Absolvent verklagt Eliteuni: "Leben und Karriere verpfuscht"

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Faiz Siddiqui studierte in Oxford. Den Unterricht bezeichnet er als "entsetzlich schlecht" und "nachlässig". Jetzt prozessiert er gegen die Eliteuni.

Zusammen mit Cambridge und der London School of Economics gehört Oxford zu den britischen Eliteuniversitäten. Zahlreiche Nobelpreisträger und britische Politiker brachte die Uni hervor. Ein Qualitätsbeweis. Doch Absolvent Faiz Siddiqui machte seine eigenen Erfahrungen und dafür soll Oxford jetzt.tief in die Tasche greifen. Nicht weniger als eine Mio. Pfund (knapp 1,2 Mio. Euro) will der heute 38-Jährige erstreiten. Es soll eine Entschädigung sein für den aus seiner Sicht „entsetzlich schlechten“ und „langweiligen“ Unterricht.

Notenschnitt als Problem

Weil er vor 16 Jahren anstatt mit First (1st; entspricht einem Sehr gut) lediglich mit Upper second („2:1“; entspricht der Note Gut) abschnitt, hätte ihm folglich der große berufliche Durchbruch als Jurist nicht gelingen können, wie „orf.at“ berichtet. Sein Leben und seine Karriere seien mit dem Abschluss im Juni 2000 „verpfuscht“ worden. „Schuld“ an seiner wenig zufriedenstellenden Gesamtnote sei „nachlässiger Unterricht“ im Fach Indische Geschichte gewesen.

Schlaflosigkeit und Depressionen

Einem Bericht der „Sunday Times“ zufolge soll Siddiqui unter Schlaflosigkeit und Depressionen leiden. Sein Rechtsanwalt Roger Mallalie erklärte vor Gericht, die schlechtere Note habe seinem Klienten die „Chance auf den Karrieresprung genommen“, um ein „äußerst erfolgreicher Anwalt“ zu werden.

Qualität des Unterrichts

Die Universität Oxford gibt an, dass der Klage die Grundlage schon allein deswegen fehle, weil zwischen Abschluss und Klage zu viele Jahre vergangen seien. Zwar räumte die Eliteuni ein, dass es bei der Durchführung des Moduls, das Siddiqui besuchte, „Schwierigkeiten“ gegeben habe. So sei die halbe Belegschaft, die damals das Fach Geschichte Asiens unterrichtete, für Forschung freigestellt und entsprechend nicht anwesend gewesen.
Der Professor, der ihn damals unterrichtete, sei unter „unerträglichem Druck“ gestanden, sagte Siddiqui. Das habe sich auf die Qualität des Unterrichts ausgewirkt.

Anspruch auf Entschädigung?

Der Anwalt Siddiquis argumentierte, dass der personelle Engpass damals lange voraussehbar gewesen sein musste. Beleg dafür sei auch das Abschneiden der damaligen Kommilitonen: 13 von 15 Studierenden hätten in diesem Kurs ihre schwächste Note bekommen. Ein Umstand, auf den auch Siddiquis Anwalt verwies: „Offensichtlich war der Unterrichtsstandard inakzeptabel.“ Nicht nur sein Mandant habe angesichts dieses systemischen Problems Anspruch auf Entschädigung, sondern alle Betroffenen. Unterliegt die Eliteuni im Rechtsstreit mit dem Absolventen, könnte es danach weitere, entsprechende Klagen geben. Mit einem Urteil wird noch im Laufe des Monats gerechnet.


>>> Guardian.com

>>> Thetimes.com

(red.)

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