OMV-Partner Transgaz als größter Börsegang

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In Rumänien boomt alles rund um Öl und Gas, auch die Nachfrage nach Aktien des Nabucco-Teilhabers. Dollar-Milliardäre kommen mit einer Ausnahme aus der Energiebranche.

BUKAREST/WIEN. Am Freitag darf Rumänien den größten Börsegang seiner Geschichte feiern. Um 13 Uhr endet die Zeichnungsfrist für den staatlichen Gastransporteur Transgaz, den rumänischen Partner der OMV im Konsortium für den Bau der Gasleitung Nabucco. Danach werden beim Berechnen der Zuteilungen die Köpfe rauchen. Schließlich dürfte die Überzeichnung zwei Drittel betragen.

Schon in etwa zehn Tagen soll mit Transgaz gehandelt werden können, versprach Mirela Ionescu, General Manager des Brokers Raiffeisen Capital Investment (RCI). Bisher mussten Aktienkäufer zwei Monate warten, ehe ein Wert an der Börse war. Zuteilungen werden streng nach Bestellung vorgenommen – prozentuell reduziert um die Überzeichnung. Zusätzliche Zuteilung wird es keine geben. Laut RCI werden Großanleger versuchen, Zuteilungsscheine aufzukaufen, bevor diese in echte Aktien umgewandelt werden – voraussichtlich im Februar.

Der Run auf Transgaz offenbart einen Boom, der neu ist, der aber eine „alte“ Branche betrifft: Öl und Gas beherrschen Rumäniens Wirtschaft, seit der kommunistische Diktator Nicolae Ceausescu im Streben nach Unabhängigkeit von der Sowjetunion eine völlig überdimensionierte Verarbeitungsindustrie aufbauen ließ. Viele der Unternehmen wurden nach der Wende zugesperrt, doch die größten schafften den Wechsel aus Staats- zu Privatbesitz.

OMV-Tochter als Nummer eins

Der von der österreichischen OMV übernommene Ölkonzern Petrom ist das umsatzstärkste Unternehmen des Landes, auf Platz fünf liegt die Rompetrol-Raffinerie (die Gruppe selbst ist in den Niederlanden registriert). Unter den 50 größten Unternehmen sind elf im Öl- und Gasgeschäft tätig, weitere zwölf in der Stromversorgung. Damit schlägt die Energiebranche sogar die Banken, von denen 18 unter den größten hundert Unternehmen Rumäniens rangieren. Und auch in einer Liste der wertvollsten Unternehmen, publiziert von der Tageszeitung „Ziarul Financiar“ in einem eigenen Jahrbuch, dominieren die Energiekonzerne. Nummer eins ist auch hier Petrom, obwohl ihr Börsenwert seit Herbst 2006 um sechs Prozent auf 8,4 Mrd. Euro gesunken ist.

Die Teuerung bei Erdöl und die unsichere Versorgung mit russischem Gas bringen in ganz Europa Rangordnungen durcheinander. Was aber in Rumänien abgeht, spottet jeder Beschreibung: Senkrechtstarter wie der Siebenbürger Ungar Zoltán Teszári mit seiner Kabel-TV-Gruppe RCS & RDS mögen in Rekordzeit Dollar-Milliardäre werden – die Ölmagnaten an der Spitze distanzieren ihn um Längen. Noch im Herbst war der vom Schafhirten zum Immobilien-Tycoon und Fußballklub-Besitzer mutierte Gheorghe „Gigi“ Becali vor dem Banker und Ex-Tennisstar Ion Tiriac der reichste Rumäne. Doch obwohl sie ihre Vermögen rasant steigerten – Becali auf drei, Tiriac auf 2,4 Mrd. Dollar –, wurden sie von Rompetrol-Eigentümer Dinu Patriciu mit links überholt. Flüssiggas-Kaiser Iosif Constantin DragTn liegt irgendwo dazwischen, aber außerhalb der Wertung: Der 90-jährige Herr über „Drachengas“ hat seinen Wohnsitz in Italien. Was nichts daran ändert, dass er 2006 ein Vermögen von 1,6 Mrd. Dollar hatte.

Reichster Mann: 3,3 Mrd. Dollar

Patriciu besitzt bereits das Doppelte, nämlich 3,3 Mrd. Dollar. Und auch ein zweiter „bunter Vogel“ der rumänischen Energieszene rückt in der Reihung unaufhaltsam vor: Sorin Ovidiu Vantu. Beide haben die Sprünge lukrativen Deals zu verdanken. Der Unterschied: Patriciu feierte den Verkauf von 75 Prozent seines Ölkonzerns Rompetrol an die kasachische Staatsfirma KazMunaiGaz um 2,1 Mrd. Euro enthusiastisch. Vantu kassierte eher versteckt beim Verkauf der Handelskette Petromservice mit: Er kontrolliert die Elbahold-Gruppe, die der größte Eigentümer von Petromservice war. 2002 von Petrom abgespalten, wurde der Vertrieb um vergleichsweise läppische 328,5 Mio. Euro zurückgekauft. Petrom übernahm auch das letzte Geschäftsfeld des Shell-Konzerns, der sich aus Rumänien zurückzog.

225,9 Mio. Lei (66,4 Mio. Euro) bringt der Verkauf von einem Zehntel der Transgaz-Aktien. Wirtschafts- und Finanzminister Varujan Vosganian hat das Geld schon lange verplant: „Es wird für die Modernisierung der Transport-Infrastruktur verwendet.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2007)

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