Immobilien: Billigwohnungen sind knapp

In Osteuropa wird vor allem in der gehobenen Preisklasse gebaut.

Wien (APA/red.). Der Wohnbau in Osteuropa liegt weit unter westeuropäischem Niveau. Gebaut wird fast nur im gehobenen Preissegment. In vielen Ländern, etwa Ungarn, haben die Mieter nach dem Zusammenbruch des Kommunismus ihre alten Plattenbau-Wohnungen billig kaufen können und sind jetzt Eigentümer. Investiert wurde seither kaum in diese Häuser. Wer es sich leisten kann, zieht aus.

Doch die Fertigstellungszahlen von Wohnungen in Ungarn, Polen oder der Slowakei sind nur halb so hoch wie im EU-Schnitt, sagte Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW), dieser Tage auf einer Veranstaltung in Wien. Die Zahlen in Rumänien, Bulgarien oder der Ukraine liegen darunter. Vor allem kleine Einkommensbezieher sind unterversorgt: Die Marktpreise für Eigentumswohnungen in den Hauptstädten liegen auf westlichem Niveau– meist höher als in Wien. Die Durchschnittslöhne in Polen oder Ungarn betragen ein Viertel, in Rumänien, Bulgarien und der Ukraine ein Zehntel des österreichischen Schnitts.

„EU nicht zuständig“

Auch gebe es ein Stadt-Land-Gefälle „wie in Entwicklungsländern“, stellte der frühere Sonderkoordinator des Südosteuropa-Stabilitätspaktes, Erhard Busek, fest. Die Migration der Landbevölkerung in die Metropolen oder nach Westeuropa lasse das oft vergessen. Ein weiteres Problem besteht seiner Ansicht nach darin, dass die EU beim Wohnbau nicht zuständig ist.

Doch langsam mehren sich die Initiativen. Das IIBW rät zu PPP-Modellen (Public Private Partnership). Dabei sollen private Unternehmen einen öffentlichen Versorgungsauftrag erfüllen. Zusammen mit einem niederländischen Fonds hat das Institut eine Wohnungsfinanzierungsagentur ins Leben gerufen, die in Montenegro Nettomieten unter zwei Euro pro Quadratmeter ermöglichen soll. In Rumänien besteht seitens der Industrie großes Interesse an Werkswohnungen. „Die Firmen wollen ihren Mitarbeitern günstige Wohnungen zur Verfügung stellen“, erzählt Amann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.