Wie heiß ist die Aktie von Tesla wirklich?

A SolarCity vehicle is seen on the road in San Diego, California
A SolarCity vehicle is seen on the road in San Diego, CaliforniaREUTERS
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 Warum Dividendenaktien die Verlierer der Trump-Wahl sein werden, und wie heiß die Aktie von Tesla wirklich ist.

Die Trump-Hausse, die viele Aktienexperten auf dem falschen Fuß erwischt hat, ist nun mehr oder weniger wieder vorbei: Die Klüfte, die sich da zwischen Old Economy (stark gestiegen) und den Silicon-Valley-Unternehmen (stark gefallen) aufgetan haben, sind schon wieder dabei, sich zu schließen. Der alte Kalauer mit den politischen Börsen und ihren kurzen Beinen dürfte also doch nicht so weit hergeholt sein.

In den nächsten Tagen und Wochen wird weniger der künftige US-Präsident als vielmehr die Notenbank Fed, deren nächste Zinsentscheidung im Dezember ansteht, im Fokus der Anleger stehen. Wobei auch hier der Immobilienmogul aus New York mitmischt: Nachdem Trump eine sehr expansive Schuldenpolitik zwecks Finanzierung umfangreicher Rüstungs- und Infrastrukturinvestitionen angekündigt hat, sind die Renditen von Staatsanleihen deutlich hochgeschnellt.

Das wird die Zinsentscheidung der Fed wohl heftig beeinflussen. Man kann unterdessen ziemlich sicher davon ausgehen, dass die Notenbank ihre Leitzinsen im Dezember anheben wird. Vorerst nur schwach, aber schon bald könnte sie vom Markt zu einem wesentlich beherzteren Griff in den Zinsentopf animiert werden.

Für Aktienanleger ist dies keine unbedingt gute Nachricht. Der anstehende 0,25-Prozent-Schritt ist zwar mit Sicherheit längst eingepreist, wenn es mit den Anleiherenditen steiler bergauf geht, werden die Aktienmärkte wohl auf breiter Front reagieren. Bei Neuengagements, die mittel- oder langfristig angelegt sind, wird man in nächster Zeit also genauer hinsehen müssen.

Wobei ein deutlicherer Anstieg der Anleihezinsen die derzeitigen Anleiheregeln ziemlich auf den Kopf stellen könnte. Derzeit setzen sicherheitsbewusste Aktienanleger ja sehr stark auf dividendenstarke Blue Chips, deren Kurse sich nicht sehr stark bewegen, deren Dividendenrendite aber alle Zinsprodukte verblassen lässt. Genau diese Anlagekategorie wird bei einem Anstieg der Anleihezinsen als Erstes unter die Räder kommen.

Gefragt sind jetzt Unternehmen mit hohem Zukunftspotenzial. Die sind freilich schwer zu identifizieren – und meist sehr risikoreich. Geht die Rechnung auf, ergießt sich ein Geldregen über den Investor. Wenn nicht, dann häufen sich die Verluste.

Ein solcher Fall ist der E-Auto-Hersteller Tesla (ISIN US88160R1014), der von seinen Aktionären gerade die Genehmigung zur Fusion mit der Solarenergiegesellschaft SolarCity (ISIN US83416T1007) bekommen hat. Tesla-Chef Elon Musk ist damit auf dem Weg, einen integrierten Clean-Energy-Konzern aufzubauen, der vom (später selbstfahrenden) E-Auto über Ladesysteme, Batterieproduktion und jetzt auch noch Solarsystemen für die Häuser der Tesla-Käufer Totalversorgung der Konsumenten bietet. Das klingt nach Zukunftssicherheit und viel Kurspotenzial.

Auf der andren Seite ist die Aktie derzeit nach Fundamentalkriterien heillos überbewertet, der Konzern hoch verschuldet, ein KGV mangels Gewinns nicht ermittelbar und die politischen Unsicherheiten sind groß. Immerhin werden Teslas in den USA mit 7500 Dollar Tax Credit gefördert und SolarCity-Systeme mit 30 Prozent des Anschaffungspreises über Steuernachlässe subventioniert. Schneidet Trump hier hinein, dann gibt es wohl ein Problem. Es ist also eine in jeder Hinsicht heiße Aktie. Wer die große Chance ergreift, muss wissen, dass er sich dabei auch die Finger verbrennen kann.

Was tut sich sonst noch? Der deutsche Kali-Konzern K+S (ISIN DE000KSAG888), dessen Kurs dieses Jahr eher in Richtung Jammertal unterwegs war, findet plötzlich Gefallen bei deutschen Analysten. Lampe hat soeben eine Kaufempfehlung mit Kursziel 27 Euro abgegeben, Anlegermagazine schwärmen schon von Langfristkurszielen in der 60-Euro-Region. Derzeit notiert das Papier bei 18,80 Euro. Das Chartbild hat sich zuletzt etwas aufgehellt, für den Einstieg sollte man aber ein eindeutiges Signal abwarten.

Goldman Sachs hat diese Woche Microsoft (ISIN US5949181045) mit Kursziel 68 Dollar empfohlen. Derzeit stehen wir bei 60,6 Dollar. United Internet (ISIN DE0005089031) hat von der DZ-Bank einen fairen Wert von 50 Euro zugesprochen bekommen, was bei einem Kurs von rund 36 nicht schlecht ist. Und BB-Biotech (ISIN CH0038389992) sollte vom Trump-Effekt profitieren. Die jüngste Kurskorrektur gilt als Einstiegschance.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2016)

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