Anzeige

Verpatztes Jahresergebnis durch „Sondereffekte“

  • Drucken

Raiffeisen Bank International. Im Geschäftsjahr 2014 schrieb die RBI erstmals einen saftigen Verlust, die Dividende wurde gestrichen. Schuld waren vor allem Probleme in Osteuropa.

Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat im Geschäftsjahr 2014 Geschichte geschrieben – allerdings nicht im positiven Sinn. Erstmals wurde ein Nettoverlust geschrieben – mit 493 Mio. Euro noch dazu ein relativ saftiger. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf Kreditrisikovorsorgen in der Ukraine, Firmenwertabschreibungen in Russland, Polen und Albanien sowie Einmaleffekte in Ungarn. „Ohne diese Sondereffekte hätten wir ein deutlich positives Jahresergebnis erzielt“, meint dazu CEO Karl Sevelda.

Wenig überraschend wurde die Dividende für 2014 gestrichen. Ob sich heuer eine Ausschüttung ausgeht, steht noch nicht fest. Die Analysten der Erste Group erwarten eine Ausschüttung von 70 Cent pro Aktie. Wenig Gutes verheißt in diesem Zusammenhang allerdings die Ende des ersten Quartals 2015 getroffene Einschätzung des Managements, dass das Konzernergebnis auch heuer noch negativ ausfallen könnte. Der Hintergrund: Der Großteil der Restrukturierungskosten für den Abbau der risikogewichteten Aktiva von insgesamt 550 Mio. Euro fällt voraussichtlich bereits heuer an. Gleichzeitig rechnet das Institut damit, dass die Kreditrisikovorsorgen heuer erhöht bleiben – der konkrete Bedarf soll jedoch unter dem Vorjahresniveau von 1,7 Mrd. Euro liegen.

Teilrückzug aus Osteuropa

Im Februar hat die RBI einen Strategiewechsel angekündigt. Bis Ende 2017 sollen die risikogewichteten Aktiva in bestimmten Märkten um 16 Mrd. Euro reduziert werden – und zwar um 20 Prozent in der bisherigen Cashcow Russland und um 30 Prozent in der Ukraine. Die Ungarn-Tochter soll restrukturiert und die Netzwerkbanken in Polen und Slowenien verkauft werden. Die Kostenbasis soll danach um 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Was das Cost/Income-Ratio betrifft, wird mittelfristig ein Wert von 50 bis 55 Prozent angepeilt. Über den gleichen Zeitraum strebt die RBI einen Return on Equity vor Steuern von rund 14 Prozent an sowie einen Konzern-Return-on-Equity von rund elf Prozent. Die CET1 Ratio (fully loaded) soll sich laut Plan bis Ende 2017 bei 12 Prozent belaufen, die Eigenmittelquote (fully loaded) bei 16 Prozent.

In den ersten drei Monaten des Geschäftsjahrs lag das Ergebnis vor Steuern mit 188 Mio. Euro um 22 Prozent über dem Vorjahreswert. Der Konzerngewinn halbierte sich auf 83 Mio. Euro. Laut Sevelda hat sich das operative Geschäft im ersten Quartal im Rahmen der Erwartungen entwickelt. „Allerdings waren die ersten Monate von einer unglaublich hohen Volatilität an den Devisenmärkten geprägt.“ So habe die deutliche Abwertung der ukrainischen Hryvna einen stark negativen Effekt auf das Handelsergebnis gehabt und die Aufwertung des Rubel, des US-Dollar sowie des Schweizer Franken zu einem Auftrieb der risikogewichteten Aktiva geführt. Durch den starken Rubel sei auch das Eigenkapital deutlich gestiegen, was zu einer nahezu konstanten Eigenkapitalquote geführt habe.

Während die Aktie der Erste Group im bisherigen Jahresverlauf mit einem Plus von 33 Prozent ATX-Top-Performer ist, gehört das Papier der RBI mit zwei Prozent zu den schlechteren zehn Indexwerten. Der Gewinn pro Aktie ging im ersten Quartal um 52,4 Prozent auf 29 Cent (erstes Quartal 2014: 60 Cent) zurück. Über die letzten zwölf Monate betrachtet, mussten Anleger einen empfindlichen Kurseinbruch von 43 Prozent hinnehmen. Ungefähr in derselben Größenordnung bewegt sich die Kursentwicklung auf Dreijahressicht. 2015 haben bislang 25 Analysten zur Aktie Stellung genommen. Nach jüngstem Stand empfehlen neun, das Papier zu kaufen, 15 zu halten und einer zu verkaufen.

Die RBI betreut in der CEE-Region, wo sie als Universalbank tätig ist, mit 52.000 Mitarbeitern in 2900 Geschäftsstellen knapp 15 Millionen Kunden. In Österreich zählt das Institut zu den führenden Kommerz- und Investmentbanken. In allen Märkten werden 55.000 Mitarbeiter beschäftigt. Ende des ersten Quartals belief sich die Bilanzsumme auf 124 Mrd. Euro.

Auf einen Blick

RBI. 493 Millionen Euro Nettoverlust schrieb die Raiffeisen Bank International im Geschäftsjahr 2014 – vor allem aufgrund von Kreditrisikovorsorgen, Firmenwertabschreibungen und Einmaleffekten in Osteuropa. Geplant ist nun ein teilweiser Rückzug  aus der CEE-Region, durch den die Kostenbasis um 20 Prozent gesenkt werden soll. Heuer im ersten Quartal hat sich das operative Geschäft laut CEO Karl Sevelda im Rahmen der Erwartungen entwickelt. Die Aktie gehörte heuer immer noch zu den besten zehn Indexwerten – auf Zwölfmonatssicht  mussten die Anleger jedoch 45 Prozent Verlust hinnehmen. Derzeit empfiehlt die Mehrheit der Analysten, die Aktie zu halten oder zu kaufen – nur einer rät zum Verkauf.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.