Michael O’Leary kündigt an, die Preise weiter zu senken. In Zukunft wolle man nur noch an den Extras wie Essen an Bord oder Kofferaufgabe verdienen.
Ryanair-Chef Michael O’Leary macht wieder von sich reden. In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ kündigt er an, dass Ryanair plane „Tickets irgendwann ganz kostenlos abzugeben.“ Verdienen wolle man dann nur noch an den Extras – etwa Essen an Bord, Sitzplatzreservierungen oder Kofferaufgabe: „Daraus erzielen wir jetzt schon 30 Prozent unserer Einnahmen“, so O'Leary. Im Schnitt liegen man mit den Preisen 40 Prozent unter der Konkurrenz.
„Im Geschäftsjahr 2016/2017 haben wir unsere Preise um 14 Prozent gesenkt. Aber es kann künftig noch billiger werden. Wir bekommen nächstes Jahr 40 neue Flugzeuge mit mehr Sitzen und weniger Spritverbrauch, die wir vor einigen Jahren zu einem günstigen Dollarkurs bestellt haben. Das senkt die Kosten.“, erklärt O'Leary gegenüber der „FAZ“. Außerdem könne man immer mehr Größenvorteile ausspielen, also die Fixkosten auf mehr Passagiere verteilen.
„Unsere Verwaltung hat nur 600 Mitarbeiter“
Das Geheimnis seines Erfolges erklärt er mit der Effizienz des Unternehmens: Es gebe nur einen Flugzeugtyp, keine Business-Klasse, die Flugzeuge würden tagsüber nur 25 Minuten am Boden stehen, bevor es weitergeht. Und: „ Unsere Verwaltung hat nur 600 Mitarbeiter, die von Lufthansa 5000. Und trotzdem sind wir mittlerweile die größte Fluglinie Europas.“
Angesprochen auf niedrige Löhne und wenig Rechte für seine Angestellten meinte der Ryanair-Chef: „„Wir zahlen wettbewerbsfähige Löhne. Niemand ist gezwungen, bei uns zu arbeiten und trotzdem wollen es viele: Wir haben eine Warteliste für Piloten, da stehen 3000 drauf.“
In Deutschland sieht O'Leary große Chancen durch die Krise von Air Berlin. Die Fluggesellschaft werde schleichend verschwinden, „Verbindungen werden eingestellt und die Preise bleiben hoch. Da können wir Schritt für Schritt mit günstigen Tickets hineingrätschen. Unser Marktanteil in Deutschland wird sich in zwei bis drei Jahren auf 20 Prozent verdoppeln.“
»In ein paar Jahren wird es auf den kurzen und mittleren Strecken nur noch Billigflieger geben«
Michael O’Leary
Außerdem übt O'Leary Kritik daran, dass in Berlin nach der Eröffnung des neuen Flughafens die anderen Flughäfen geschlossen werden: „Metropolen wie London oder Paris, selbst Mailand, haben auch mehrere Flughäfen, warum nicht die deutsche Hauptstadt? Die Schließung will doch vor allem Lufthansa, damit wir Konkurrenten nicht so viele Landerechte bekommen“: Dennoch ist O'Leary überzeugt: „In ein paar Jahren wird es auf den kurzen und mittleren Strecken nur noch Billigflieger geben“.
(Red.)