen des Aktienkurses professionell.
Anstellen fürs neue iPhone7 in Singapur: Apple agiert nicht nur beim Handy- marketing, sondern auch beim Pushen des Aktienkurses professionell.(c) REUTERS (EDGAR SU)
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Warum die Indexcharts bei Experten zunehmend Stirnrunzeln verursachen und Anleger bei Apple wenig falsch machen können.

Die abgelaufene Woche können Anleger unter der Rubrik „Außer Spesen nichts gewesen“ verbuchen. Die Wochenverluste waren größenordnungsmäßig nicht so schlimm, allerdings hat sich durch die Flaute die Börsenwetterlage entscheidend verschlechtert. Chartisten bekommen jedenfalls zusehends Stirnrunzeln, wenn sie auf ihre Kursbilder blicken: Der österreichische ATX hat seinen kurzfristigen Aufwärtstrend gebrochen, der deutsche DAX ist gerade dabei, aus seinem seit Anfang August bestehenden breiten Seitwärtskanal nach unten herauszufallen, und auch der Dow Jones bewegt sich gefährlich nahe an seinen unteren Trendbegrenzungen. Lediglich der US-Technologieindex Nasdaq 100 zeigt noch ein halbwegs passables Bild.

Einige prominente Analysten beruhigen zwar, das Bild sehe düsterer aus als die Wirklichkeit und die großen Indizes seien nach unten recht gut abgesichert. Aber in den kommenden Tagen ist an den Börsen trotzdem extreme Vorsicht angesagt. Zumindest bis Mittwochabend, wenn die US-Notenbank Fed ihre Zinsentscheidung verkündet. Die nervösen Reaktionen der vergangenen Tage an den Anleihemärkten legen durchaus den Schluss nahe, dass im Falle einer Fed-Zinsanhebung kurzfristig einiges ins Rutschen kommen könnte.

Dass einiges darauf hindeutet, dass die Federal Reserve ihren Zinsschritt wieder einmal aufschiebt, sollte nicht als Handlungsaufforderung verstanden werden. Eine Spekulation darauf wäre Hasard – und solches kann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch danebengehen. Wie wir aktuell bei der Deutschen Bank gesehen haben: In der Vorwoche haben wir hier – unter klarem Hinweis darauf, dass es sich um gefährlichen Hasard mit einer Bankaktie handelt – angedeutet, dass das fundamental unterbewertete Papier der größten Bank Deutschlands von einer milden Strafe in den USA beflügelt werden könnte. Wie wir sehen, ist die Strafandrohung mit 14 Mrd. Euro aber besonders saftig ausgefallen, was den Kurs gleich wieder in den Keller geschickt hat. Dass sich herausstellt, dass die 14 Mrd. Euro nur Verhandlungsbasis sind und die Strafe im Endeffekt zwischen sechs und acht Mrd. Euro liegen könnte, ist für das Papier kein Trost: Auch das übersteigt die einschlägigen Rückstellungen. Die Ansicht, dass man von Bankaktien derzeit am besten die Finger lässt, hat sich in diesem Punkt wieder einmal bestätigt.

Überraschend stark aufwärts geht es derzeit dagegen mit dem Kurs von Apple (ISIN US0378331005). Überraschend deshalb, weil die Marktreaktion nach der Präsentation des iPhone7 eher negativ war. Aber Apple beherrscht die Kunst des Marketings wie kein anderer: Wurden am Anfang keine Daten für den iPhone7-Verkauf veröffentlicht, so wurde nach und nach geleakt, dass die Bestellungen Verkaufsrekorde signalisierten. Die Folge: Die Aktie legte in einer Woche gut zehn Prozent zu, und die Analysten überschlagen sich neuerdings mit Empfehlungen. Geht das weiter? Sagen wir so: Vorerst ist die iPhone7-Euphorie abgearbeitet. Aber bei einem schweren Schlachtschiff mit dem Innovationspotenzial von Apple kann man als Aktionär auf dem gegenwärtigen Bewertungsniveau nicht viel falsch machen.

Das gilt auch für das DAX-Schwergewicht Siemens (ISIN DE0007236101), das sich kursmäßig seit vielen Jahren langsam, aber beständig nach oben tastet. Die Aktie hat den Anfang September eingeleiteten Kurzfrist-Abwärtstrend nach einer positiven Vorschau wieder verlassen und sollte Fahrt nach oben aufnehmen. Analysten sehen Kursziele zwischen 125 und 130 Euro, was bei einem aktuellen Kurs von unter 103 Potenzial verspricht.

Was tut sich sonst noch? Der französische Handelsriese Carrefour (ISIN FR0000120172) hat von Exane BNP Paribas eine sehr optimistische „Outperform“-Empfehlung bekommen. Das Kursziel wurde von 26 auf 28 Euro erhöht, das wären fast 30 Prozent über dem aktuellen Kurs. Das Chartbild sieht zur Zeit ehrlich gesagt aber nicht berauschend aus.

Das kann man von der Kurskurve des hier schon öfters besprochenen Biotech-Werts Evotec (ISIN DE0005664809) nicht sagen: Er setzt seine im Frühsommer begonnene Aufwärtsbewegung, die ihn von 3,50 auf 4,50 Euro geführt hat, unverdrossen fort. 5,10 bis 5,20 könnten kurzfristig noch drin sein, meinen Beobachter. Beim derzeitigen Niveau lauert allerdings ein starker charttechnischer Deckel.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2016)

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