E-Autos: China zieht den Stecker

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Symbolbild(c) AP (Michael Probst)
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Bis 2015 sollen auf Chinas Straßen eine halbe Mio. Elektroautos unterwegs sein, so die Regierung. Doch der Plan scheint nicht aufzugehen. Hauptproblem sind geringe Reichweiten und fehlender Steckdosen-Standard.

Peking. Der Plan klingt logisch: Chinesische Autobauer können weder im Luxussegment noch bei den Mittelklassewagen mit der japanischen, südkoreanischen, deutschen oder US-amerikanischen Konkurrenz mithalten. Warum nicht eine neue Sparte besetzen und darin die Nummer eins werden? Deswegen hat Chinas Regierung in den vergangenen Jahren keine Kosten und Mühen gescheut, dem rein batteriebetriebenen Elektroauto zum Durchbruch zu verhelfen.

Nicht nur die heimischen Autobauer hat sie mit finanzieller Unterstützung dazu gebracht, auf die neue Technologie zu setzen. Auch die ausländischen Autofirmen wurden dazu angehalten, Modelle zu entwickeln. Chinas Premierminister Wen Jiabao höchstpersönlich gab die Zielmarke aus, dass bis 2015 eine halbe Million Elektroautos auf Chinas Straßen unterwegs sein sollten. Noch einmal fünf Jahre später sollten es sogar fünf Millionen sein.

Doch dieses ehrgeizige Ziel werden die Chinesen kaum einhalten. Wie aus einer aktuellen McKinsey-Studie hervorgeht, wurden in der Volksrepublik seit 2009 gerade einmal 6700 Elektroautos verkauft. Bisher ist der chinesische Markt für Elektroautos über erste Anfänge nicht hinausgekommen, resümiert Axel Krieger, Leiter der Studie.

Einer konsequenten Industriepolitik, massiven Kaufanreizen und ambitionierten Infrastrukturausbauplänen zum Trotz. Obwohl sie staatlich gefördert werden, seien Elektroautos in der Anschaffung noch immer um rund 150 Prozent teurer als Benzinfahrzeuge. Krieger rechnet damit, dass Batteriefahrzeuge erst 2020 wirtschaftlich wettbewerbsfähig werden.

Jeder verwendet andere Steckdosen

Das Hauptproblem bleibt die geringe Reichweite: Obwohl chinesische Autofirmen wie BYD bei der Entwicklung von Hochleistungsbatterien führend sind, ist es auch ihnen bislang nicht gelungen, Akkus anzufertigen, die länger als 160 Kilometer Energie haben. Das finden auch chinesische Autofahrer nicht attraktiv. Ein weiteres Problem ist hausgemacht: Die Regierung hat zwar 2010 gefordert, dass sich die chinesischen Autobauer auf einen Standard bei den Steckdosen einigen. Bislang ist aber wenig geschehen.

Ein Rundgang Ende April auf der Pekinger Automesse zeigt: Sie nutzen alle unterschiedliche Stecker. Da ist die europäische Konkurrenz sehr viel weiter. Deswegen geht es auch beim Ausbau der Infrastruktur nur schleppend voran: 130.000 Ladestationen sollen landesweit im Jahr entstehen, 2011 waren es erst 16.000.

Auch wenn die chinesische Regierung am Elektroauto festhält – Premierminister Wen räumt ein, dass man sich nicht mehr sicher sei, ob das eigentliche Ziel erreicht werde. Und auch bei den ausländischen Autobauern macht sich Ernüchterung breit. Daimler aus Deutschland etwa arbeitet seit 2010 gemeinsam mit BYD am Denza, einem speziell auf chinesische Kunden zugeschnittenen E-Auto. Er soll im zweiten Halbjahr 2013 in Produktion gehen. Doch im Unternehmen wachsen Zweifel, ob er sich gut verkaufen lässt. Bei der Präsentation auf der Automesse gab Daimler-Chef Dieter Zetsche zu: „Das ist ein Marathonlauf, und es ist Hartnäckigkeit gefragt.“

Und doch zeigt die chinesische Industriepolitik ihre Ergebnisse: Was sich zunehmender Beliebtheit erfreut, sind sogenannte Plug-in-Hybrid-Modelle, in denen ein Verbrennungsmotor elektrische Energie erzeugt, mit der die Batterie aufgeladen wird. Diese Autos fahren mit einfachen Batterien bis zu 40 Kilometer elektrisch, bevor sie in den Benzinmodus schalten und dabei die Batterie wieder aufladen. Im Vergleich zum rein mit Batterie betriebenen Elektroauto oder auch zum bisherigen Hybridfahrzeug sind sie um einiges günstiger. Möglicherweise unterstützt durch staatliche Regulierung, werde sich schon ab 2014 ein Markt dafür entwickeln, glaubt Christian Malorny von McKinsey.

Doch auch dabei handelt es sich lediglich um eine Übergangstechnologie, an deren Ende das rein elektrische Fahren mit Batteriefahrzeugen stehen wird, wie Malorny betont. Für China sei das reine Elektroautomobil die einzige Möglichkeit,  seine brennenden Energie- und Umweltfragen dauerhaft zu lösen.

Auf einen Blick

Weil China weder bei Luxusautos noch bei Mittelklassewagen international konkurrenzfähig ist, wollte die Regierung die Nummer eins bei Elektroautos werden. Bis 2015 sollten eine halbe Million Elektroautos auf Chinas Straßen unterwegs sein. Doch es sieht so aus, als würden die Chinesen ihr Ziel verfehlen.

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