Ungarn: Gerüchte über Flucht von drei Großbanken

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Wer plant wegen der Bankensteuer den Rückzug? BA, Raiffeisen und Erste dementieren. Júlia Király, Vizepräsidentin der Nationalbank, sagt, sie habe "keine Kenntnis" von auszugswilligen Häusern.

Wien/p.m./hoell. Mit Ratlosigkeit reagierten am Dienstag die meisten Betroffenen auf einen Artikel der Tageszeitung „Népszava“, wonach drei große Banken überlegten, sich aus Ungarn zurückzuziehen. „Es geht nicht um kleine Banken“, formulierte das Blatt einen Steckbrief. „Gemäß ihrer Bilanzsumme liegen sie nicht weit hinter der OTP.“

Die Suche nach den drei Banken verlief vorerst ergebnislos. Während die Raiffeisen-Gruppe in Wien und die Ungarn-Tochter der niederländischen KBC ausdrücklich dementierten, schwiegen alle anderen. Júlia Király, Vizepräsidentin der Nationalbank, sagt, sie habe „keine Kenntnis“ von auszugswilligen Häusern.

Am deutlichsten fiel noch das „Dementi“ von János Müller, Berater des Bankenverbandes, aus: Er zitierte Erste-Generaldirektor Andreas Treichl, der in einem Interview mit der „Financial Times“ gemeint hatte, allen Vorbehalten gegenüber der Bankensteuer zum Trotz wolle seine Gruppe Ungarn nicht verlassen. Es sei der „Heimmarkt“ der Erste. Aber zugleich erlegte sich Treichl wenig Zurückhaltung auf: „Wir werden auf mehrere Arten zeigen, dass man nicht alles mit uns machen kann.“ Nachsatz: „Wir haben auch andere Länder, in denen wir mehr investieren können.“

Steuer geht an die Substanz

Laut „Népszava“ mussten am 1. Oktober zwölf Banken auf ihr Kapital zugreifen, um die erste Rate der Bankensteuer einzahlen zu können. Nur sechs von ihnen (darunter die OTP) hätten die Abgabe aus dem laufenden Ergebnis entrichtet. Insgesamt zahlte der Sektor 65Milliarden Forint (240 Mio. Euro) ein. Im ersten Halbjahr hatten die Banken Gewinne von 175 Mrd. Forint – um ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2010)

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