Wie die Notenbanken eine Erleichterungsrallye angestoßen habe

(c) Bloomberg (Krisztian Bocsi)
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Und Infineon von Übernahmegerüchten profitiert.

Eine durchaus angenehme Woche haben die Anleger an den internationalen Börsen hinter sich: Praktisch alle wichtigen Indizes standen zum Wochenschluss recht deutlich über den Werten vom Wochenbeginn.

Wem wir das zu verdanken haben, ist auch klar: Die japanische Notenbank hat angedeutet, die Geldschleusen notfalls durch massive staatliche Eingriffe noch weiter aufzumachen. Und die Amerikaner haben es wieder einmal nicht geschafft, ihre von den Aktienmärkten unterdessen schon gefürchtete Zinswende wahr machen zu lassen.

Kurzfristig ist das eine gute Nachricht, die folgerichtig auch eine recht schöne Erleichterungsrallye angestoßen hat. Insgesamt sollte man sich über den Zustand der Finanzmärkte aber langsam Sorgen zu machen beginnen. Dass die Notenbanken aus ihrer Zinsfalle nicht mehr herausfinden und keine Antwort außer immer größeren Liquiditätsschwemmen finden, freut Aktionäre (und Immobilienanleger) zwar. Je länger die Sache dauert (und sie wird angesichts der hohen Staatsverschuldungen, die ohne Staatspleitengefahr gar keine größeren Zinsanhebungen mehr zulassen, wohl noch sehr lang dauern), desto größer wird der Knall, den diese mit Liquidität gefluteten Märkte dann von sich geben werden.

Die Regel, so lang mitzutanzen, solang die Musik spielt, ist an der Börse zwar nicht die schlechteste, aber gerade für mittel- und längerfristig orientierte Anleger wird es immer wichtiger, den Notausgang für den Fall des Falles im Blick zu haben. Und sich zu überlegen, wohin man flüchten kann, wenn die Aktienmärkte zu korrigieren beginnen. Bargeld und Zinsprodukte sind ja auch dann keine besonders guten Alternativen.

Aber, reden wir übers Tanzen, solang die Musik spielt: Aufgezeigt hat zuletzt die Aktie des deutschen Chip-Produzenten Infineon (ISIN DE0006231004), der auch in Österreich (Villach) eine große Produktionsstätte betreibt. Die Aktie hat ihre Kursfrist-Konsolidierung Mitte September beendet, ein neues 15-Jahres-Hoch markiert und damit auch den knapp über 15 Euro liegenden charttechnischen Deckel weggesprengt. Auch fundamental sieht es nicht schlecht aus. Die Aussichten stehen gut, dass heuer erstmals die Gewinnmilliarde geknackt wird.

Infineon geht seit vielen Jahren konsequent hoch. Die Analysten sind derzeit zwar nicht wirklich euphorisch (die Kursziele liegen um die 17 Euro, was einem zehnprozentigen Potenzial entspricht), allerdings dürften die Bewertungen damit ein bisschen sehr vorsichtig sein. Immerhin hat sich das Unternehmen als Zulieferer in der Autoindustrie sehr gut positioniert – und die Nachfrage nach Elektronik wird in den nächsten Jahren wohl rasch weiter steigen. Was aber noch mehr zum Kurstreiber werden könnte: In der Branche ist eine Fusionswelle im Gang – und Infineon kommt immer öfter als Übernahmeziel ins Gespräch.

Sehr stark unterwegs war zuletzt auch die im deutschen TecDAX notierte Aktie des Zahlungsabwicklers Wirecard (ISIN DE0007472060). Gründe dafür sind eine vielversprechende Kooperation mit der Commerzbank und die Übernahme des Prepaid-Kartengeschäfts von der Citi-Holding, die das wichtige Amerika-Geschäft deutlich beleben dürfte. Zuletzt hat Wirecard von der Berenberg-Bank eine Kaufempfehlung mit Kursziel 53,40 Euro erhalten. Aktuell notiert das Papier knapp unter 47 Euro.

Ein Blick in die Ferne: Alibaba(ISIN US01609W1027) ist die chinesische Antwort auf Amazon – und ähnlich gut entwickelt sich auch die Aktie. Onlinehandel ist eben auch in China ein stark wachsendes Geschäft. Die Aktie ist jetzt in den Blickpunkt gerückt, weil sie ihre zwischenzeitige Schwäche offenbar endgültig überwunden hat und geradewegs auf ihr Allzeithoch zusteuert. Zuletzt haben mehrere Analysten ihre Kursziele angehoben, die jüngsten liegen jetzt zwischen 120 und 125 Dollar. Aktuell notiert das Papier allerdings schon bei 108. Für Engagements wären eventuell Rücksetzer (wie jener vom vorigen Freitag) abzuwarten.

Noch ein konventioneller Tipp: Die Schweizer Großbank UBS hat dem Mercedes-Hersteller Daimler(ISINDE0007100000) erneut eine Kaufempfehlung verpasst und das Kursziel bei 90 Euro belassen. Das sieht freilich recht ambitioniert aus, denn derzeit notiert die Autoaktie bei 63,40. Wenn UBS recht hat, dann steckt in dem Papier allerdings ordentlich Potenzial.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2016)

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