Im Bann der deutschen Bankenkrise

The Deutsche Bank headquarters are seen in Frankfurt
The Deutsche Bank headquarters are seen in FrankfurtREUTERS
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Was die deutsche Bankenkrise für den Aktienmarkt bedeutet und warum bei BASF börsenmäßig die Chemie stimmt.

Europas Anleger stehen derzeit voll im Bann der deutschen Bankenkrise. Tatsächlich ist speziell das, was sich um die Deutsche Bank abspielt, extrem beunruhigend. An der Börse kursieren ja Gerüchte und Meldungen sonder Zahl, die nur einen Schluss zulassen: Nichts wie weg! So war zuletzt von einer Art Bank Run der Hedgefonds die Rede, die massenhaft Milliarden von den Konten der Deutschen abziehen, da wurde ein extremes Anziehen der Preise für Kreditausfallversicherungen (normalerweise ein sehr ernstes Alarmzeichen) berichtet, da gab es Gerüchte, türkische Staatsbanken wollten das größte deutsche Geldinstitut übenehmen.

So etwas zieht nicht nur den Kurs der Bank hinunter. Sondern den gesamten europäischen Markt. Speziell der deutsche Leitindex DAX ist stark unter Druck. Analysten halten es für möglich, dass er im Fall eines Anhaltens der aktuellen Turbulenzen – aber nur dann – unter die 10.000er-Marke fallen könnte. Die viel beschworene Jahresendrallye wird in diesem Fall wohl ausfallen. Ein deutsches Anlegermagazin hat das neulich so formuliert: „Die Jahresendrallye kommt – falls Clinton die US-Wahl gewinnt, die Fed keinen Zinserhöhungsfehler macht und die Politik eine zweite Bankenkrise verhindert.“ Ein bisschen viel Glück auf einmal, das wir da benötigen.

Die Banken dürften in nächster Zeit generell zum Problem werden. Die Nullzinspolitik knabbert immer stärker an den Margen, dazu kommen seit der Finanzkrise ungelöste Strukturprobleme. Grundsätzlich gilt hier also weiter die Maxime, auf dem Aktienmarkt einen großen Bogen um jede Bankaktie zu machen.

Aber wie schaut das jetzt mit den deutschen Großinstituten Commerzbank (ISIN DE000CBK1001) und Deutsche Bank (ISIN DE0005140008) aus? Die sind an der Börse ja unterdessen in einer Weise bewertet, dass die Marktkapitalisierung, sehr überspitzt formuliert, gerade noch den Wert der Büroeinrichtung abdeckt. Die Marktkapitalisierung der Deutschen Bank nähert sich beispielsweise langsam jener der heimischen Erste Group an. Nur dass die Deutschen eine neunmal so hohe Bilanzsumme ausweisen.

Anders gesagt: Die deutschen Großbanken sind nach allen Fundamentalkriterien massivst unterbewertet. So sie die derzeitige Krise überleben (und davon sollte man eigentlich ausgehen), werden sie mutigen Schnäppchenjägern wohl das Geschäft des Lebens bescheren.

Um hier zuzuschlagen, müssen sich allerdings noch viele Nebel richten. Unterbewertet heißt nämlich nicht, dass es nicht noch tiefer gehen kann. Die Deutsche Bank etwa wird ohne Kapitalerhöhung wohl nicht über die Runden kommen. Experten sind sich einig, dass diese Injektion bei acht oder neun Euro, also deutlich unter dem derzeitigen Kurs von etwas über zehn Euro, gemacht werden muss. Dieses Papier wird man also noch billiger bekommen. Aber auf dem spekulativen Radar sollten diese Aktien jedenfalls fix eingestellt werden.

In Deutschland gibt es aber nicht nur Katastrophenpapiere. Derzeit überschlagen sich beispielsweise die Analysten in Lob für den im DAX notierten Chemiekonzern BASF (ISIN DE000BASF111). Der Chemieriese hat ein Sparprogramm mit beträchtlicher Effizienzsteigerung hinter sich, kommt im Asien-Geschäft besser als erwartet voran und profitiert zudem von der jüngsten Ölpreisstabilisierung durch die Opec. Dieser Mix könnte sich durchaus als Treibstoff für eine Beschleunigung des seit einiger Zeit anhaltenden Aufwärtstrends der Aktie erweisen. Das Papier hat in letzter Zeit einige Kaufempfehlungen ausgefasst. Die Kursziele der Analysten liegen zwischen 85 und 90 Euro, der aktuelle Kurs in der Gegend von 75.

Ein Kaufsignal generiert hat neulich die hier schon mehrfach besprochene Biotech-Aktie Evotec (ISIN DE0005664809). Analysten glauben, dass es kurzfristig über sechs Euro gehen könnte. Derzeit notiert das Papier knapp unter fünf.

Ein Blick nach Wien: Die Aktie des Baukonzerns Porr (ISIN AT0000609607), die ein gutes Jahr lang in einem breiten Seitwärtstrend gefangen war, ist Mitte September nach oben ausgebrochen. Die Aktie sieht nicht nur charttechnisch gut aus, auch fundamental ist das Unternehmen gut aufgestellt, wenngleich das Baugeschäft natürlich extrem konjunkturabhängig ist. Die Kursziele liegen mit bis zu 37 Euro um gut fünf Euro über dem aktuellen Kurs.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2016)

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