Let's make money: DAX, ATX und Amazon

Lets make money Amazon
Lets make money Amazon(c) REUTERS (RICK WILKING)
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Warum Dax und ATX kurzfristig gar nicht schlecht aussehen und Amazon auch an der Börse Apple auf die Pelle rücken könnte. Ergebnisgetrieben ist derzeit auch die Vorzugsaktie von VW unterwegs.

Die vergangene Woche ist an den Märkten gar nicht schlecht gelaufen. Besonders kurzfristig haben sich die Chartbilder stark aufgehellt. Der Wiener Leitindex ATX hat am Freitag jedenfalls den Seitwärtskanal, in dem er seit Anfang April gefangen war, nach oben verlassen. Der deutsche Dax war dabei, das zu tun. Das sieht nach einer Chance für Kurzfristanleger aus.

Ob die Bewegung nachhaltig wird, ist allerdings noch nicht auszumachen. Denn längerfristig gesehen stecken die beiden Indizes nach wie vor in einem Abwärtstrend, der sich durch die jüngsten Aufschwünge nur ein bisschen verlangsamt hat.

Besser sieht die Lage charttechnisch an den US-Börsen aus. Die sind nach den jüngsten Aufschwüngen aber ein wenig „überkauft“. Es sollte also niemanden wundern, wenn da in nächster Zeit ordentlich Gewinne mitgenommen würden. Zumal die Berichtssaison ja auch in den wirtschaftlich besser als Europa performenden USA nicht so toll läuft.

Angesichts der weiter brodelnden Eurokrise sind die Märkte derzeit jedenfalls außerordentlich stabil. So haben am vergangenen Freitag nicht einmal geballte Hiobsbotschaften aus dem nächsten Krisen-Kandidatenland Spanien (Rekordarbeitslosigkeit, Bankenprobleme, Ratingabstufung) den Eurostoxx oder den Dax ins Minus drücken können.

Offenbar ist der positive Impuls, der von einigen überraschend guten Unternehmensergebnissen vor allem in den USA ausgeht, doch stärker als die Angst, dass Spanien die Märkte wieder substanziell hinunterzieht.

Einer dieser positiven Impulse ist in der vorigen Woche vom Online-Buchhändler Amazon(ISIN US0231351067) gekommen. Der hat zwar (bei einem um ein Drittel gestiegenen Umsatz) einen schrumpfenden Quartalsgewinn vermeldet. Aber einen, der doch deutlich weniger zusammengeschmolzen ist als von Analysten befürchtet. Was wohl auch daran gelegen haben mag, dass Amazon zwischenzeitig sogar angedeutet hatte, dass nicht einmal ein Verlust ganz auszuschließen sei.

Allerdings sahen Analysten die Amazon-Zukunft – und nur die ist ja für potenzielle Aktionäre interessant – zuletzt deutlich positiv. Was damit zusammenhängt, dass der Online-Buchhändler über sein Lesegerät „Kindle Fire“ zunehmend zum Anbieter von Musik und Filmen wird – und damit in eine Domäne eindringt, die bisher Apple mit seinem iPad beherrschte.

Was heißt das nun für die Aktie? Die ist jetzt natürlich ein klassischer Kauf. Zumal sie (nicht zuletzt mithilfe möglicherweise gezielt gestreuter Verlustgerüchte) in den vergangenen Monaten viel zu tief hinuntergeprügelt wurde.

Zur Börseneröffnung am Freitag hat sich das mit einem Kurssprung um mehr als 13 Prozent niedergeschlagen. Das ist aber wohl kein Kurs zum Zugreifen, denn Notierungen, die auf Basis von Quartalsergebnissen so stark hochschießen, neigen (wie auch das Beispiel Apple ein paar Tage zuvor gezeigt hat) dazu, erst einmal ein wenig zurückzukommen. Was schlicht daran liegt, dass viele risikobereite Spekulanten, die am Vortag der Ergebnisveröffentlichung auf Verdacht einsteigen, erst einmal schnell ihren zweistelligen Tagesgewinn in die Scheune fahren – was natürlich kurzfristig wieder ein wenig auf die Kurse drückt.

Ergebnisgetrieben ist derzeit auch die Vorzugsaktie des deutschen Autoherstellers VW(ISIN DE0007664039) unterwegs. Die hat am Freitag nach der Vorlage eines sehr guten Quartalsergebnisses einen kleinen Freudensprung gemacht. Mit den Anstiegen der vergangenen Tage ist der kurzfristige Abwärtstrend gebrochen, die seit Mitte März anhaltende Korrektur also wohl vorbei. Analysten geben der Aktie jetzt Kursziele von rund 160 Euro bei einem derzeitigen Kurs von knapp 142. Das sieht gut aus.

Mehrere charttechnische Kaufsignale hat in der Vorwoche die im deutschen Mittelstandsindex M-Dax notierte Aktie der Wacker Chemie(ISIN DE000WCH8881) abgeliefert. Zumindest vorübergehend sollte der Abwärtstrend damit gestoppt sein. Bei Wacker ist derzeit aber wirklich nur kurzfristiges Agieren zu empfehlen. Denn das Unternehmen ist als Zulieferer der Solarindustrie zumindest in diesem Bereich in einem verdammt schwierigen Feld unterwegs. Analysten sind über die mittelfristig erreichbaren Kursziele auch ziemlich geteilter Meinung. Aber für kurze Frist hat das Papier schon Charme.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2012)

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