Was die Jahresendrallye noch verhindern könnte

Brazil's state-run oil company Petroleo Brasileiro SA Chief Executive Officer Pedro Parente reacts after a news conference in Brasilia
Brazil's state-run oil company Petroleo Brasileiro SA Chief Executive Officer Pedro Parente reacts after a news conference in BrasiliaREUTERS
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  Was die Jahresendrallye noch verhindern könnte, und warum der Kurs von Petrobras wie geölt nach oben zieht.

Der Oktober zieht ins Land – und so sicher, wie um diese Jahreszeit die Blätter fallen, beginnen Analystenspekulationen über die obligatorische Jahresendrallye auf den Märkten. Dürfen wir eine solche erwarten?

Viele Anleger dürften davon ausgehen. Die Citigroup, die in Deutschland die Investmentstimmung privater und professioneller Anleger quartalsweise in ihrem Investmentbarometer erhebt, meldet jedenfalls eine deutlich Stimmungsaufhellung: Demnach glaubten Ende September knapp 51 Prozent der befragten deutschen Anleger, dass es mit den Kursen bis Jahresende bergauf gehen wird. Drei Monate davor waren es nur rund 36 Prozent gewesen. Skeptischer geworden sind die Anleger dagegen bei Gold und Rohöl.

Schön, aber wie passt das mit der Entwicklung der wichtigen Indizes zusammen? Der deutsche DAX beispielsweise bewegt sich schon seit Monaten in einem relativ breiten Band seitwärts dahin. Ein Chartbild, bei dem gerade für mittelfristig orientierte Anleger wenig zu gewinnen ist. Dass die Kurse auch nach unten relativ gut abgesichert scheinen, ist da ein schwacher Trost.

Grundsätzlich scheint der Druck nach oben derzeit größer zu sein als der nach unten. So gesehen könnte es mit einer kleinen Jahresendrallye schon noch etwas werden. Immerhin zeigt die Stabilisierung der vergangenen Monate, dass die Märkte den Brexit-Schock sehr schön weggesteckt haben. Allerdings sorgen gerade die Unwägbarkeiten im Vorfeld des britischen EU-Austritts auch für gehörige Nervosität, wie man am Flash-Crash des britischen Pfunds in der abgelaufenen Woche sehen konnte.

Fundamental liegen aber ein paar Stolpersteine auf dem Weg zum Jahresende, die den Traum von der Jahresendrallye schnell platzen lassen könnten: Die US-Präsidentenwahl beispielsweise, die die Aktienparty im Fall eines Trump-Siegs wohl gehörig crashen lassen würde. Für Unsicherheiten wird auch das Referendum in Italien sorgen. Und die Frage, ob die US-Notenbank Fed jetzt tatsächlich noch vor Jahresende die Zinsen erhöht, bleibt an den Märkten ebenfalls nicht undiskutiert. Gute Aussichten also, die aber mit gehörigen Risken verbunden sind. Es empfiehlt sich ausgewähltes Stock-Picking bei gleichzeitig genauer Beobachtung der politischen Lage.

Anschauen könnte man sich beispielsweise ausgewählte Ölwerte. Die Kurse der Branche haben unter den niedrigen Rohölpreisen überproportional gelitten und profitieren deshalb auch überproportional von der Stabilisierung der Ölnotierungen.

Einen Blick wert ist hier beispielsweise das Papier der brasilianischen Petrobras (US71654V4086). Das wurde vorgestern von der amerikanischen Citigroup von „Neutral“ auf „Buy“ hochgestuft. Das Kursziel wurde recht drastisch von 7,5 auf 12,3 Dollar hochgeschraubt. Allerdings sind die Citi-Leute da schon ein bisschen spät dran, denn die Aktie kennt seit der Opec-Einigung auf Produktionskürzungen nur noch eine Richtung und ist binnen einer Woche um gut zehn Prozent auf unterdessen 10,6 Dollar hochgesprungen. Trotzdem: Da geht noch mehr.

Interessant könnte auch sein, den Spuren der mit prallen Brieftaschen ausgestatteten chinesischen Firmeneinkäufern zu folgen, die sich derzeit besonders in Deutschland umtun. Sie haben vor allem ein Auge auf den LED-Hersteller Osram (ISIN DE000LED4000) geworfen, dessen Kurs in der abgelaufenen Woche deshalb auch kräftig hochgeschnellt ist. Ein Teil der Übernahmefantasie ist damit zwar heraußen. Wenn es aber stimmt, dass das chinesische Angebot in der Gegend von 70 Euro liegen wird, dann könnte man auf Basis des aktuellen Kurses von etwas über 57 Euro noch nett verdienen. Es ist halt eine Spekulation, die auch danebengehen kann.

Ein Deal mit Raiffeisen hat den Scheinwerfer auf eine im deutschen TecDAX notierte österreichische Aktie gerichtet: Der Linzer IT-Konzern S+T (ISIN AT0000A0E9W5) übernimmt Teile der IT-Tochter der österreichischen Raiffeisen-Gruppe. Der Deal hat den Kurs zwar um ein paar Prozent einbrechen lassen. Aber das könnte man durchaus auch als Einstiegsgelegenheit sehen. Analysten trauen dem Wert nämlich um die 15 Euro zu, derzeit liegt er bei 10,50. Vor allem: Der Kurs geht seit Jahren wie mit dem Lineal gezogen nach oben. Wer vor drei Jahren eingestiegen ist, steht schon bei 306 Prozent plus!

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2016)

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