Rumänien will Genmais verbieten

(c) AP (Sven Kaestner)
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Österreich erhält in seiner ablehnenden Haltung zu gentechnisch veränderten Pflanzen weitere Unterstützung: Nach Paris wird nun auch Bukarest aktiv.

BUKAREST/WIEN. Noch vor drei Jahren war Rumänien das größte Anbauland für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Europa: Mehr oder weniger legal wuchsen auf 70.000 Hektar genmanipulierte Soja-Pflanzen. Rechtzeitig zum EU-Beitritt hat Rumänien diese Praxis beendet, denn diese Gen-Sorte ist in der EU nicht zugelassen. In den beiden letzten Jahren hat sich dafür der Anbau von Genmais in Rumänien ausgebreitet. Im Vorjahr waren das 325 Hektar, heuer sind laut Experten rund 10.000 Hektar geplant.

Die rumänische Regierung will das aber nicht zulassen: Umweltminister Attila Korodi hat gestern, Donnerstag, ein Expertengremium damit beauftragt, die Zulassung der Genmais-Sorte MON 810 zu überprüfen, berichtet die „International Herald Tribune“. MON 810 ist in der EU die einzige zugelassene Genmais-Sorte, sie wird in mittlerweile acht EU-Staaten angebaut. In Österreich und drei weiteren Ländern ist die Sorte hingegen verboten, die USA droht deswegen mit Strafzöllen gegen Waren aus diesen Staaten in Höhe von hunderten Millionen Dollar. Zittern müssen unter anderem Manner oder Red Bull (s. Seite 23).

Die Argumentation von Minister Korodi gleicht jener von Österreich. Erstens gebe es zu wenig Studien über die ökologischen Auswirkungen von Genmais. Und zweitens könnte es für das Land ein wirtschaftlicher Vorteil sein, garantiert „reine“ Lebensmittel zu produzieren, die nicht durch GVO verunreinigt sind.

Vorbild Österreich

Korodi nahm explizit auf die Produktion von Bio-Nahrungsmitteln Bezug, die eine Chance für die klein strukturierte Landwirtschaft in Rumänien sei. In Österreich erlösen Biobauern deutlich höhere Gewinne und können dadurch dem Druck, immer mehr wachsen zu müssen, standhalten. Dieses Modell will Rumänien nun offenbar kopieren. Experten bezweifeln freilich, dass das möglich ist, denn biologische Produktion erfordert ein ausgebautes Kontrollwesen und eine parallele Logistik. Rumänien hat aber bisher nicht einmal die Fördervergabe an die Bauern im Griff.

Rumäniens Kehrtwende könnte große Auswirkungen auf die europäische Gentechnik-Politik haben: Vor gut einem Monat hat Frankreich den Genmais der US-Firma Monsanto verboten – und damit den Druck auf die EU-Kommission verstärkt. Die Brüsseler Beamten wollen nach einer Verurteilung durch die Welthandelsorganisation WTO weitere GVO zulassen. Seit der Entscheidung Frankreichs schreckt die EU-Kommission aber davor zurück, die bestehenden österreichischen Importverbote zu kippen. Von den EU-Agrarministern war, wie berichtet, im Oktober 2007 vereinbart worden, dass Österreich die Einfuhr von Genmais als Futter und als Lebensmittel erlauben müsse, das Anbauverbot soll aber aufrecht bleiben. Dieser Kompromiss war allerdings ziemlich wackelig, Rumäniens Haltung könnte die Blockade in der EU nun weiter verstärken.

Verbote in Großanbauländern

Rumänien ist noch vor Frankreich und Ungarn das EU-Land mit der größten Mais-Anbaufläche. Wenn Rumänien Ernst macht, dann wäre der Anbau von Genmais damit in den drei größten Produzentenländern Europas verboten. In Italien, der Nummer vier, ist die Kultivierung von GVO in manchen Provinzen, etwa der Toskana, eingeschränkt. Der größte Genmais-Produzent Europas ist Spanien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2008)

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