Österreicher als einzige Bieter für Ukrtelecom

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oesterreicher einzige Bieter fuer(c) AP (BRAD NADING)
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Nur der Wiener Finanzinvestor Epic zeigt Interesse am ukrainischen Monopolisten. Rund eine Mrd. Euro will Kiew mit dem Verkauf seines 93-Prozent-Anteils an dem Unternehmen erlösen.

Wien/Auer/Est. Seit Jahren müht sich die Ukraine, den staatlichen Telekombetreiber Ukrtelecom an den Mann zu bringen. Fast ebenso lang sucht das Wiener Investmenthaus Epic ganz Europa nach Interessenten für den Festnetzmonopolisten ab. Bisher ohne Erfolg. Beim jüngsten Anlauf zur Privatisierung griff Epic selbst zu – und war prompt einziger Bieter.

Rund eine Mrd. Euro will Kiew mit dem Verkauf seines 93-Prozent-Anteils an einem Unternehmen erlösen, das zwar 80 Prozent des Festnetzmarkts im Land kontrolliert, aber Jahr um Jahr Verluste bringt. „Wir wissen, dass es sehr schwer wird“, sagt Epic-Partner Peter Goldscheider zur „Presse“. Die Ukrtelecom leide unter vielen Sozialtarifen, die „sicher nicht über Nacht abgestellt werden können“. Die geplante Auktion ist mangels konkurrierender Bieter abgesagt. Im Februar soll der endgültige Preis feststehen, den Epic zahlen muss.

„Wir sind kein Strohmann“

Unter einer Mrd. Euro wird das Unternehmen vermutlich nicht zu haben sein. Die Zweifel von Analysten an der Finanzkraft des Bieters kommentiert Goldscheider als „unglaubliche Frechheit“. Er sei zuversichtlich, den Kaufpreis mit Hilfe von Banken auftreiben zu können. Gerüchte, wonach Epic für russische oder ukrainische Oligarchen biete, dementiert er. „Wir sind kein Strohmann. Es gibt keine im Voraus arrangierten Deals“, sagt Goldscheider. Ewig werde die Epic aber nicht Eigentümer bleiben.

Während die Telekom Austria von Anfang an abwinkte, hatten etliche Interessenten aus formalen Gründen keine Chance, zum Zug zu kommen. Unternehmen wie die Deutsche Telekom schieden etwa aus, weil sie zu mehr als 25Prozent in Staatsbesitz stehen. Andere schieden aus, weil sie mehr als ein Viertel an einer ukrainischen Telekomfirma halten. Über den Umweg Epic wäre der Einstieg für sie möglich. Ein rascher Verkauf sei aber kein Thema, versichert der Epic-Partner.

Die Privatisierung der Ukrtelecom stößt auf reges öffentliches Interesse, ist sie doch die erste, seit Viktor Janukowitsch wieder an der Spitze des Landes steht. In seiner Zeit als Premier 2004 sorgte die Privatisierung des größten Stahlwerks des Landes für einen Skandal: Nur 800 Mio. Dollar mussten die beiden reichsten Ukrainer bezahlen. Die Führer der Orangen Revolution kassierten das Werk wieder ein und privatisierten es sauber erneut. Der indische Stahlgigant Mittal Steel zahlte knapp fünf Mrd. Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2010)

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