Treichl: "Wollen erste Bank in östlicher EU werden"

(c) APA (HANS KLAUS TECHT)
  • Drucken

Erste-Bank-Chef Andreas Treichl plant einen Zukauf in Polen. Erste-Aktionäre sind über die Erhöhung der Aufsichtsrats- und Vorstandsbezüge verärgert.

Wien. Zwar läuft der Vertrag von Erste-Bank-Chef Andreas Treichl im Sommer 2012 aus, doch eine Verlängerung ist so gut wie fix. „Wenn ich darf, würde ich das sehr gerne weitermachen“, sagte der 59-Jährige am Donnerstag bei der Hauptversammlung. Das sind seine Pläne für die nächsten Jahre:

•Zukauf in Polen: „Unser Ziel ist es, zur ersten Bank in der östlichen EU zu werden“, so Treichl. Doch in Polen, mit 40 Millionen Einwohnern das größte Land in der Region, sei das Institut nicht vertreten. „Polen steht ganz klar auf unserer Liste“, erklärte der Manager. Im Vergleich zur Bank Austria und Raiffeisen Bank International habe die Erste Bank relativ spät mit der Osteuropa-Expansion begonnen. Trotzdem sei man zu einem der führenden Player aufgestiegen. Treichl zeigte sich zuversichtlich, dass dies auch in Polen gelingen werde: „Wenn sich eine gute Gelegenheit ergibt, werden wir sie ergreifen.“ Vor Kurzem hatte Raiffeisen für eine halbe Mrd. Euro die polnische Polbank erworben.


•Expansion im Investmentbanking: Die Erste Bank konzentriert sich bislang auf das Spar- und Kreditgeschäft. Treichl kündigte an, das Investmentbanking in Österreich und Osteuropa „massiv“ auszubauen. Dies hänge auch mit den neuen Eigenkapitalvorschriften, im Fachjargon BaselIII, zusammen. Künftig müssen Banken für Firmenkredite mehr Eigenkapital vorhalten. Daher gewinnen alternative Finanzierungsformen (wie beispielsweise Anleihen) zusehends an Bedeutung. Hier will die Erste Bank ebenfalls mitmischen.

Treichl sparte jedoch nicht mit Kritik an Basel III. Für ein mittelständisches Unternehmen, das seit 100 Jahren Gewinne mache, müsse man zehnmal so viel Eigenkapital vorhalten wie für einen Kredit an Griechenland.

Treichl: „Ich warte schon auf Basel IV.“

•Partnerschaften mit anderen Unternehmen: Seit 2010 können Erste-Bank-Kunden in 170 österreichischen Tankstellen Geldgeschäfte abwickeln. Treichl will die Kooperation mit OMV auf Osteuropa ausdehnen. Die OMV betreibt in der Region 2400 Tankstellen.

•Kernkapitalquote: Sie ist eine wichtige Messlatte für die Profitabilität einer Bank und gibt das Verhältnis vom Kernkapital (das von den Eigentümern eingezahlte Kapital plus einbehaltene Gewinne – sozusagen die eiserne Reserve für alle Fälle) zur Summe der Kredite an. Inklusive des im Zuge der Krise erhaltenen Staatskapitals von 1,2 Mrd. Euro hatte die Erste Bank Ende 2010 über eine Kernkapitalquote von 9,2Prozent verfügt. Auch nach Rückzahlung der Staatshilfe werde man mehr als acht Prozent haben. „Das reicht aus“, so Treichl, auch wenn manche Analysten bei Banken zehn Prozent empfehlen.

Ratlosigkeit wegen Griechenland

Als „unverschämt“ kritisierten Aktionäre bei der Hauptversammlung die Verdoppelung der Aufsichtsratsbezüge auf in Summe 700.000 Euro pro Jahr. Treichl konterte, die Bank müsse international kompetitiv sein: „Ich als Vorstand unterstütze das voll. Ich will, dass uns Leute über die Schulter schauen, die wissen, worüber wir reden.“ Treichl erhält für 2010 mit 2,79 Mio. Euro um 80Prozent mehr Geld als im Krisenjahr 2009. Der Manager rechtfertigte sich damit, Vorstandsvorsitzender der wertvollsten Firma Österreichs zu sein. Ratlos zeigte sich der Erste-Bank-Chef hinsichtlich der europäischen Schuldenkrise und Griechenland: „Wir wissen es schlicht und einfach nicht, wie man das löst.“ Er kritisierte die Wortmeldungen der vergangenen Tage: „Die Wirtschaft ist wie Fußball geworden. Jeder hat eine Meinung, jeder weiß, warum die Mannschaft schlecht spielt.“ Doch dann komme alles ganz anders. „Ärzte und Wissenschafter geben auch zu, wenn sie keine Lösung kennen.“

Auf einen Blick

Die Erste Bank will die „erste Bank in der östlichen EU sein“, sagte Generaldirektor Andreas Treichl. Doch ausgerechnet in Polen, mit 40 Millionen Einwohnern das größte Land in der Region, sei das Institut noch nicht vertreten. „Polen steht ganz klar auf unserer Liste“, versicherte Treichl.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Erste AufsichtsratsgagenVerdoppelung daemlich
Österreich

Erste: Aufsichtsratsgagen-Verdoppelung "dämlich"

Investor Staller spricht im Zusammenhang mit dem Abstimmungsergebnis von einer "Riesenwatschen". Der Aufsichtsratspräsident Kessler räumt eine schlechte Optik ein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.