Die Ukraine hat neben Russland auch die USA, China, Japan und die EU um Geld gebeten. Ein Problem haben in diesem Zusammenhang österreichische Banken. In der Ukraine sind 10 Milliarden Euro an Krediten ausständig.
Russland greift der vom Bankrott bedrohten Ukraine möglicherweise mit einem Kredit von 5 Mrd. US-Dollar (3,9 Milliarden Euro) unter die Arme. Nach Angaben der ukrainischen Regierungschefin Julia Timoschenko ist Russland zur Zahlung dieses Kredits unter Bedingungen bereit, berichtete die Moskauer Zeitung "Kommersant" (Montag). Das Finanzministerium in Moskau bestätigte laut der Agentur Interfax, dass Vertreter beider Länder in der vergangenen Woche über einen solchen Kredit verhandelt hätten.
Entschieden sei über den Antrag der Ukraine aber noch nicht. Das Land will mit dem russischen Geld sein Haushaltsdefizit decken.
10 Milliarden Euro verborgt
"Die ukrainische Seite hat Russland darum gebeten, die Möglichkeit eines Darlehens über fünf Milliarden Dollar zu prüfen", teilte das Finanzministerium in Moskau am Montag mit. Erste Gespräche darüber seien in der vergangenen Woche geführt worden.
Besonders bitter trifft die aktuelle Krise österreichische Banken, die in der Ukraine 10 Milliarden Euro an Krediten vergeben haben. 6 Milliarden Euro entfallen alleine auf Raiffeisen, berichtet der ORF-Teletext.
RZB: "Teilen Crash-Ängste nicht"
Die Raiffeisen Zentralbank versucht zu beruhigen. Um die Ukraine würden Crash-Ängste kursieren, die von den dort vertretenen Banken - aus Österreich etwa der Raiffeisen Zentralbank (RZB) - jedenfalls bisher nicht geteilt werden.
Die Ukraine sei "kein Kartenhaus, das schlagartig zusammenzubrechen droht", sagte RZB-Sprecher Andreas Ecker am Dienstag gegenüber der APA. Aber selbst wenn dieser Staat bankrottgehen würde, brächte dies nicht alles zum Erliegen, bedeutete dies nicht, dass alles verloren wäre, unterstreichen die in der Ukraine vertretenen österreichischen Banker: "Davon ist auszugehen".
Profumo: "Ukraine größtes Risiko"
UniCredit-Chef Alessandro Profumo hat vor gut einer Woche einen - auch seiner Meinung nach politisch unwahrscheinlichen - Staatsbankrott der Ukraine als das größte Risiko für seine Bankengruppe bezeichnet. Und IHS-Chef Bernhard Felderer befand, dass die Finanzkrise in Osteuropa in großen Teilen beherrschbar ist, lediglich in der Ukraine und in Rumänien könne es sehr schlimm werden.
IWF-Hilfe gefährdet
Russland hat zuletzt mit einem mehrwöchigen Lieferstopp bei der Ukraine höhere Gaspreise durchgesetzt. Das osteuropäische Land kämpft infolge von Finanz- und Wirtschaftskrise mit einem großen Haushaltsdefizit, das weitere Hilfen des Internationalen Währungsfonds gefährdet.
Das Lager des prowestlichen Präsidenten Viktor Juschtschenko warnte in Kiew davor, die Ukraine in eine noch größere Abhängigkeit von Russland zu stürzen.
Streit Timoschenko - Juschtschenko
Juschtschenkos Rivalin Timoschenko hatte mit Russland bereits zur Beilegung des Gasstreits im Jänner einen Rabatt auf den marktüblichen Preis für dieses Jahr ausgehandelt. Die "geheimen" Kreditverhandlungen der Regierung Timoschenko seien ein klarer Rechtsbruch, sagte Juschtschenkos Sprecherin Irina Wannikowa in Kiew. "Das hat schon den Geruch von Korruption", sagte sie.
Timoschenko verteidigte die Initiative. Sie habe auch bei den USA, China, Japan, der Europäischen Union sowie anderen Länder um einen Kredit gebeten. Zuletzt hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) dem finanziell angeschlagenen Land einen Milliardenkredit gewährt.
Eine wichtige Bedingung für einen Kredit von Russland sei, dass die Ukraine auf ihre ausländischen Eigentumsansprüche aus Sowjetzeiten verzichte, berichteten Medien. Die Ukraine sei das einzige Land, das einen entsprechenden Vertrag, mit dem Russland auch alle Schulden der Sowjetunion übernehmen würde, bis heute nicht unterzeichnet habe.
Russland stellte zuletzt mehreren früheren Sowjetrepubliken, unter ihnen Weißrussland und Kirgistan, Stabilisierungskredite in Milliardenhöhe in Aussicht. Nach Meinung von Beobachtern nutzt Moskau diese Wirtschaftshilfen, um wieder mehr Einfluss auf das Gebiet der früheren Sowjetunion auszuüben.
(APA)