Arme Reiche: Den „Karpaten-Maradona“ finanziell übertrumpft

(c) AP (Michael Probst)
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Der ehemalige rumänische Fußballstar und Hagi-Schwager Popescu scheffelt Millionen mit Immobilien.

BUKAREST/WIEN (p. m.). 2003 führte ihn eine Top-Liste als zweitreichsten rumänische Fußballer hinter „Karpaten-Maradona“ Gheorghe Hagi – jetzt ist Gheorghe Popescu die Nummer eins: Er scheffelt erstmals mehr Geld als der Freund, dem er stets nachgeeifert hatte. Popescu investiert nämlich, wie die Tageszeitung „Ziarul Financiar“ berichtet, in Immobilien. Ohne Kenntnisse.

Für Ausbildungen hatte Popescu keine Zeit. Jahrgang 1967, wuchs er im staatlich geförderten rumänischen Amateurfußball auf, die Diktator Nicolae Ceausescu „unseren Nationalstolz“ nannte. Über seine schulischen Erfolge ist wenig bekannt – statistisch erfasst ist er seit dem 18. Lebensjahr als Spieler der Uni-Mannschaft in der Provinzstadt Craiova. Berühmt wurde er als Leihspieler bei der Armeemannschaft Steaua Bukarest. Er erzählt immer wieder, er horche bei Nennung seines Vornamens Gheorghe gar nicht auf – weil er seit Steaua-Zeiten „Gica“ heißt.

Aber noch wichtiger für seine Karriere und sein Privatleben war eine Begegnung bei Steaua: Dort spielte schon der um zwei Jahre ältere Namensvetter Gheorghe Hagi. Die beiden wurden Schwager – und unzertrennlich. Nach Stationen bei Eindhoven und Tottenham folgte Popescu 1995 Hagi zu Barcelona und dann zu Galatasaray Istanbul, feierte 2001/2 unter dem inzwischen als Teamchef geholten Hagi ein Comeback in der Nationalmannschaft – und kam dem Freund trotzdem nicht nach: Er brachte es „nur“ auf 115 Länderspiele, um zehn zu wenig.

Als er 2003 bei Hannover 96 – seinem neunten Klub in sieben Ländern – die Fußballschuhe an den Nagel hängte, hatte er immerhin den Europacup der Cupsieger (mit Barcelona), den Uefa- und den Super-Cup (mit Galatasaray) gewonnen, war dreifacher türkischer, zweifacher niederländischer und einmal rumänischer Meister. Und spanischer Cupsieger.

Partner von Real Madrid

Popescu hat nicht nur das nötige Kleingeld für die Investitionen beim Fußball verdient, sondern auch den ersten Partner dort kennen gelernt: Mitte der 90er-Jahre, als er bei Barcelona spielte, verschaffte ihm der ehemalige Real-Madrid-Star Pedro de Felipe zwei Apartments in Ibiza, deren Verkauf genug abwarf, um sein Geschäft zu starten. Und 2003 stieß er wieder auf einen Exspieler von Real Madrid: Rafael Gordillo engagierte ihn als Rumänien-Scout einer spanischen Investorengruppe. „Sie machten mir ein extrem interessantes Angebot“, erzählt Popescu „Ziarul Financiar“. Man gründete ein Gemeinschaftsunternehmen – „und das war's, wie wir starteten“.

„Amfiteatru“ ging in Konkurs

Die Gewinnbeteiligungen steckte Popescu in sein erstes Alleinprojekt: „Ich besaß Land in Baneasa aus der Zeit, als ich noch Fußball spielte.“ Dort errichtete er das Wohnprojekt „Amfiteatru“, das in Konkurs schlitterte. „Ich wollte etwas Besonderes und machte deshalb ein paar Fehler“, bekennt er.

Noch bezeichnet er sich als Anfänger im Vergleich etwa zum Ex-Tennisspieler und Ex-Banker Ion Tiriac. Aber er besitzt eine Holding aus zehn Firmen, die bei Wohnhäusern, Einkaufszentren, Hotel- und Bürobauten engagiert ist.

Für seine Fußballschule hat er längst keine Zeit mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2008)

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