Russlands Gaspolitik: "Der Todesstoß für Nabucco"

- Feuer in einer undichten Gas-Pipeline
- Feuer in einer undichten Gas-Pipeline(c) AP (Lindsey Bauman)
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Russland, Serbien und Bulgarien vereinbaren umfangreiche Kooperationen im Energiesektor - und torpedieren mit "South Stream" das europäische Pipeline-Projekt "Nabucco".

Die Vertragsunterzeichnung geschah auf höchster politischer Ebene. Serbiens Staatschef Boris Tadic und Premier Vojislav Kostunica sind eigens nach Moskau gereist, um zusammen mit Russlands Präsident Wladimir Putin ein Abkommen zwischen den beiden Staaten zu besiegeln. Dieses Abkommen regelt eine enge Zusammenarbeit Serbiens und Russlands im Öl- und Gassektor.

Der russische Energieriese Gazprom wird die Kontrolle am serbischen Erdölmonopolisten NIS übernehmen und zahlt für eine Beteiligung von 51 Prozent 400 Millionen Euro. Im Gegenzug hat Gazprom zugesagt, die Erdgas-Pipeline "South Stream" auch über serbisches Gebiet zu führen.

Dieser Punkt dürfte auch in Brüssel auf großes Interesse stoßen. Mit "South Stream" will Gazprom im großen Stil russisches Erdgas nach Europa bringen. Bei dem Projekt mit einem Volumen von zehn Milliarden Euro ist eine Pipeline von Russland über den Boden des Schwarzen Meeres nach Bulgarien geplant, und von dort weiter nach Serbien und in andere europäische Länder. Die Kooperation mit Bulgarien ist bereits fix: Vor wenigen Tagen wurde in Sofia ein entsprechender Vertrag unterzeichnet. Putin war anwesend.

Das Problem der Europäer

Das Problem dabei: "South Stream", an dem auch der italienische Versorger ENI beteiligt ist, steht in direkter Konkurrenz mit dem europäischen Gemeinschafts-projekt "Nabucco". Diese Pipeline soll einst Gas über die Türkei, Bulgarien, Rumänien und Ungarn bis ins niederösterreichische Baumgarten leiten. Der Rohstoff dafür sollte von riesigen Gasfeldern von den zentralasiatischen Ländern am Kaspischen Meer kommen. Und er soll an Russland vorbeigeleitet werden.

Unter Federführung der österreichischen OMV sind an "Nabucco" fünf internationale Energieversorger beteiligt. Die EU unterstützt das Projekt und stuft es als "vorrangiges Vorhaben von europäischem Interesse" ein. Bereits 2002 wurde ein internationales Konsortium gegründet, um das Projekt voranzutreiben. Doch eine endgültige Entscheidung über den Bau steht bis heute aus.

Russland macht Nägel mit Köpfen

Russlands Gazprom dagegen macht Nägel mit Köpfen. Kurz vor Weihnachten letzten Jahres sicherte sich Russland das Transport-Monopol für Erdgas aus der Region rund ums Kaspische Meer. Gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Kasachstan und Turkmenistan vereinbarte Putin, dass kaspisches Erdgas ausschließlich über Russland die Region verlassen kann.

Russland wolle verhindern, dass die Europäer hier einen eigenen Weg einschlagen können“, sagte der Direktor des Instituts für Strategische Studien in Laibach, Borut Grgič, zur "Presse".

USA "zutiefst besorgt"

Während Putins wahrscheinlicher Nachfolger Alexander Medwedew die jüngster Vereinbarung mit Serbien als "großartigen Durchbruch" bezeichnete, äußerten die USA in einem vertraulichen Papier gegenüber Belgrad, sie seien wegen der Kooperationspläne "zutiefst besorgt".

Der rumänische Politiker und Geschäftsmann Dinu Patriciu geht noch einen Schritt weiter. Der derzeitige Präsident des zweitgrößten rumänischen Ölkonzerns Rompetrol sieht die Zukunft des Gemeinschaftsprojekts sehr skeptisch.

"'South Stream' ist der Todesstoß für 'Nabucco'", wird Patriciu von der Nachrichtenagentur APA zitiert. Nachdem sich Russland mit Bulgarien und Serbien über "South Stream" geeinigt habe, sei das europäische Pipelineprojekt "nicht mehr ernst zu nehmen".

(Ag./mar)

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