Anzeige

OMV leidet unter dem niedrigen Ölpreis

  • Drucken

Öl- und Gaskonzern. Der Verfall des Ölpreises drückt schwer auf den Aktienkurs, die Querelen um den Chefsessel waren auch nicht gerade förderlich. Das neue Jahr begann mit Gewinneinbußen. Aber jetzt kommt der neue Chef.

Der seit 2014 anhaltende Verfall des Ölpreises drückt schwer auf den Aktienkurs der OMV. Um sich die Abhängigkeit zu veranschaulichen, reicht ein Blick auf den Kurschart des Papiers des heimischen Öl- und Gaskonzerns. „Die Korrelation zwischen dem Aktienkurs der OMV und dem Ölpreis ist extrem stark – und zwar noch mehr als bei den meisten anderen Ölwerten“, bringt es Günther Schmitt, Fondsmanager des Raiffeisen-Österreich-Aktien-Fonds, auf den Punkt. Das gehe sogar so weit, dass die operative Entwicklung des Unternehmens fast in den Hintergrund gerate.

Die starke Korrelation ist laut Schmitt darauf zurückzuführen, dass in den vergangenen Jahren die Produktion zulasten des Raffineriegeschäfts forciert wurde. Allerdings räumt der Experte ein, dass die Kursentwicklung nicht ausschließlich vom Ölpreis getrieben wurde. „Die Aktie hat auch wegen der Unruhe im Management schlecht performt.“ Der Machtkampf um die Konzernspitze gipfelte bekanntlich in der vorzeitigen Ablöse von CEO Gerhard Roiss. Auch Rudolf Kemler musste seinen Hut nehmen – und zwar nicht nur als Aufsichtsratsvorsitzender der OMV, sondern auch als ÖIAG-Chef.

Viel Arbeit für neuen CEO Seele

Auf den neuen CEO, Rainer Seele, wartet viel Arbeit. Der ehemalige Chef der BASF-Tochter Wintershall hat seinen Posten am 1. Juli angetreten. Zur strategischen Ausrichtung hat sich der Deutsche noch nicht geäußert. Derzeit stehen die Forcierung des Wachstums im Upstream-Bereich (vormals Exploration und Produktion) sowie die Schaffung eines starken und effizienten Geschäftsbereichs Downstream, der die früheren Segmente Gas und Power sowie Raffinerien und Marketing vereint, im Mittelpunkt der seit 2011 verfolgten Strategie. Im ersten Quartal 2015 hat die OMV einen Rückgang beim Umsatz und beim Gewinn hinnehmen müssen. So gingen die Umsatzerlöse um 41 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro zurück. Das Betriebsergebnis brach um zwei Drittel auf 228 Millionen Euro ein, der Periodenüberschuss um die Hälfte auf 221,1 Millionen Euro. Einmal mehr drückt der Ölpreis der Geschäftsentwicklung seinen Stempel auf – im Vergleich zum Vorjahresquartal ging der durchschnittliche Brent-Preis um 50 Prozent zurück.

Heuer erwartet der Konzern weiterhin niedrige Ölpreise von 50 bis 60 US-Dollar. Im Übrigen wurden auch Vorkehrungen für ein noch länger andauerndes niedriges Ölpreisumfeld getroffen. Zum Fit4Fifty-Programm gehören die Umsetzung von Kostensenkungsmaßnahmen sowie das Zurückfahren von Investitionen.  Heuer sollen etwa 2,7 Milliarden Euro investiert werden, davon rund 80 Prozent in den Upstream-Bereich.

Das Unternehmen erwartet auch, dass die Produktion in Libyen und im Jemen von der kritischen Sicherheitslage beeinflusst bleiben wird. Ohne einen Beitrag beider Länder werde sich das gesamt Produktionsniveau voraussichtlich bei 300 kboe/d einpendeln. Schmitt zeigt sich angesichts der geopolitischen Lage skeptisch, dass die Probleme schnell aus der Welt geräumt werden können. Auch eine völlige Stilllegung sei durchaus möglich. Dies würde das Unternehmen hart treffen, denn obwohl beide Länder nur für nicht mehr als 14 Prozent der gesamten geförderten Ölmenge verantwortlich zeichnen, liefern sie aufgrund der geringen Produktionskosten einen beträchtlichen Beitrag zum Gewinn. Wesentlich teurer sei dagegen die Förderung im Norwegen.

Dass in der Hauptversammlung die Ausschüttung einer Dividende von 1,25 Euro pro Aktie beschlossen wurde, wurde übrigens nicht von allen dort anwesenden Aktionären gutgeheißen. Michael Knap, Vizepräsident des Interessenverbands für Anleger (IVA), kritisierte etwa, dass diese Dividende in den vergangenen beiden Jahren nicht verdient wurde. Roiss verteidigte die Dividendenpolitik und das langfristige Ziel eines Ausschüttungsgrads von 30 Prozent. „Unser Ziel ist es sicherzustellen, dass die Aktie auf längere Sicht ein interessantes Investment ist“, meinte Roiss.

Auf einen Blick

Die OMV kämpfte im ersten Quartal mit Umsatz- und Gewinneinbußen. Einmal mehr ist der niedrige Ölpreis Hauptursache für das Ergebnis. Auch interne Probleme wie die monatelangen Querelen an der Konzernspitze samt Ablöse von Vorstandschef Gerhard Roiss trugen nicht dazu bei, den Investoren Vertrauen einzuflößen. Am 1. Juli trat Rainer Seele an die Spitze des größten österreichischen Unternehmens. Die Herausforderungen für heuer sind groß: niedriger Ölpreis, Instabilität in Libyen und die Frage künftiger Kooperationen mit dem mit EU-Sanktionen belegten Russland. Einzige Konstante bleibt die Dividende. Dass diese heuer mit 1,25 Euro pro Aktie ziemlich üppig ausfiel, wird nicht von allen gutgeheißen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.