Vom Leben und Leiden des Büromenschen

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Was treiben österreichische Angestellte so an ihrem Arbeitsplatz? Eine Umfrage hat es schonungslos aufgedeckt.

Immer schon haben wir es geahnt, befürchtet, insgeheim gewusst: Die Klischees über den Alltag des österreichischen Büromenschen sind allesamt wahr. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Die Meinungsforscher von Marketagent haben Tausende Schreibtischwesen repräsentativ befragt, was sie am gestrigen Arbeitstag so getrieben haben. Also: Wir fangen verdammt früh an, im Schnitt um 07:40 Uhr. Weil zu dieser morgendämmrigen Stunde das Geschäftsleben meist noch ruht, starten wir gerne mit einem ersten Kaffee oder einem Plausch mit Kollegen (immerhin acht Prozent frühstücken gar am Ort des beruflichen Geschehens). Dann jedoch werden wir laut Eigeneinschätzung richtig produktiv – allerdings nur bis zur obligaten Mittagspause. Fast jeder Zweite lässt sich während der langweiligen Arbeit vom Radio in eine angenehme Geräuschkulisse hüllen.

Zur Abwechslung ziehen wir uns zwei Stunden lang in Besprechungen zurück. Dort sitzen wir aber die meiste Zeit (60 Prozent) inaktiv herum, tragen also selbst nichts bei. Dennoch sind wir um 16:29 Uhr, wenn der Median-Angestellte in den Feierabend abrauscht, zwar selten richtig erschöpft (zehn Prozent), aber doch rechtschaffen müd (39 Prozent). Außer am Freitag, da fühlen wir uns plötzlich viel frischer. Wohl deshalb, weil wir uns schon um Schlag drei am Nachmittag ins Wochenende stürzen.
Ein paar Hinweise für die Chefs: Keine Sorge, wir mögen euch eh. Über unfreundliche oder faule Kollegen ärgern wir uns doppelt so oft wie über euch. Dafür könnt ihr ruhig ein Auge zudrücken, wenn die Jüngeren unter uns satte 52 Minuten täglich in sozialen Netzwerken rumhängen, SMS schreiben, privat telefonieren und im Netz surfen. So kommen wir auch ohne Gesetz und Klassenkampf auf eine 35-Stunden-Woche. Aber macht deshalb keinen Stress, ihr Chefs, sonst gehen wir. Unzufrieden sind jetzt schon viele – je größer die Firma, desto eher. Bei Weitem am besten drauf sind die One-Man-Shows. So bleibt als Tipp für all jene, die es nicht mehr freut: Macht euch selbstständig!

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2017)


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