Milliardär Plattner spendiert Potsdam ein Museum

Hasso Plattner, Millardär und Mäzen
Hasso Plattner, Millardär und MäzenAPA/dpa/Uli Deck
  • Drucken

Potsdam bekommt mit einem wiederaufgebauten Barockpalais eine weitere Attraktion: das Museum Barberini. SAP-Mitbegründer Hasso Plattner will mit dem Haus, dass über eine Stiftung finanziert wird, an Kunst interessierte Menschen aus der ganzen Welt ansprechen.

Es ist das größte Geburtstagsgeschenk, dass sich der deutsche Software-Milliardär und Kunstmäzen Hasso Plattner selbst macht. Zu seinem 73. Geburtstag am kommenden Samstag (21. Jänner) öffnet das von Plattner gestiftete Kunstmuseum Barberini. Am Freitag ist bereits große Prominenz eingeladen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird erwartet.

Potsdam bekommt mit dem wiederaufgebauten Barockpalais eine weitere Attraktion: Der Alte Markt erstrahlt langsam wieder im barocken Glanz. Für sein Engagement wird Kunstmäzen Plattner am Freitag mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Potsdam ausgezeichnet.

Die Spannung ist groß: Was zeigt das Museum künftig, zieht es Berliner Museumsgänger an, gelingt es Museumschefin Ortrud Westheider, kunstpolitische Akzente zu setzen, von denen in der Szene schon gesprochen wird? "Schau'n wir mal - wir fangen ja gerade erst an", raunt Museumssprecherin Johanna Köhler geheimnisvoll. Natürlich hoffe man auch auf kunstinteressierte Ausflügler aus Berlin, sagt sie. "Ich denke aber nicht, dass sich das gegenseitig das Wasser abgräbt, sondern im Gegenteil, sich gegenseitig stützt."

"Es wird großartig", hatte Plattner immer wieder geschwärmt. Schon Ende November, als Besucher eine Woche lang in das noch leere Museum durften, war der Andrang riesengroß - und auch die Begeisterung. "Das schönste Berliner Museum steht in Potsdam", brachte einer der rund 24.500 Besucher das Urteil vieler auf den Punkt. Und manche waren zu Tränen gerührt über das Entstandene.

Derzeit werden unter großer Geheimhaltung die ersten Schauen vorbereitet. Westheider vereint Werke von Monet oder Renoir unter dem Thema "Impressionismus. Die Kunst der Landschaft". In der zweiten Ausstellung geht es um die Klassiker der Moderne mit Werken von Liebermann, Munch und Nolde. Leihgaben aus Israel, Paris oder St. Petersburg kommen dafür nach Potsdam.

Bill Gates schickt ein Bild

Plattner öffnet dafür auch seine Privatsammlung. "Das ist eine Sammlung, die reicht von den Alten Meistern bis heute und hat einen starken Schwerpunkt im Impressionismus und insbesondere in den impressionistischen Landschaften", erklärt Köhler. Aber neben Museen steuern auch andere Privatsammler Kunstwerke bei. Plattner hatte angekündigt, dass auch Microsoft-Gründer Bill Gates ein Bild nach Potsdam schickt.

Der SAP-Mitbegründer Plattner will mit dem Haus, dass über eine Stiftung finanziert wird, an Kunst interessierte Menschen aus der ganzen Welt ansprechen. Es mache ihn stolz, anderen zu zeigen, womit er sich im Stillen neben seiner Arbeit als Wissenschafter und Unternehmer beschäftige, hatte der Software-Milliardär im April vergangenen Jahres gesagt.

Mittel aus Aktienverkäufen habe er über Jahrzehnte in Kunst investiert, berichtete Plattner. Beim Ankauf habe er sich immer auf seinen eigenen Geschmack verlassen, betonte er. Auch etwa 80 Werke von DDR-Künstlern, unter anderem von Willi Sitte, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer oder Werner Tübke, sind dabei, außerdem gehören etwa 250 Impressionisten dazu.

Drei Ausstellungen pro Jahr sind geplant, mit Bildern aus Plattners Sammlung und von Museen aus ganz Europa. Hinter der originalgetreu wiederhergestellten Fassade eines Barockbaus - zu den Kosten für den Wiederaufbau gibt es keine Angaben - verbirgt sich ein moderner Museumsbau, mit insgesamt 2.800 Quadratmeter Fläche für Ausstellungen und Veranstaltungen. Allein die Ausstellungsfläche umfasst 2.200 Quadratmeter in sechs Meter hohen, lichtdurchfluteten Räumen.

Zuerst war die Aufregung groß

Um ein Haar hätte es dieses Museum aber gar nicht gegeben. Nachdem Plattner bereits Millionen für den originalen Wiederaufbau des preußischen Stadtschlosses spendiert hatte, wollte er eine Kunsthalle an prominenter Stelle in der Stadt bauen. Dafür hätte aber ein zu DDR-Zeiten entstandenes Hotel abgerissen werden müssen. Die Emotionen schwappten über, zahlreiche Potsdamer Bürger kämpften um den liebgewordenen 60 Meter hohen Plattenbau gegenüber dem Landtagsschloss. Plattner nahm von dem Vorhaben Abstand. Später entschied er sich für das Palais Barberini.

Es ist aber nicht damit zu rechnen, dass Plattner künftig schweigen wird, wenn es um die Gestaltung der Stadt geht. Das DDR-Hotel ist vom Palais aus weiter zu sehen, auch anderen Plattenbauten im Zentrum kann der Blick nicht ausweichen. Plattner will sich weiter zu Wort melden. Sein Wunsch: Europas einst vielleicht schönster Platz soll wieder erstrahlen. Mit seinen Millionen hat er ihn schon gehörig aufpoliert.

>>>http://museum-barberini.com

(Gudrun Janicke und Klaus Peters/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.