Luftfahrt: JAT steht vor dem Bankrott

Serbien konnte für die ums Überleben kämpfende Fluglinie keinen Käufer finden.

Belgrad (DPA/red.). Der serbische Staat wird selbst in die Tasche greifen müssen, um seine Fluggesellschaft JAT Airways zu retten. Denn die Privatisierung erwies sich als Flop – in dem bis 24. Oktober laufenden Tenderverfahren hat sich bisher kein Käufer gefunden. Jetzt steht JAT vor dem Bankrott, berichtet die Zeitung „Press“ unter Berufung auf JAT-Direktor Sasa Vlaisavljevic.

Der Fluglinie laufen die Kosten davon. Deshalb soll der Betrieb nur mit neun statt bisher 15 Flugzeugen aufrecht erhalten werden, kündigte der Chef des Staatsunternehmens an. Das Catering an Bord werde stark eingeschränkt, im Ausland seien bereits JAT-Vertreter gekündigt worden.

Ende Juli hatte die Regierung 51 Prozent der JAT zur Privatisierung ausgeschrieben, wobei der Anteil auf bis zu 75 Prozent aufgestockt werden sollte. Als Mindestgebot wurden 150 Mio. Euro verlangt. Bis jetzt hat sich kein Käufer gemeldet. Große Hoffnungen setzte Belgrad auf die Aeroflot. Die russische Fluglinie, der die JAT die Tür zum Balkan geöffnet hätte, hat aber abgewunken, weil sie den Mindestpreis als zu hoch erachtete.

Bewegte Geschichte

Mit der JAT würde eine der ältesten Fluglinien der Welt untergehen. Das Unternehmen wurde 1927 unter dem Namen Aeroput gegründet und war nach dem Zweiten Weltkrieg eine der großen Airlines im kommunistischen Osteuropa. In den Achtzigerjahren flog die JAT rund 80 Destinationen an, darunter auch New York, Singapore und Sydney. Der Zerfall Jugoslawiens leitete den finanziellen Absturz an. Der Heimmarkt schrumpfte von 24 auf acht Millionen Einwohner, die kein Geld für Flugreisen hatten. JAT hat 200 Mio. Euro Schulden, die Flotte ist bis zu zwei Jahrzehnte alt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2008)

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