Speed kills - auch das größte Vermögen

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Zwei Brüder erben je sechs Mrd. Dollar. Fünf Jahre später ist einer die Hälfte los, der andere ist reicher denn je.

Es klingt wie ein Märchen: Als Israels reichster Mann vor fünf Jahren starb, sollte sein Vermögen so exakt wie möglich geteilt werden, um nur ja keinen der beiden Söhne zu bevorzugen. Anwälte und Steuerberater brüteten Wochen darüber, wie das Schifffahrtsimperium von Sammy Ofer, seine Tanker und Container, aber auch seine Picassos und Van Goghs fair halbiert werden könnten.

Das Los entschied, welche Hälfte der Ältere, Eyal, und welche der Jüngere, Idan, mit nach Hause nehmen sollte. Es war eine friedliche, exklusive Lotterie. Schließlich war jedem ein sechs Mrd. Dollar schwerer Jackpot sicher. Fünf Jahre später zeigt sich, dass es Fortuna doch nicht gleich gut mit beiden meinte. Während Eyals Vermögen von sechs auf 8,6 Mrd. Dollar anwuchs, ist Idan um drei Mrd. ärmer.

Das hat nur zum Teil damit zu tun, wer welche Hälfte gezogen hatte, der große Unterschied liegt wohl im Charakter der beiden Brüder. Eyal ging stets auf Nummer sicher, kaufte exklusive Hotels und Bürotürme in Europa und den USA. Er gilt als disziplinierter Geschäftsmann, dessen größtes Ziel es ist, seinen Kindern ein solides Imperium zu überlassen. Hat das Glück also einfach den Richtigen erwischt?

Gut möglich, denn sein jüngerer Bruder, Idan, eignet sich eher zum „Bösen“ in der Geschichte. Den Vorwurf, über enge Kontakte zu israelischen Politikern billig an Staatsfirmen gekommen zu sein, dementierte er stets. Dennoch war es sein Name, der 2011 auf den Plakaten stand, als die Israelis auf die Straßen gingen, um gegen die korrupte Elite zu protestieren.

Idan nahm es gelassen, doch sein Bild in der Öffentlichkeit sollte ihn später noch einmal einholen. Kurz nach seinem Uni-Abschluss kaufte er im Namen der Familie die Israel Corp. Holding. Ihr Herzstück: der Düngemittelerzeuger Israel Chemicals. Die Holding sollte auch nach dem Tod des Vaters Idan gehören – und ihm letztlich große Verluste bescheren. Denn als die Preise für Kalidünger in den Keller fielen und Idan das Unternehmen abstoßen wollte, waren ihm die israelischen Behörden nicht (mehr) so freundlich gesinnt und verhinderten den Deal.

In die sichere Welt der Luxusimmobilien, in der sein Bruder reüssierte, wollte er auch danach nicht. Er suchte das Risiko, die raschen Gewinne – und verlor öfter, als er gewann. Idan investierte in den Elektroautopionier Better Place, kurz bevor dieser Konkurs ging. Er setzte auf Erdöl aus der Tiefsee, kurz bevor der Ölpreis verfiel. Idan nimmt seine Rückschläge sportlich. „Ich bin nicht glücklich, wenn ich das sehe“, sagt er. „Aber ich bin es gewöhnt.“ Und ein paar Mrd. bleiben ihm ja noch. Zum Leben wird das schon reichen.

matthias.auer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2017)

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