Fußballfans unter sich - oder wie ein Topmanager über einen Brief stolperte

Klaus Kleinfeld
Klaus KleinfeldReuters
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Der deutsche Topmanager Klaus Kleinfeld ist nicht mehr länger Chef beim US-Konzern Arconic. Grund dafür ist ein mehrdeutiger Brief, adressiert an den Hedgefonds-Manager Paul Singer.

Es war ein folgenreicher Brief, den Klaus Kleinfeld an den Fußballfan Paul Singer, zugleich auch Chef des berüchtigten US-Hedgefonds Elliott, schrieb. Kleinfeld, ehemaliger Siemens-Chef und zuletzt Chef des US-Metallkonzerns Arconic, schreibt im Brief, auch er sei vom Sport begeistert. Und erzählt darin, dass ihm Geschichten zu Ohren gekommen seien, wonach Singer 2006 bei der WM in Berlin ausgelassen gefeiert habe - ja, es sei geradezu "legendär" gewesen. Unter anderem lässt sich aus dem Brief - den Elliott online stellte - herauslesen, dass Singer in einem Brunnen das Lied „Singing in the Rain“ intonierte. "Gemeint war das Schreiben eigentlich als Gesprächsangebot", schreibt zumindest das "Handelsblatt". Stattdessen bewirkte es aber das Gegenteil: Kleinfeld nahm bei Arconic den Hut.

Das New Yorker Investmenthaus Elliott ist wegen seiner aggressiven Einmischung in Management-Belange gefürchtet, auch Kleinfeld äußert im Brief Unmut darüber. Singers umstrittene Methoden sind berüchtigt. Seine Fonds spekulieren gerne gegen Firmen und Staaten in Notlagen. Die argentinische Regierung prägte in einem jahrelangen Schuldenstreit mit Elliott den Begriff "Geierfonds".

Erpressungsversuch?

Hedgefonds aus Singers Elliott-Imperium, die nach eigenen Angaben mehr als zehn Prozent an Arconic halten, hatten Kleinfeld wegen angeblich schwacher Renditen und Aktienkursentwicklungen schon länger ins Visier genommen und mit einer aufwendigen Kampagne die restlichen Aktionäre zur Revolte gegen die Konzernführung aufgerufen. Nun hat man mit dem Brief einen Anlass gefunden, Kleinfeld endgültig loszuwerden: Denn das Schreiben kann auch als Erpressungsversuch gelesen werden.

Der Konzern gab vergangene Woche die "einvernehmliche" Trennung von Kleinfeld bekannt. Der Brief sei "unautorisiert" gewesen und habe "schlechtes Urteilsvermögen" gezeigt, hieß es in der Mitteilung dazu. Kleinfeld selbst ließ Anfragen zum Konflikt mit Elliott und seinem Rücktritt bei Arconic bisher unbeantwortet. Um Kleinfelds berufliche Zukunft müsse man sich jedenfalls "keine Sorgen machen", der frühere Siemens-Chef habe bereits mehrere Jobangebote auf dem Tisch.

Kleinfeld hatte 2008 zunächst den Spitzenjob beim US-Aluriesen Alcoa übernommen und war nach dessen Aufspaltung im November 2016 zu Arconic gewechselt.

>>> Der Brief als PDF

(Red./APA)

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