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Erste profitiert von Erholung der Kernmärkte

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Erste Group. Die Bank hat im vergangenen Jahr viel an Ballast abgeworfen. Die Bereinigung der Bilanz führte zu einem Verlust von 1,4 Milliarden Euro, Dividende gab es keine. Nun soll es wieder bergauf gehen. Der Aktienkurs tut es bereits.

Das Geschäftsjahr 2014 wird Erste-Group-CEO Andreas Treichl nicht allzu positiv in Erinnerung bleiben. Getrieben von hohen Risikokosten – insbesondere in Rumänien und Ungarn – und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände in der Höhe von 964,8 Millionen Euro wurde ein Verlust von 1,4 Milliarden Euro geschrieben. Angesichts des schmerzhaften Abrutschens in die Verlustzone wurde auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet. Im Geschäftsjahr 2013 wurden pro Aktie noch 20 Cent bezahlt.

„Die Bilanz wurde im Vorjahr ganz gut bereinigt. Damit wurde auch der Grundstein für ein Ergebniswachstum in den Jahren 2015 und 2016 gelegt“, sagt Thomas Neuhold, Head of Austrian Equity Research bei Kepler Cheuvreux. Die Haupttreiber für eine Ergebnisverbesserung im laufenden Geschäftsjahr sind für den Experten die zurückgehende Risikovorsorge sowie der Wegfall von Einmalkosten, wie etwa Firmenwertabschreibungen.

Für 2015 erwartet die Erste Group in den wichtigsten CEE-Märkten – mit Ausnahme von Kroatien – ein BIP-Wachstum zwischen zwei und drei Prozent. In Österreich sieht man es bei einem Prozent liegen. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sollten das Kreditwachstum stützen“, heißt es. Konkret wird ein Plus im niedrigen einstelligen Bereich erwartet. Die Risikokosten sollen auf ein bis 1,2 Milliarden Euro zurückgehen. Das Betriebsergebnis sollte – unter anderem wegen des anhaltend niedrigen Zinsniveaus – im mittleren einstelligen Prozentbereich rückläufig sein.

„Angesichts des moderaten Wirtschaftswachstums in der CEE-Region wird heuer die Kreditnachfrage mit hoher Wahrscheinlichkeit nur geringfügig wachsen“, so Neuhold. Etwas besser dürfte sich seiner Einschätzung zufolge die rumänische Tochter schlagen. Schließlich sei auch in dem südosteuropäischen Land seit mittlerweile zwei Jahren ein Wirtschaftsaufschwung auszumachen. Die Zinsmargen würden in den Kernmärkten aufgrund des niedrigen Zinsniveaus weiter unter Druck bleiben. In Summe dürfe auf Gruppenebene nur ein sehr moderates Wachstum beim Zinsergebnis erwartet werden. Nachsatz des Analysten: „Sollte das Wirtschaftswachstum in Zentraleuropa mittelfristig stärker als erwartet anspringen, so gibt es für die Erste Group durchaus auch Spielraum für positive Überraschungen.“

Im ersten Quartal 2015 konnte die Bank jedenfalls einen Gewinn von 226 Millionen Euro erwirtschaften. „Ertragsseitig wirkt sich das nachhaltige Niedrigzinsumfeld negativ aus. Andererseits profitiert die Erste Group von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in den Kernmärkten Mittel- und Osteuropa“, so Treichl. Nach der erfolgreichen Bereinigung der Altlasten in Rumänien und Ungarn im Vorjahr habe sich die Kreditqualität gruppenweit weiter verbessert. Ein weiterer erfreulicher Trend habe sich ebenfalls fortgesetzt – das gesunde Kreditvolumen sei wieder gestiegen, die notleidenden Kredite weiter gesunken.

Regulierung als Last

Die Kostenseite werde dagegen zunehmend von regulatorischen Maßnahmen belastet. „Trotz der heuer erstmals anfallenden Beiträge in europäische Abwicklungsfonds bleiben etwa die Bankensteuern in Österreich, Ungarn und der Slowakei im internationalen Vergleich beträchtlich“, so Treichl.

Die Aktie der Erste Group ist seit vergangenem Herbst gut gelaufen. Zu Buche steht ein Plus von fast 50 Prozent seit Mitte Oktober. Wie sehen Analysten das Papier? Ende Mai standen einander zwölf Kaufen-, elf Halten- und fünf Verkaufen-Empfehlungen gegenüber. Das durchschnittliche Kursziel lag zu diesem Zeitpunkt bei 25,53 Euro.

Der Fußabdruck der Erste Group in Osteuropa kann sich jedenfalls sehen lassen. In sieben Ländern werden 16,2 Millionen Kunden in insgesamt 2700 Filialen betreut. Die Bilanzsumme belief sich zuletzt auf 202,6 Milliarden Euro. In insgesamt sechs Kernmärkten gehört das Institut zu den Top drei unter den Marktplayern.

Auf einen Blick

Erste Group. Im Geschäftsjahr 2014 schrieb die Bankengruppe einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro. Die Aktionäre müssen somit auf eine Dividende verzichten. Aufs Ergebnis gedrückt haben vor allem Abschreibungen und die hohen Risikokosten in Rumänien und Ungarn. Nach erfolgter Bilanzbereinigung sind die Erwartungen für heuer zwar nicht euphorisch, aber auch nicht allzu pessimistisch. Analysten rechnen mit bloß moderatem Wachstum, halten aber eine positive Überraschung immerhin für möglich, sollte die Wirtschaft in Zentraleuropa stärker anspringen als erwartet. Ihre Empfehlungen lauten mehrheitlich auf „Kaufen“ oder „Halten“. Im ersten Quartal 2015 fuhr die Bank einen Gewinn ein.

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