Dieser Analyst wird von seiner Branche gehasst wie kein anderer

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CHILE-FRANCE-ENERGY-SOLAR-POWER PLANTAPA/AFP/STEPHANE DE SAKUTIN
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Solarenergie könne nicht mit Erdgas konkurrieren oder dieses ersetzen, glaubt Gordon Johnson. Sie sei nicht in der Lage, Strom rund um die Uhr zu liefern und brauche Zuschüsse, um wettbewerbsfähig zu werden.

Als SolarCity von Elon Musk vor rund einem Jahr eine Reihe von Aktienanalysten einlud, um über die Zukunft der Solarbranche zu schwärmen, fehlte von Gordon Johnson jede Spur. Es scheint so, als sei der 36-jährige Analyst von Axiom Capital Management Inc. nicht eingeladen gewesen. Das war womöglich kein Versehen - es passiert ihm ständig.

„Jeder hasst mich“, sagt der New Yorker Analyst im Spaß. Er gesteht jedoch seinen Ruf als notorischer Pessimist der Solarbranche ein. Denn grundsätzlich sind die Analysten, die sich den Sektor ansehen, mit Blick auf die langfristigen Aussichten recht positiv eingestellt. „Unternehmen mögen mich nicht, weil ich ihre Aktien mit Verkaufen bewerte.“

Wie sich herausstellte, lag Johnson mit seiner Meinung über SolarCity, das im vergangenen Jahr von Tesla Inc. übernommen wurde, richtig. Das galt davor auch bei SunEdison Inc., den inzwischen bankrotten Giganten für umweltfreundliche Energien. Er prognostizierte zudem Probleme bei SunPower Corp. Jahre zuvor. Manchmal allerdings beschert ihm sein Pessimismus auch selbst Ärger, beispielsweise als er einst First Solar Inc. gegenüber zu lange negativ eingestellt blieb.

Gute Erfolgsbilanz

Trotz seiner grundsätzlich guten Erfolgsbilanz “neigen die Leute dazu, nicht auf ihn zu hören”, sagt Michael Morosi, Analyst bei Avondale Partners LLC in Nashville. Dieser Tage hat Johnson nahezu alle Aktien, die er beobachtet, mit einem Verkaufsurteil versehen, darunter auch einige Titel aus der Stahlbranche.

Johnson glaubt, dass der neue US-Präsident Donald Trump - der sich im Wahlkampf gegenüber erneuerbaren Energien kritisch gezeigt hatte – versuchen könnte, Bundes-Zuschüsse für Solarenergie zurückzuziehen. „Das würde sich auf erneuerbare Energien stark negativ auswirken, besonders Solar“, sagt er. Eine Steuerreform würde ebenfalls belasten.
Investoren teilen offenbar seine Befürchtung. Der Bloomberg Global Large Solar Energy Index ist seit der Wahl von Trump bis zum vergangenen Freitag um rund 5,6 Prozent gefallen, während der breitere S&P 500 Index um 9,8 Prozent zulegen konnte.

Bündnis mit Hedgefonds als Vorwurf

Johnson gilt bereits seit seiner Zeit bei Lehman Brothers vor einem Jahrzehnt als Solar-Skeptiker. Die Unternehmen, die er beobachtet, mögen ihn ebenso wenig wie andere Solar-Analysten. Einige Beobachter sehen ihn als Verbündeten von Hedgefonds und anderen Leerverkäufern, die seine Kunden sind.

„Bewertungen werden am besten ohne eine vorherrschende Neigung vorgenommen“, sagt Analyst Brad Meikle von Craig-Hallum Capital Group LLC in San Francisco. „Es ist ziemlich klar, dass Gordon eine ziemlich negative Sicht auf die Branche der erneuerbaren Energien hat.”
Johnson weist derartigen Aussagen zurück. “Es gibt kein Glück, wenn man eine Short-Wette ausruft”, sagt er. „Mein Boss hat kein Problem mit meiner negativen Einstellung. Das einzige, was ihn interessiert, ist, dass ich Gebühren einsammele.“ Er habe rund 400 Kunden, hauptsächlich Hedgefonds, gibt er zu.

Johnsons abweichende Einschätzung zum Sektor geht nach eigenen Angaben auf zwei einfache Thesen zurück: Solarenergie könne nicht mit Erdgas konkurrieren oder dieses ersetzen – weil sie nicht in der Lage sei, Strom rund um die Uhr zu liefern, und weil sie Zuschüsse gebraucht habe, um wettbewerbsfähig zu werden.

Im April, als die SolarCity-Aktie bei fast 34 Dollar gehandelt wurde, kam Johnson zu dem Schluss, dass der Wall- Street-Liebling unter anderem mit einem unhaltbaren Schuldenberg zu kämpfen habe. Zwei Monate späten eilte Tesla von Musk zur Rettung und gab den Kauf des Unternehmens bekannt. Zum Abschluss der Transaktion kam es im November, die Aktie wurde dabei mit weniger als 21 Dollar bewertet.

(Bloomberg)


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