Die Techs kommen unter die Räder

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 Welche Aktien von Donald Trump profitieren werden und warum die Techs gerade unter die Räder kommen.

Donald Trump krempelt das Börsenparkett um. Zwar ist der befürchtete Absturz ausgeblieben. Die kurzfristigen Einbrüche haben sogar relativ schnell in eine Trump-Rallye gedreht. Aber trotzdem ist an der Börse nichts mehr so, wie es vorher war.

Schuld daran sind die ersten Aussagen, die der ab Jänner amtierende US-Präsident nach der Wahl getätigt hat. Da wären einmal Steuersenkungen und gigantische schuldenfinanzierte Infrastruktur- und Rüstungsprogramme auf der einen – und der Abbau der sehr effizienten Steueroptimierungsmodelle der Silicon-Valley-Unternehmen auf der anderen Seite. Trump hat schon im Wahlkampf seinen Missmut über die Praktiken der sogenannten FANGs (setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von Facebook, Amazon, Netflix und Google zusammen) geäußert und seine Abneigung auch gegen andere Tech-Unternehmen, etwa Apple und Tesla, kundgetan.

Das ist ein Paradigmenwechsel auf den Märkten nach der Devise „Old Economy hui, New Economy pfui“. Und so haben sich die Kurse in den vergangenen Tagen auch entwickelt. Der Dow Jones Index steht auf einem Rekordhoch, der Index der Technologiebörse Nasdaq ist dagegen vergleichsweise schwer gerupft worden. Und just die FANGs kamen am schwersten unter die Räder.

Auch Donald Trump kann natürlich das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Die Silicon-Valley-Unternehmen werden ihren Aufstieg also wohl fortsetzen, was sich natürlich auch in den Aktienkursen abbilden wird. Man muss als Tech-Aktionär also nicht gleich in Panik verfallen. Aber vorerst ist wohl erst einmal die Luft heraußen und bis die Pläne des neuen Präsidenten konkretisiert sind, wird die Unsicherheit Dauergast an den Tech-Börsen sein.

Das gilt natürlich nicht für alle Werte. Manche sind so stark, dass sie auch der Trump-Malus nur schwer stoppen kann. Das trifft beispielsweise auf Nvidia (ISIN US67066G1040) zu. Früher für seine PC-Grafikkarten bekannt, hat sich der Konzern jetzt stark in Richtung Autodigitalisierung entwickelt – und fährt damit ziemlich gut. In diesem Jahr steigt die Kurskurve jedenfalls ziemlich steil an. Konkret hat sie sich seit Februar mehr als verdoppelt. Dass das keine spekulative Übertreibung ist, hat Nvidia mit seinem jüngsten Quartalsergebnis demonstriert, das eine Gewinnverdoppelung ausgewiesen hat.

Die Aktie hat noch viel Potenzial. Man kann sich mit dem Einstieg aber ein bisschen Zeit lassen. Denn die Börse hat die jüngsten Quartalszahlen bei der Eröffnung in New York am Freitag mit einem knapp 25-prozentigen Kurssprung gefeiert. Nach solchen Sätzen müssen Notierungen normalerweise erst einmal ein wenig Luft holen, bevor es weitergeht.

Abgesehen von solchen Sonderfällen heißt die Devise vorläufig aber: Weg von den Techs, hin zu den Trump-Profiteuren. Das sind Banken (denen eine Deregulierung in Aussicht gestellt wurde), Pharmaunternehmen (die von der angekündigten Aufhebung der Preisbegrenzung für Medikamente in den USA profitieren könnten), Rüstung und alles, was mit Infrastruktur zu tun haben könnte.

In diesen Branchen sind auch europäische Unternehmen sehr gut unterwegs. Die an dieser Stelle schon mehrfach besprochene Evotec (ISIN DE0005664809) beispielsweise, die zuletzt in die Gewinnzone geraten ist. Deren Kurs ist gerade dabei, aus einer seit Anfang Oktober bestehenden Seitwärtsphase nach oben auszubrechen. Sieht gut aus.

Am Freitag hat ein weiterer deutscher Biotechwert aufgezeigt: Morphosys (ISIN DE0006632003) ist um gut vier Prozent hochgesprungen. Ein Grund dafür war eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank, die ihr Kursziel von 80 auf 84 Euro anhob. Bei einem aktuellen Kurs von 45 verspricht das nicht wenig Potenzial. Die Deutsch-Banker sehen ein ausgezeichnetes Kurs-Risiko-Profil.

Und wie profitiert man am besten von den Rüstungsplänen des neuen US-Präsidenten? Die Kollegen vom Fachmagazin „Der Aktionär“ empfehlen da Ratheon (ISIN US7551115071). Der Hersteller des Patriot-Raketenabwehrsystems hat am Wahltag kursmäßig tatsächlich einen Freudensprung hingelegt. Seither ist es aber wieder ein bisschen ruhiger geworden. Die Aktie läuft konstant in einem schon seit drei Jahren anhaltenden Aufwärtstrend nach oben. Bis zu 30 Prozent Potenzial werden ihr zugetraut.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2016)

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